Anlässlich des 65. Jahrestag der atomaren Vernichtung der japanischen Großstadt Hiroshima hatte das Bochumer Friedensplenum am gestrigen Freitag zu zwei Aktionen im Bermudadreieck eingeladen. Mit sehr auffälligen T-Shirt gekleidet wurden Flugblätter verteilt. An der nachmittäglichen Aktion nahm auch die Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz teil, die seit fünf Jahren Mitglied im Bündnis “Mayors for Peace†ist. Mehr als 3000 BürgermeisterInnen unterstützen bereits weltweit die Forderung nach einer Nulllösung für Atomwaffen und deren konsequenter Ächtung.
Nicht sonderlich überraschend war es nachmittags ziemlich öde im Bermuda-Dreieck. Auch die OB wollte nicht widersprechen, dass die Beseitigung des Engelbert-Brunnens sicherlich kein Gewinn für die Innenstadt darstellt.
Die PassantInnen reagierten auf die Aktion äußerst positiv. Viele waren durch die Medienberichterstattung über den Jahrestag informiert. Es war offensichtlich, dass es einen sehr breiten gesellschaftlichen Konsens gibt, die Atombomben abzuschaffen. Nur wenige LeserInnen des Flugblattes wussten allerdings, dass weniger als 200 Kilometer von Bochum entfernt in der Eifel noch Atombomben lagern, die über ein Vielfaches der Sprengkraft der Hiroshima Bombe verfügen. Kaum jemandem war bewusst, dass die NATO immer noch auf einem atomaren Erstschlagsoption beharrt.
Die erste Aktion, die auch mit Rücksicht auf die zeitlichen Möglichkeiten der Medien auf den Nachmittag gelegt worden war, fand nur beim WDR Interesse. Die Lokalzeit Ruhr zeigte einen Bericht. Lokalpresse und -radio nahmen keine Notiz.
Bei der zweiten Aktion am Abend waren dann viele Menschen im Bermuda-Dreieck. Auch hier reagierten die meisten von ihnen sehr freundlich, interessiert und zustimmend auf die Aktion. Nur das Personal und die Geschäftsführungen vieler Kneipen zeigten sich äußerst abweisend, maßten sich Hausrecht auf einer öffentlichen Straße an und wollten unterbinden, dass die Gäste auf den Freisitzen gefragt wurden, ob sie ein Flugblatt haben möchten. Etliche Gäste intervenierten und protestierten. Die KneipenmanagerInnen kamen in Argumentationsschwierigkeiten, wenn sie begründen sollten, was sie gegen die Aktion einzuwenden hätten.
Nach der Aktion stellten die an der Aktion Beteiligten fest, dass sie schon lange nicht mehr im Bermudadreieck gewesen sind. Die Kneipenmeile wird immer unattraktiver. Der Brunnen ist verschwunden. Es werden keine Bänke mehr für die BürgerInnen der Stadt bereit gehalten. Es gibt nur noch Plätze für zahlende KundInnen. Die Älteren der Aktiven erinnerten sich an die Zeit, als hier noch eine angenehme Atmosphäre herrschte. Sie ist verschwunden – im Bermudadreieck.
Samstag 07.08.10, 12:00 Uhr
Die Kneipenwirte und die KneipenmanagerInnen der Gastronomie im Bermudadreiecke müssen sich fragen lassen, auf welcher Seite sie stehen, auf der Seite des Geldes und des Geld verdienens ausschließlich, oder doch auch ein wenig zumindest auch auf der Seite der Bürger, die Friedenspolitik wollen und sich gegen Massenvernichtungswaffen zu Wehr setzen. Wenn man sich mit dem Einsatzszenario und den Hintergründen der Entscheidungen für die ersten Atombombenabwürfe der USA beschäftigt, wird man erfahren, dass auch Deutschland ein möglicher erster Einsatzort war. Hiroshima hätte also auch Bochum sein können, liebe Kneipenwirte des Bermudadreiecks!!! Ein nächstes Mal ein wenig mehr denken und Geschichte lesen …