Donnerstag 19.04.12, 17:03 Uhr
Die katholische Kirche hat Nachwuchsprobleme beim Bodenpersonal

Bochum: Priesterausbildung war gestern 1


Die katholische theologische Fakultät der Ruhr-Uni veröffentlicht heute eine Erklärung, die mit den Worten beginnt: „Gestern wurde die Entscheidung des Bischofs von Essen öffentlich, die Priesterausbildung aus internen Gründen nach Münster zu verlagern.“ Dann folgt eine sehr lange Begründung, wieso die Weiterexistenz der Fakultät mit ihren 13 Lehrstühlen dennoch gerechtfertigt sei. Da wird der Wissenschaftsrat mit der Behauptung bemüht: „Katholische Theologie hat nach Maßgabe des Rates eine wichtige und unverzichtbare öffentliche Funktion der Wahrung religiöser Rationalität.“ Nur welches die internen Gründe der Verlagerung der Priesterausbildung nach Münster sind, wird nicht verraten. Dies ist jedoch auf der Webseite des Ruhrbistums zu erfahren: „Unser Haus in Bochum stellt 57 Zimmer bereit, doch sind dort zur Zeit nur fünf Priesterkandidaten“.
Für Menschen, die sich einer nicht-religiösen Rationalität verbunden fühlen, ist es immer wieder ein Unding, dass es an staatlichen Universitäten ev. und kath. Fakultäten  gibt, deren Personal, Lehrinhalte und Prüfungen weitgehend von den Kirchen bestimmt werden. Wenn jemand auf die Idee käme, an den Hochschulen sozialdemokratische, christdemokratische, grüne oder piratische politische Fakultäten zu fordern, deren Personal,  Lehrinhalte und Prüfungen von den jeweiligen Parteien stark beeinflusst werden sollten, dann gäbe es sicherlich ernste Zweifel am geistigen Zustand dieser Person.


Ein Gedanke zu “Bochum: Priesterausbildung war gestern

  • Jakob Spatz

    Es ist ja nicht so, als ob der Staat da etwas verschenkt. Der Staat hat halt ein Interesse an der Steuerung mächtiger zivilgesellschaftlicher Organisationen durch Zuckerbrot und Peitsche. Letzteres erreicht er etwa im Falle von Parteien und Gewerkschaften durch Gesetze und gegebenenfalls gerichtliche Strafen. Ersteres erreicht er z.B. über die Finanzierung der Parteien oder Verbandsnahen Stiftungen. Bei überwiegend Spendenfinanzierten NGO´s ist vor allem die steuerrechtliche Förderung zu erwähnen. Im Falle der Kirchen geht es dem Staat eben auch darum, Einfluss auf die Ausbildung der hauptamtlichen Kirchenfunktionäre und die mit der Religionserziehung der Kinder von Kirchenangehörigen zu behalten. Die Einführung von bekenntnisorientiertem islamischem Religionsunterricht soll da eine Lücke schließen. Der Staat will wissen und mitbestimmen, was die Kinder muslimischer Einwanderer lernen. Governance ist halt kein Deckchensticken. Sondern Steuerung durch Kooperation.

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