Volker Steude vom Bürgerbegehren gegen den Bau des Konzerthauses schreibt: »Noch ohne dass der erste Spatenstich überhaupt getan wurde, ist jetzt in aller Stille öffentlich gemacht worden, was alle wissen mussten, aber Rat und Verwaltung immer wieder gezielt ignoriert haben: Gemäß der aktuellen Planungen wird das Musikzentrum 4 Mio. Euro teurer als geplant. Im Betriebsausschuss für die Eigenbetriebe berichtete Architekt Kock, dass, wie bereits befürchtet, die Gründung des Baukörpers aufgrund von Hohlräumen im Boden für die Architekten eine besondere technische Herausforderung darstellt.
Damit die Kosten nicht vollends aus dem Ruder laufen, wurde zudem der gesamte Baukörper um 0,8m in der Länge und 1,3m in der Breite abgespeckt. Auch die Decken werden niedriger. Seminarräume und ein Education-Center wird es, entgegen aller früheren Beteuerungen und Ausführungen in Hochglanzbroschüren, ebenfalls nicht geben. Die Ausstattung wird billiger. Und doch liegen die geplanten Baukosten jetzt schon bei 37,298 Mio, statt der gedeckelten Obergrenze 33,3 Mio.. Jede Millionen, die das Musikzentrum zu teuer wird, muss die Stadt alleine tragen.
Hinzu kommen nach Auskunft von Chefplaner Allmeroth noch die Kosten für Leitungsverlegungen. Diese werden von den Stadtwerken mit zusätzlichen zehn- bis hunderttausend Euro gesponsert. Weiterhin wurde die Baumfällung nicht etwa dem Projekt Musikzentrum, sondern dem Grünflächenamt in Rechnung gestellt, um auch diese Kosten zu verschleiern. Auch die Tätigkeiten der Feuerwehr, die eigentlich auch gar nicht zum Aufgabenkreis dieser Institution gehören, wurden wohl nicht gegenüber dem Projekt abgerechnet.
Dass die 37,3 Mio. Euro noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sind, ist wohl kaum mehr zu leugnen. Für die Toiletten-Anlagen fehlt aufgrund der dramatischen Verkleinerung des Baukörpers jetzt der Platz. Sie sollen daher nun in einem Tiefgeschoss unter der Kirche untergebracht werden. Um die geforderte Barrierefreiheit zu erreichen, müsste diese Anlage dann allerdings mit einem teuren Fahrstuhl erschlossen werden.
Durch den kostenbedingten Schrumpfungsprozess des ohnehin gesichtslosen „Musikzentrums“, wird dieser baulich zudem wohl kaum attraktiver. Ohnehin hatte unlängst erst der ehemalige Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker und Vorgänger von Steven Sloane, Eberhard Kloke den Bau als überflüssige Fehlplanung gebrandmarkt.
An dem unsäglichen Kostengeschiebe erstaunt, dass es unlängst in der örtlichen Presse noch hieß, dass das Musikzentrum sogar noch größer werden könnte, wenn das Geld reicht. Jetzt wird offensichtlich: die Behauptung war wohl nichts weiter, als Teil einer durchsichtigen, städtischen Propagandaaktion, die von dem eigentlichen Kosten-Dilemma ablenken sollte.
Um den Kostenrahmen vielleicht doch nicht so deutlich zu überschreiten, soll das Projekt nun noch mal auf weitere Einsparmöglichkeiten untersucht werden. Ob sich letztlich für den angestrebten Kostenrahmen überhaupt Bauunternehmen finden, die bereit sind das Musikzentrum zu bauen, ist völlig offen. Ohne dass überhaupt mit den Ausschreibungen begonnen wurde, will man am 30.04. trotzig den Spatenstich durchführen. Die Verantwortlichen sind wohl der Meinung, wenn der Spatenstich erstmal gemacht ist, dann wird sich niemand mehr trauen, das Projekt aufzuhalten, auch wenn die Kosten danach noch so aus den Fugen geraten sollten.
Gregor Sommer, Sprecher des Bürgerbegehrens Musikzentrum, der die Sitzung des Betriebsausschusses für die Eigenbetriebe verfolgt hat, war erstaunt, mit welcher Gelassenheit die Lokalpolitiker den Bericht über die dramatische Kostensteigerung hingenommen haben. „Man hatte den Eindruck, keiner wunderte sich über die Kostenexplosion. An ihr Versprechen im Rat, die städtischen Kosten für das Musikzentrum sollten nicht mehr 2,4 Mio. Euro betragen, können sich die Ratsherren und –frauen vermutlich gar nicht mehr erinnern. Es ist wohl auch nicht davon auszugehen, dass sie jemals selbst daran geglaubt haben, dass man mit den budgetierten 2,4 Mio. auskommt. Das Projekt Musikzentrum sollte durchgeboxt werden, egal zu welchem Preis. Kaum zu glauben, aber am Ende gab es von den Ausschussmitgliedern sogar noch Applaus für die Kostenexplosion.“«
Zu dieser Meldung schickte Volker Steude folgendes Update:
« Nach Angaben des Kulturdezernent Townsend soll der aktuelle Vorplanungsentwurf nun doch im Kostenrahmen bleiben. Die Umsetzung des ursprünglichen in den Hochglanzbroschüren der Stadt angekündigten und vom Rat abgesegneten Entwurfes hätten zwar Kosten in Höhe von 37,3 Mio. verschlungen. Dieser Entwurf sei jedoch nunmehr bereits so weit abgespeckt worden, dass der Kostenrahmen in Höhe von 33,3 Mio. mit dem jetzt vorliegenden neuen Vorplanungsentwurf gehalten werden könne.
Ob dies wirklich der Fall ist, kann bezweifelt werden. Denn bis zur Ratsentscheidung am 03.12.12 hieß es auch, der ursprüngliche Entwurf sei im vorgegebenen Kostenrahmen von 33,3 Mio. zu realisieren, dies hätten angeblich zwei externe Kostenkalkulationen ergeben. „Auch konnte der Vortrag des Architekten Kock vor dem Ausschuss für die Eigenbetriebe der Stadt nicht so verstanden werden, dass die dort genannten Abspeckungen zur Folge hätten, dass statt 37,3 jetzt nur noch 33,3 Mio. Baukosten entstehen werden“, so Gregor Sommer, Sprecher des Bürgerbegehrens „Musikzentrums“, der in der Ausschusssitzung ebenfalls anwesend war. „Wir werden sehen, ob Towsend mit dem neuen Entwurf den Kostenrahmen wirklich halten kann, oder ob erneut abgespeckt werden muss.“
In jedem Fall bleibt fraglich, wie viel die jetzige Planung noch mit der Planung zu tun hat, über die die Ratsherren am 03.12.12 entschieden hatten. Der Baukörper wird 2,10m schmaler sein. Die szenografische Ausstattung wurde abgespeckt. Es wird entgegen der ursprünglichen Planungen keine Workshop- und Seminarräume, kein Education-Center und auch keine Räume für die Verwaltung der BoSy geben.«