Donnerstag 17.11.11, 21:32 Uhr
"Gewerkschaften und Protest" in Chile

Aufstand gegen das neoliberale System


Am Dienstag, den 22.11., um 19.30 sind im Bahnhof Langendreer die Gewerkschaftsaktivisten Iván Saldías (Foto) und Gonzalo Cornejo aus Chile zu Gast. Bei der Veranstaltung, die in Kooperation mit ver.di Jugend und DGB Jugend stattfindet, berichten die Gäste unter anderem über die aktuellen Proteste in Chile. In der Ankündigung heißt es: »Seit sechs Monaten stehen in Chile Hunderttausende SchülerInnen und Studierende für eine umfassende Reform des neoliberalen, extrem selektiven, ungerechten chilenischen Bildungssystems auf – eine historische Massenbewegung, die es so seit den Protesten gegen die Diktatur Pinochets (1973-1990) nicht mehr gab. Nicht nur Universitätsangestellte, LehrerInnen, Eltern und Großeltern sind bei den Protesten dabei, von Anfang an mobilisierten auch ArbeiterInnen und Gewerkschaften mit und erklärten sich solidarisch. Nicht ohne Grund findet die Bewegung derart überwältigende Unterstützung: Während der Militärdiktatur unter General Pinochet wurde ein System installiert, das nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche privatisierte. Mit dem Übergang zur Demokratie wurde es kaum reformiert. So sind gute Bildung und Gesundheitsversorgung teure Privilegien, die für die Mehrheit der in Chile lebenden Menschen unbezahlbar sind.
Der Mindestlohn liegt bei umgerechnet 250 Euro (bei nahezu europäischen Lebenshaltungskosten), 20% der Menschen gilt als arm. Die Bildung ist laut OECD die teuerste der Welt – nicht-vermögende Menschen werden faktisch von den Unis ausgeschlossen oder verschulden sich über Jahrzehnte. Gleichzeitig ist es für ArbeitnehmerInnen in Chile enorm schwierig und riskant, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiten: Hohe gesetzliche Hürden für gewerkschaftliche Organisierung, Verbot von Branchengewerkschaften, fehlender Kündigungsschutz, mehrheitlich gewerkschaftsfeindliche Praktiken der Unternehmen und andere Erschwernisse verhindern meist die kollektive Erkämpfung von Rechten.
Iván Saldías und Gonzalo Cornejo sind Aktivisten der Gewerkschaft der ArbeiterInnen von Walmart in Santiago de Chile – einem Unternehmen das weltweit bekannt ist für seine Gewerkschaftsfeindlichkeit. Die Gewerkschaft ist ein Beispiel für erfolgreiche Basis-Organisierung.
Iván Saldías ist Bochum in besonderer Weise verbunden: Er lebte hier bis 1994 über 15 Jahre lang im Exil.Die Veranstaltung wird begleitet durch Fotos seiner Tochter Fresia Saldías, die hier geboren wurde und heute als Fotografin in Santiago de Chile arbeitet.«