Freitag 19.11.10, 10:17 Uhr

Solidarität mit Dogan Akhanli


Dogan Akhanli (Foto: Raimond Spekking / Wikimedia Commons)

Die Bochumer Initiative Radio El Zapote unterstützt die Online-Petition und Unterschriftenkampagne für den Menschenrechtsaktivisten, Publizisten und Schriftsteller Dogan Akhanli, denn: „Gerechtigkeit ist unteilbar!“ In einer Erklärung von Radio El Zapote heißt es: „Immer wieder erscheint die türkische Justiz, die eng mit einer Militär(un)rechtsprechung verzahnt ist, im Focus der kritischen Öffentlichkeit. Aktuell bereitet sie eine Anklage mit fadenscheinigen Begründungen gegen den Menschenrechtsaktivisten, Publizisten und Schriftsteller Dogan Akhanli vor. Ihrem Verfolgungswahn und repressiven Anti-Sozialistischen Tendenzen gemäß, steht eine lebenslange Haftstrafe zur Diskussion oder konkret gesagt: es scheint beschlossene Sache.
Wir erinnern uns der vielen Angeklagten, denen das gleiche Schicksal wie Dogan Akhanli drohte oder denen ähnliches widerfuhr:
Z.B. Leyla Zana, kurdische Abgeordnete, die es wagte, den schmutzigen Krieg in den kurdischen Regionen zu thematisieren. Ein Haarband in den kurdischen Farben gelb-rot-grün oder die Anwendung der kurdischen Sprache “ Kurmanci “ im Parlament, waren Anlaß genug, sie für lange Jahre hinter Gittern zu isolieren. Erst vor wenigen Jahren erhielt sie für ihren Mut und ihre Unbeugsamkeit einen Menschenrechtspreis, der ihr in Abwesenheit in Aachen verliehen wurde.
Dem gleichen Diktat der Kriminalisierung sind über die Jahre verschiedene Zeitungen in der Türkei wie Özgür Gündem, Ülke, Yeni Ülke oder Gündem unterworfen und geschlossen, die verantwortlichen RedakteurInnen, die kritisch über gesellschaftliche Ereignisse berichtet haben, angeklagt worden.
Viele große Schriftsteller der Türkei mit humanistischem, sozialistischem oder staatskritischem Hintergrund & Habitus sind durch die Mühlen der Militär-Justiz gedreht und verurteilt worden: Nazim Hikmet,Ismael Besikci, Yasar Kemal oder Orhan Pamuk,- diese Aufzählung ist garantiert unvollständig – kennen das Knallen der Peitsche, die Anklage wegen Separatismus, Verunglimpfung des Türkentums, Isolationshaft und Folter heißt.
In diversen anderen und durchaus bekannten Fällen aber ist die türkische Justizia auf dem rechten Auge blind: bis heute sind die Hintergründe des Brandanschlags auf das Hotel Madimak in Sivas in den 90er Jahren, bei dem es zu vielen Opfern während eines Kongresses kam, die äußerst delikate Susurluk-Affäre, die eine Verbindung von Staat, Militärs und Mafia evident machte oder der Mord an Hrant Dink, einem armenischen Oppositionellen und Schriftsteller, verschleiert und nie wirklich aufgeklärt worden. Wie zumeist üblich, wurden Bauernopfer der Öffentlichkeit präsentiert, die Verantwortlichen „nicht ermittelt“, benannt und gedeckt.
Wenn wir Meinungs- und Pressefreiheit als ein immer noch hohes Gut, und erst recht in Fragen der Internationalen Solidarität zugrunde legen, gilt es für die Freiheit von Dogan Akhanli einzutreten.«