Mittwoch 16.06.10, 16:00 Uhr

Börsengang von Evonik und THS?


Die Vorstände der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und von Evonik Industries haben in einer Presseerklärung mitgeteilt, dass sie Gespräche zur Zusammenführung von Evonik Immobilien und THS begonnen haben. Die THS (die Abkürzung stand früher für Treuhandstelle) hat in Bochum – vor allem in Dahlhausen – einige hundert Wohnungen. Die Ankündigung der Fusion führt beim Mieterforum Ruhr „zu großer Beunruhigung“. In einer Pressemitteilung heißt es: «Es besteht die naheliegende Befürchtung, dass damit der Verkauf der Wohnungen am Kapitalmarkt eingeleitet werden soll. Den über 130.000 betroffenen Wohnungen und ihren MieterInnen könnte damit ein ähnliches Schicksal bevorstehen wie bei LEG, Annington (Viterra) und Gagfah.
Die Fusion von Evonik Immobilien und THS und ein anschließender Verkauf am Kapitalmarkt (z.B. ein Börsengang) ist seit dem letzten Jahr das erklärte Ziel des Evonik-Vorstandes. Mieterforum Ruhr lehnt dieses Vorhaben ab. Bereits durch eine Fusion würde der Einfluss der IG BCE geschwächt und der Einfluss der CVC-Private Equity Fonds auf die Wohnungen gestärkt. Durch den erklärtermaßen angestrebten Verkauf von Anteilen des neuen Immobilienunternehmens würde das letzte überörtliche Wohnungsunternehmen in NRW, das nicht ausschließlich Rendite-Interessen unterworfen ist, dem spekulativen Finanzmarkt geopfert.
Durch Verhandlungen mit der IG BCE könnten zwar eventuell vorübergehende soziale Standards für die Beschäftigten und gewisse Mindestabsicherungen für die Wohnrechte (ehemaliger) Angehöriger von Bergbau und Bahn erreicht werden. Wie alle Erfahrungen mit den Wohnungsverkäufen der letzten zehn Jahren zeigen, können damit aber weder Mieterhöhungen noch ein Herunterwirtschaften der Wohnungsbestände verhindert werden. Schon jetzt sind erhebliche Teile der THS-Wohnungsbestände sanierungsbedürftig und ein Teil der Wohnungen wurde auf nicht nachvollziehbare Weise privatisiert und an Fonds-Konstruktionen verkauft. Ein Börsengang würde die Gefahr herauf beschwören, dass weitere große Wohnungsbestände in Schrottimmobilien verwandelt werden.
Zu begrüßen wäre eine Fusion nur dann, wenn das neue Wohnungsunternehmen komplett und direkt von öffentlichen Anteilseignern (z.B. der RAG Stiftung und kommunalen Wohnungsunternehmen) und der IG BCE kontrolliert würde.
Falls dies nicht angestrebt wird, fordert Mieterforum Ruhr von der IG BCE die Beendigung und Rückabwicklung der Gespräche.
Mieterforum Ruhr fordert außerdem die Mitglieder im Stiftungsrat der RAG Stiftung (darunter Ministerpräsident Rüttgers) auf, der Spekulation mit den Werkswohnungen Einhalt zu gebieten. Mieterforum Ruhr erinnert SPD, Grüne und Linke im Landtag an ihre vor der Wahl gemachten Zusagen, sich gegen den Verkauf von Evonik Wohnen und THS am Kapitalmarkt einzusetzen.«