»Am 21.03.2013 fand in Bochum die zusätzliche Belegschaftsversammlung statt. Einziger Tagesordnungspunkt: Beratung und Abstimmung über den „Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und Sanierung“. Nach einer ernsthaften und mit hoher Verantwortung geführten Debatte lehnten 76,1% der Bochumer IG Metall-Mitglieder den vorliegenden Tarifvertrag ab. 23,9% stimmten für Annahme des Vertrages. Die Wahlbeteiligung lag bei 70%. Heftig kritisiert wurde, dass der Tarifvertrag in Geheim- und Pseudoverhandlungen hinter dem Rücken der Bochumer Verhandlungsführer entstand. Auch die Bochumer Werksleitung war an diesen Gesprächen nicht beteiligt. In den offiziellen Verhandlungsrunden wurden lediglich die bereits „vorgekauten“ Verhandlungsergebnisse präsentiert: „Vogel friß oder stirb“ wurde verlangt.
Weitere Kritikpunkte:
- Gemäß Tarifvertrag soll die Bochumer Belegschaft dem Aus der Fahrzeugproduktion zustimmen.
- Gemäß dem Tarifvertrag kann ab 1. Januar 2015 in Bochum betriebsbedingt gekündigt werden.
- Die Nachtschicht mit 700 Beschäftigten sollte bereits bis Sommer 2013 aufgekündigt werden.
- Für 2.500 bis 3.000 Arbeitsplätze fehlen Perspektiven. Wenn zu wenige über Abfindung oder ATZ gehen, kann auch dann gekündigt werden.
- Die Verlängerung der Zafira-Produktion sichert wenige Arbeitsplätze, da ab 2015 die Produktion drastisch absinkt. Ab 2017 soll von der Belegschaft das Aus für die Zafiraproduktion akzeptiert werden.
- 1.200 Arbeitsplätze sollen insgesamt erhalten bleiben. Davon gibt es bereits 450 Arbeitsplätze im Ersatzteillager (Warehouse). Von den anderen zugesicherten Arbeitsplätzen kann sich das Unternehmen „freikaufen“. Nachzulesen im Tarifvertrag.
- Zugesagt sind 600 hochwertige Arbeitsplätze. Aber im Tarifvertrag fehlen verbindliche Zusagen.
Bekräftigt wurde die Forderung nach fairen und demokratischen Verhandlungen, an denen die Bochumer Verhandlungsführer beteiligt sind. Einerseits hat die Unternehmensleitung bestätigt, dass der vorliegende Tarifvertrag überarbeitet werden muss, aber das wurde gleichzeitig vom Unternehmen abgelehnt mit der Begründung: „Am Vertrag wird keine Kommastelle geändert!“
Kritisiert wurde, dass General Motors und der Opel-Vorstand wiederholt gegen bestehende „wasserdichte“ Verträge verstoßen haben. Die Produktion des Mokka war verbindlich für Opel-Antwerpen vereinbart. In Rüsselsheim werden die bestehenden Verträge im ITEZ „angepaßt“. Für Bochum war die Produktion des Astra zugesagt, und vieles mehr. Die Bochumer Belegschaft hat wenig oder gar kein Vertrauen zu den Zusagen des Managements.
Wir brauchen verbindliche Reglungen für diejenigen, die aus dem Betrieb ausscheiden wollen. 80% der Belegschaft wollen und müssen bei Opel bleiben. Für die gilt unsere besondere Verantwortung.
Die Opel-Belegschaft fordert eine verbindliche Perspektive für die Menschen, das Bochumer Werk und die Region. Dies wird mit dem vorliegenden Tarifvertrag nicht erreicht. 76% der Bochumer Belegschaft haben darum diesen Tarifvertrag abgelehnt.
Aktuelle Anmerkungen:
- Obwohl das Unternehmen mit Schreiben des Werksleiters M. Gellrich weitere Verhandlungen ablehnt, wird auf Wunsch des Unternehmens bereits heute wieder verhandelt.
- Der Auto-Experte Prof. Ferdinand Dudenhöfer hat erklärt, dass die vorzeitige Verlagerung des Zafiras ein wirtschaftlich zu hoher Schaden sei und darum unwahrscheinlich ist.
- NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin hat die Gespräche mit GM zu „Bochum Perspektive 2022“ verschoben und verlangt von GM klare Aussagen zur Zukunft des Bochumer Werkes.«