Der Kinder- und Jugendring hat am 22. Juni ein Jugendforum und im Juni eine Jugendbefragung durchgeführt, “um die Möglichkeiten der Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bochum zu verbessern”. Die Ergebnisse vom Jugendforum und von der Jugendbefragung wurden den Mitgliedern des Rates und den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses in einem offenen Brief jetzt mitgeteilt. Hierin heißt es: »Der Landesjugendring NRW hat mit Unterstützung des Jugendministeriums NRW die Kampagne „umdenken – jungdenken! Frische Ideen für NRW“ gestartet, um für eine eigenständige Jugendpolitik zu werben. Da die Partizipation von Kindern und Jugendlichen bei allen sie betreffenden Fragen und Angelegenheiten ein wichtiges Anliegen der Kinder- und Jugendarbeit in Bochum ist, beteiligt sich der Kinder- und Jugendring an der Kampagne des Landes-ugendrings. Zusätzlich zu den „alltäglichen Formen“ der Beteiligung und Selbstorganisation in den Jugendverbänden und in den Jugendfreizeithäusern sollen neue Formen der Partizipation ausprobiert werden.
Der Jugendring hat am 22. Juni 13 ein Jugendforum im Falkenheim organisiert und im Juni eine Jugendbefragung durchgeführt.
Jugendforum am 22. Juni 13:
Zum Jugendforum waren Jugendliche ab 15 Jahren eingeladen, ihre Erfahrungen, ihre Kritik und ihre Ideen und Vorstellungen für ein besseres Leben in Bochum einzubringen und mit anderen Jugendlichen zu diskutieren.
Über 50 Jugendliche haben am Jugendforum teilgenommen und in vier Workshops mit den Themen „Migrationserfahrungen“, „Sexuelle Vielfalt“, „Schule, Ausbildung und Inklusion“ und „Kultur & Streetart“ gearbeitet.
Die wichtigsten Ergebnisse des Jugendforums möchten wir Ihnen hier vorstellen:
Die beteiligten Migrantenjugendlichen aus dem Stadtteil Laer berichteten von ihren Diskriminierungserfahrungen (von den Ordnungsbehörden werden regelmäßig Platzverweise erteilt, wenn sich eine Gruppe Jugendlicher im Stadtteil trifft) und dass es keinen Treffpunkt für Jugendliche im Stadtteil – mit Ausnahme des Jugendfreizeithauses Laer – gibt. Ganz konkret forderten die Jugendlichen deshalb, dass das Jugendfreizeithaus Laer an Wochenenden länger geöffnet haben soll und sie wünschen sich einen selbstorganisierten „Jugendcontainer“ – wie es einen am Stadtteilzentrum Dahlhausen gibt – für Laer. Dieser Jugendcontainer sollte an das Jugendfreizeithaus angebunden werden. Sollte es jedoch nicht möglich sein, einen Container zu beschaffen, so müsste zumindest ein Unterstand als Treffpunkt für Jugendliche eingerichtet werden.
Die Gruppe „Schule, Ausbildung und Inklusion“ bemängelte die schlechte Ausstattung der meisten Schulen und wünschte sich neben einer besseren technischen und räumlichen Ausstattung auch mehr Demokratie im Verhältnis Schüler_innen und Lehrer_innen und mehr Vertrauens- und Unterstützungslehrer_innen.
Die Jugendlichen des Workshops „Sexuelle Vielfalt“ berichteten ebenfalls über ihre Diskrimierungserfahrungen und alltägliche Formen der Beleidigung. Sie wünschen sich eine Auseinandersetzung und Reflexion in allen pädagogischen Bereichen – auch als Thema im Schulunterricht und fest verankert in der Lehrerausbildung. Für Bochum wünschen sie sich ganz besonders ein Discoangebot für homosexuelle Jugendliche unter 18 Jahren.
Der Workshop „Kultur & Streetart“ setzte sich kreativ mit dem Thema auseinander und sprayte Kritik und Wünsche auf große Holztafeln. Die Jugendlichen wünschen sich mehr Angebote für die Gruppe der 12- bis 16-jährigen, mehr kostenfreie oder doch deutlich günstigere Kulturangebote und mehr freizugängliche Sportangebote ohne Vereinszugehörigkeit.
Jugendbefragung im Juni
Etwa 500 Jugendliche aus den Reihen der Alevitischen Jugend, dem BDKJ und der Evangelischen Jugend sind im Juni mit Hilfe eines Fragebogens befragt worden, um herauszufinden, ob Bochum attraktiv für junge Menschen ist und wie die Situation von Jugendlichen in unserer Stadt verbessert werden kann.
Die Frage nach der Attraktivität von Bochum für junge Menschen wird von 75 % der Befragten als „mittelmäßig“ bewertet. Sehr gut bewertet wurden von den Jugendlichen die Freizeitangebote – insbesondere die Angebote des eigenen Jugendverbandes.
Viele Freizeitmöglichkeiten („Dass Bochum so grün ist“, der Ferienpass, Jugendhäuser, Weitmarer Holz, Kemnader See, Spielplätze, Discos, Bergbaumuseum, Westpark, Erzbahntrasse, Tierpark, ..) die Kultureinrichtungen (Starlight Express, Jahrhunderthalle, Schauspielhaus, Kinos, Bochum total, Zeche..) die Sportmöglichkeiten (Sportvereine, Revierpowerstadion, Minigolf, Fußballplätze, Schwimmbäder..) und auch die Innenstadt mit dem Bermuda-Dreieck, den Einkaufsmöglichkeiten, den Cafès und Restaurants sowie die gute Anbindung an den ÖPNV werden von den jugendlichen Befragten positiv bewertet.
Zur Frage: Was fehlt Dir? antworteten die Jugendlichen: Orte und Plätze, an denen sie gerne gesehen sind und darüber hinaus: einen Skaterpark, freizugängliche Fußballplätze, Musikworkshops, Theaterangebote für Jugendliche, mehr Schwimmbäder, Grillplätze, eine Eisporthalle oder Inlinerhalle, eine Disco für 12-16jährige und mehr finanzielle Unterstützung für Jugendangebote in Jugendverbänden und Jugendfreizeithäusern.
Mit der schulischen Situation zeigten sich die meisten Befragten einigermaßen zufrieden. Hier gab es aber auch die meisten Kritikpunkte und Änderungswünsche. Zur Frage „Was müsste in der Schule verbessert werden? wurde sehr oft gefordert, die Schulgebäude zu sanieren, die Toiletten müssten sauberer sein, die Klassenräume größer und bunt gestrichen werden, neue Stühle und Fenstergriffe für alle Fenster angeschafft werden, die Verpflegung in den Mensen und Cafeterien verbessert und auch die technische Ausstattung mit Smartphones / Laptops u.a. modernisiert werden. Viel Kritik gab es auch an den Lehrer_innen, die Vielen zu alt und zu wenig interessiert an den SchülerInnen sind, den Unterrichtsmethoden und dem großen Lerndruck durch G8 und Zentralabitur und der stark eingeschränkten Freizeit durch den langen Nachmittagsunterricht. Auch die Betreuung außerhalb des Unterrichts beispielweise in den OGSsen und durch AGs wurde als verbesserungswürdig bezeichnet. „Jede Schule sollte wie das Neue Gymnasium sein!“ wünschten sich die Jugendlichen.
Bei der Frage „Was müsste unbedingt geändert werden in Bochum?“ wurde der Wunsch nach einer besseren finanziellen Ausstattung für die Jugendarbeit, mehr Mittel für die Straßensanierung, für Baumaßnahmen und allgemein für die Verbesserung des städtischen Erscheinungsbilds genannt. Gewünscht worden ist auch eine höhere Identifikation mit dem VfL-Bochum, mehr Grünflächen statt versiegelter Flächen und der Abriss von leerstehenden Gebäuden. Außerdem sind die Jugendlichen der Meinung, dass die Schließung des Opelwerkes verhindert, die Arbeitslosigkeit gesenkt und Arme und Obdachlose besser unterstützt werden müssten. Dringend verbesserungswürdig sind auch die Angebote in den Schwimmbädern.
Mit Hilfe der Frage Was wünscht du dir besonders für unsere Stadt? hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Prioritäten zu setzen. Sie antworteten: bessere Fußballplätze, saubere Spielplätze, schöne Freibäder, mehr Jugendzentren, ein verbessertes Linienetz des ÖPNV mit vielen Querverbindungen, mehr finanzielle Mittel für Schulen und Jugendeinrichtungen, eine Eis-sporthalle, den Erhalt von Klassenfahrten und Ausflügen, mehr soziale Gerechtigkeit, kostenlose Freizeitangebote, eine schönere Innenstadt, den Aufstieg des VfL-Bochum und mehr Möglichkeiten zu „chillen“.
Am Ende des Fragebogens hatten die jungen Befragten Gelegenheit, PolitikerInnen etwas mit auf den Weg geben. Diese Möglichkeit hat jedoch nur ein Teil der Jugendlichen genutzt. Hier die Antworten:
Bochum könnte mehr Farbe gebrauchen
motiviert Jugendliche, wählen zu gehen
lasst einen Politiker mit ausländischen Wurzeln Bürgermeister werden!
setzt euch stärker für die Jugendlichen ein
interessiert euch für deren Meinung und investiert in Angebote und Projekte für Jugendliche
setzt euch für ein besseres Schulsystem ein, damit man wichtige Dinge für den späteren Beruf lernt
arbeitet an Bochums Image!
Einige Jugendliche lassen deutlich ihre „Politikerverdrossenheit“ spüren und gaben Statements wie „setzt eure Versprechen um“, „nicht reden, sondern handeln“, „sagt die Wahrheit“, „macht ehrliche Politik und habt mehr Volksnähe“ ab.
Sowohl im Jugendforum als auch bei der Jugendbefragung wurde deutlich, dass die Jugendlichen mit ihren Möglichkeiten in Bochum relativ zufrieden sind und eine hohe Identifikation mit „ihrer“ Stadt besteht. Sie sind interessiert an der Entwicklung der Stadt und bereit, sich mit eigenen Ideen und oft sehr konkreten Vorstellungen einzubringen.
Wir wünschen uns, dass die formulierten Forderungen und Wünsche der Jugendlichen ernst genommen werden und wir werden uns dafür einsetzen, dass diese wenigstens ansatzweise auch umgesetzt werden. Sehr dringend erscheint uns das Anliegen die Situation für (Migranten)jugendliche im Stadtteil Laer zu verbessern und zusätzliche Treffpunkte für junge Menschen zu schaffen. Auch die Einrichtung einer Disco für 12- bis 16-jährige und einer Disco für homosexuelle Jugendliche unter 18 Jahren sollte möglich sein.
Wir würden gerne mit Ihnen darüber diskutieren, wie die Ergebnisse des Jugendforums und der Jugendbefragung zu bewerten sind und wie durch konkrete Maßnahmen die Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bochum weiter verbessert werden kann.
Perspektivisch können wir uns gut vorstellen, das Jugendforum als Stadtteilforum in einigen Bochumer Stadtteilen fortzuführen, da der Stadtteil für viele Jugendliche noch „näher dran ist“ und der Bezug auf das direkte Lebensumfeld leichter fällt.«
Donnerstag 25.07.13, 14:12 Uhr
Jugendforum und Jugendbefragung des Stadtjugendringes