Montag 15.11.10, 11:02 Uhr

DGB: Rente mit 67 erhöht Altersarmut


„Die Rente ab 67 Jahre ist für meisten Beschäftigten unerreichbar und wird zu einer reinen Rentenkürzung“, erklärte der DGB-Regionsvorsitzende Michael Hermund vor der Entscheidung am Mittwoch in Berlin. Eine große Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kann auch deshalb nicht bis 65 Jahre arbeiten, weil die Beschäftigungschancen zu schlecht seien. „Auch in Bochum bietet der Arbeitsmarkt nicht genügend Möglichkeiten für Ältere“, so Michael Hermund. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind nur 16,8 % aller 60-64-jährigen in Bochum sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein noch schlechterer Wert als auf Bundesebene (20,6 %). Mehr als jeder Vierte Bochumer Arbeitslose sei älter als 50 Jahre. „Den meisten dieser etwa 4.700 Bürgerinnen und Bürger wird ein Wiedereinstieg in Beschäftigung nicht gelingen“, fürchtet der Gewerkschafter. Auch die wirtschaftliche Erholung habe die Beschäftigungsmöglichkeiten Älterer kaum verbessern können. Zwar sei die Arbeitslosigkeit bei 55-64-jährigen leicht gesunken, aber mit 14,8 % immer noch weit Höher als die Arbeitslosigkeit insgesamt (9,4 %).
Der DGB warnt vor steigender Altersarmut in Bochum und fordert den sofortigen Stopp der Rente mit 67. Altersarmut sei in Bochum schon jetzt deutlich zu spüren. „Aufgrund der Rentenkürzungen liegen die Altersrenten im Schnitt nur noch bei 679 Euro und damit noch niedriger als der Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen (692 Euro). Wir müssen dringend umsteuern, damit die gesetzliche Rente wieder armutsfest wird. Als ersten Schritt fordern wir die Bundesregierung auf, die Rente mit 67 zu stoppen. Die Landesregierung muss eine Initiative für den sofortigen Stopp der Rente mit 67 ergreifen, weil sie die Altersarmut zusätzlich verschärfen würde“, so der Gewerkschafter.Nach DGB-Berechnungen muss im Regierungsbezirk Arnsberg fast jeder sechste Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden und hohe Abschläge bei der Erwerbsminderungsrente hinnehmen.
Für den DGB ist die Rente mit 67 deshalb der falsche Weg. „Die Voraussetzungen für eine Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters sind nicht gegeben. Es wäre völlig inakzeptabel, wenn die Bundesregierung sehenden Auges in Kauf nimmt, dass Altersarmut zur Perspektive für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird“, sagte Hermund. Schon heute müssten bereits mehr als die Hälfte aller Altersrentner/-innen in Deutschland Abschläge in einer durchschnittlichen monatlichen Höhe von 114 Euro in Kauf nehmen.
„Wir schlagen der Bundesregierung eine gemeinsame Initiative gegen Altersarmut vor und fordern dafür ein Moratorium zur Rente mit 67. Die betrieblichen Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass die Beschäftigten kaum eine Chance haben, bis 65 zu arbeiten und die Rente mit 67 auf lange Sicht noch größere Löcher in die Alterssicherung reißen würde. Wir fordern die Bundesregierung auf, das Moratorium zu nutzen, um mit einer gemeinsam Initiative mit DGB und den Arbeitgeberverbänden sichere Berufsperspektiven für Junge und den noch immer überfälligen Mentalitätswandel für die Beschäftigung Älterer zu erreichen. Mit der gemeinsamen Initiative soll auch die betriebliche Prävention und Weiterbildung ausgebaut sowie der Gesundheitsschutz und die solidarische Absicherung für diejenigen verbessert werden, die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig vom Arbeitsmarkt gedrängt werden,“ so Hermund