Dienstag 07.08.12, 22:02 Uhr

Die WAZ und Laurah Bohikott


Als sich das Bündnis „umFAIRteilen – Reichtum besteuern“ am letzten Freitag zum ersten Mal in Berlin mit einer Aktion in der Öffentlichkeit bemerkbar machte, haben fast alle Medien ausführlich darüber berichtet. Nur der WAZ war dies keine Zeile wert. Auch in der Bochumer Lokalausgabe der WAZ ist bisher nur in einer Mini-Meldung darauf hingewiesen worden,  dass Gewerkschaften, Sozialverbände und eine Reihe weiterer Organisationen wie Attac am 29. September zu einer ruhrgebietsweiten Demonstration in Bochum aufrufen. Radio Bochum und die Ruhr Nachrichten haben hierüber angemessen berichtet. Das ganze erinnert an eine Zensurgeschichte vor einem Vierteljahrhundert. Damals entstand eine der kreativsten oppositionellen Bewegungen in der Bundesrepublik: Der Volkszählungsboykott.  In der WAZ gab es die zentrale Anweisung über den Boykott nicht zu berichten. Die Direktive wurde auch konsequent durchgehalten, als ein paar Menschen aus dem ehemaligen Freiraum an der Wittenerstraße eine witzige Idee hatten. Schon Wochen vor der geplanten Volkszählung meldeten sie sich bei der zuständigen Stelle und teilten mit, dass sie im Erhebungszeitraum leider im Ausland seien. Sie baten darum, schon vorher den Fragebogen zu gekommen. Als Namen gaben sie u. a. an: Wolf (so hieß der WAZ-Chefredakteur) Watz, Runa Annen (der Name des Chefredakteurs der RN), Erika Depa, Francoise Rendezvous und Laurah Bohikott. An die heimischen Briefkästen wurden die Namen geklebt und schon bald flatterten die Fragebögen ins Haus.  WAZ, RN, DPA, FR und die TAZ bekamen die ihnen zugedachten Umschläge zugesandt und wurden zu einem Pressegespräch eingeladen. Die Frankfurter Rundschau berichtet in einem Vierspalter, wie fälschungsanfällig die Volkszählung ist. Nur die WAZ-Redaktion durfte über die Geschichte nicht berichten. Demonstrativ hing dafür dann monatelang der FR-Artikel an der Wand des Großraumbüros der Bochumer WAZ-Redaktion.