Dienstag 18.10.11, 11:04 Uhr

Erinnern an Opfer rechter Gewalt


Die Antifaschistischen Jugend Bochum (AJB) berichtet über das diesjährige Gedenken für die Opfer rechter und homophober Gewalt am Jahrhunderthaus: »Der Todestag des Bochumers Josef Anton Gera, der vor 14 Jahren auf der nahe gelegenen Krupp-Brache aus schwulenfeindlichen Motiven ermordet wurde, war nach dem kurzfristigen Aufruf auch dieses Jahr wieder für etwa 40 Menschen ein Anlass, sich zu versammeln. Einen Grund zur Freude bot sich ihnen, da die Forderung nach einer Gedenktafel, die an den 59jährigen Renter erinnern und die Umstände seines Todes hinweisen, endlich durchgesetzt wurde.
„Anscheinend haben sich in den letzten Tagen Unbekannte ein Herz gefasst und auf eigene Faust eine Gedenktafel installiert“, erklärt Kevin Waschkowitz, Pressesprecher der AJB. „Wir haben jedenfalls keine Hinweise darauf, dass die Stadtverwaltung für diesen Vorgang verantwortlich zeichnet.“, so Waschkowitz weiter.
Die Inschrift auf der Aluminium-Platte, die an einer Backsteinmauer am Zugang zum Westpark an der Alleestraße befestigt ist, lautet: „Josef Anton Gera verstarb am 17. Oktober 1997, nachdem er auf dem ehem. Kruppgelände von Neonazis angegriffen wurde. Der Hass gegen Homosexualität ist der Grund für seinen gewaltsamen Tod.“ Die Inschrift endet mit einem Zitat: „Wie kann man nur hassen, dass Menschen sich lieben“. In den Reden bei der Gedenkkundgebung wurden neben der Erläuterung der Hintergründe zum Mord an Josef Gera nicht zuletzt das juristische Nachspiel kritisiert, da die Behörden seinerzeit in ungenügender Weise ermittelt und die Todesumstände von Gera entpolitisiert und verharmlost hätten. Gera wurde von schwulenfeindlichen Neonazis zu Tode geprügelt, was tatsächlich weder von den kommunalen Behörden noch von der Bundesregierung anerkannt wird. „Jede Inititiative, die sich in den letzten Jahrzehnten um eine zweifelsfreie Aufklärung von rechten Morden bemüht hat, ist mit einer unermesslichen Ignoranz und dem Starrsinn der Offiziellen konfrontiert“, betont Waschkowitz. Für ihn ist im Übrigen kein Unterschied zu erkennen, ob Angehörige von Minderheiten durch stumpfe Gewalt von Neonazis oder die menschenverachtende Praxis der asylfeindlichen Politik und der Abschiebepraxis ums Leben kommen.
„Teilweise werden selbst Polizistinnen und Polizisten zu Tätern in einem System, welches Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausgrenzt, stigmatisiert und demütigt.“, erläutert einer der Redner auf der gestrigen Kundgebung. „So haben die Menschen, die seit Jahren für die Aufklärung des Mords an Oury Jalloh und die Verurteilung der uniformierten Täter kämpfen, unsere volle Unterstützung“, so der Redner weiter.
Die Kundgebung endete gegen 19 Uhr mit einer stillen Gedenkminute und die mitgebrachten Kerzen, welche an der Gedenkplatte abgestellt wurden, wiesen noch so mancheN abendlicheN JoggerIn und SparziergängerIn auf die Neuerung am Zugang zum Westpark hin.«