Freitag 08.06.12, 22:00 Uhr

Die Jahrhunderthalle – ein Millionengrab


Volker Steude, der Koordinator des Bürgerbegehrens zum Musikzentrum schreibt: »Welche Gründe sprechen dafür, dass die Stadt statt dem Land Eigentümerin der Jahrhunderthalle wird? Kann die Stadt die Jahrhunderthalle besser betreiben und die Gewerbeflächen besser vermarkten als das Land? Mit was für Folgen und Risiken ist der Kauf der Jahrhunderthalle für die Stadt verbunden? Was sagt die Kosten-Nutzen Kalkulation? Wo ist die Risko-Analyse?
Nur ein Argument spricht für den Kauf, Bochum bekommt im Gegenzug für die Übernahme 9,53 Mio. Euro Förderung für den Bau des Musikzentrums oder ein anderes Projekt.Doch diesen Tausch hat der Bund der Steuerzahler bereits als „Teuren Tausch – Musikzentrum gegen Jahrhunderthalle“ gebrandmarkt, weil er sich niemals auszahlen wird.
Weit über 4 Mio. Euro wird die Stadt die Jahrhunderthalle pro Jahr kosten, wenn die Landeszuschüsse in absehbarer Zeit weggefallen sind (http://www.ruhrbarone.de/teurer-tausch-musikzentrum-gegen-jahrhunderthalle/).
Dem Bund der Steuerzahler ist zuzustimmen: Sich eine einmalige Investition des Landes für das Musikzentrum durch dauerhafte jährliche Kosten für die Jahrhunderthalle zu erkaufen, ist eine Milchmädchenrechnung, die sich eine Stadt im Nothaushalt nicht leisten kann.
Fest steht, das Land möchte die Jahrhunderthalle an die Stadt verkaufen, um auf Dauer die jährlich anfallenden Kosten nicht mehr tragen zu müssen. Stattdessen soll die Stadt Bochum zukünftig alle Kosten tragen.
Nichts spricht eigentlich dagegen, dass das Land auch weiterhin die Jahrhunderthalle betreibt und für die entstehenden Kosten aufkommt. Die Jahrhunderthalle ist ein Veranstaltungsort des Ruhrgebietes und des Landes NRW, hier findet insbesondere die Ruhrtriennale statt. Der historische Gebäudekomplex gehört zum Kulturerbe des gesamten Landes.
Immer wieder beschwert sich die Stadt zu recht, dass Sie mit städtischem Geld für Aufgaben des Landes aufkommen muss (siehe Aktionsbündnis gegen kommunale Schulden), dann aber übernimmt sie aber freiwillig millionenschwere Subventionsobjekte vom Land. Das passt nicht zusammen.
Darüber hinaus ist die Entscheidungsgrundlage, auf der der Rat, jetzt entscheiden soll, völlig unzureichend. Es liegt keine Kosten-Nutzen-Kalkulation zu dem Projekt vor, ebenso wenig eine Risikoanalyse.
Ohne die Vorlage entsprechender Unterlagen über den Kauf von Objekten zu entscheiden, die wie die Jahrhunderthalle einen wirtschaftlichen Wert von über 90 Mio. Euro (bisherige Sanierungskosten + laufende Investitionskosten) haben, entbehrt jeder ökonomischen Vernunft.
Kein Betriebswirt würde ohne die Vorlage der erforderlichen Kosten-Gutachten über derartige Vorhaben entscheiden. Die Ratsmitglieder, die jetzt bedenkenlos auch ohne ausreichendes Wissen über die drohenden finanziellen Folgen für die Übernahme der Jahrhunderthalle entscheiden wollen, handeln verantwortungslos.
Die Übernahme der Jahrhunderthalle vom Land mach keinen Sinn. Sie verursacht auf Dauer nur Kosten, die die Stadt nicht tragen kann. Will der Rat die Stadt nicht weiteren unkalkulierbaren finanziellen Abenteuern aussetzen, so wird er gegen die Übernahme entscheiden müssen. «