Montag 28.11.11, 14:23 Uhr
Vom Elan des Aktivisten und...

… Heimweh des Exilanten


Am Donnerstag. den  1. Dezember um 19.30 Uhr ist im Bahnhof Langendreer der iranisch-deutsche Publizist und Autor Bahman Nirumand zu Gast. Er liest aus seiner Autobiographie „Weit entfernt von dem Ort, an dem ich sein müsste“. In der Ankündigung heißt es: »Nirumand (*1936 in Teheran) ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte: Mit 15 Jahren kam er aus dem pulsierenden Teheran auf ein Internat im tristen Nachkriegsdeutschland. Er studierte und promovierte in Deutschland, kehrte zurück in den Iran um die Opposition erst gegen den Schah und dann gegen Chomeini aufzubauen. Sein erstes Buch machte ihn in der BRD schlagartig berühmt: „Persien, Modell eines Entwicklungslandes“ (1967) hatte großen Einfluss auf den Internationalismus der Studentenbewegung und wurde zum Fanal der Anti-Schah-Proteste. Nirumand gehörte fortan zur ersten Reihe der Bewegung, Rudi Dutschke, Peter Schneider und Ulrike Meinhof wurden zu Weggefährten und engen Freunden.
Seine Autobiographie verknüpft subjektiv Erlebtes mit historischem Zeitgeschehen, sie ist ein Stück gelebte Geschichte. Die bewegenden historischen Ereignisse im Iran bilden den zentralen Teil des Buchs: Die Rückkehr nach Teheran in den Fünfziger Jahren als der demokratische Ministerpräsident Mossadegh gestürzt und die Militärdiktatur wieder installiert wurde, die Organisierung gegen die brutale Monarchie, die euphorische Mitgestaltung der lang ersehnten Revolution, die den Schah stürzte und schließlich die schmerzliche Niederlage und der Schock als Chomeini unter begeisterter Zustimmung der Massen ein radikal-klerikales Regime errichtete. Der Titel des Buches bezieht sich auf eben diesen fernen Ort Iran, aus dem er zweimal ins Exil flüchten musste und dem er heute mehr als die Hälfte seiner Lebenszeit fern ist.
Die Organisierung der Auslandsopposition in Deutschland brachte Nirumand mit der Studentenbewegung zusammen – eine Zeit die er kritisch aber nie distanzierend reflektiert. Er überzeugt zunächst die Kommunarden der Kommune 1 und schließlich auch alle anderen davon gegen den Besuch des Schahs zu protestieren und stößt damit ein entscheidendes Kapitel in der Studentenbewegung an. Von der Dynamik der Bewegung wird er förmlich mitgerissen. Er plant mit Rudi Dutschke sogar ein Bombenattentat auf ein amerikanischer Militärradio, das allerdings noch vor dem Versuch scheitert…
Nirumands Leben steckt voller aufregender und abenteuerlicher Geschichten – viele davon bislang unbekannt und unerzählt. Politisches und Privates, Anekdotisches und Analytisches werden in der Autobiographie zu einem Lebensroman verwoben, der zugleich vom Elan des Aktivisten und dem Heimweh des Exilanten getrieben wird.
Der 75-jährige Bahman Nirumand ist Autor zahlreicher Bücher, z.B. „Iran. Die drohende Katastrophe“ (2006), schreibt Artikel für die Frankfurter Rundschau, die TAZ, den Spiegel, die ZEIT u.a., übersetzte persische Werke ins Deutsche und gilt als gefragter Iran-Experte.