Dienstag 08.06.10, 19:00 Uhr
Hintergründe zum in Südafrika beginnenden FIFA-Herren-Fußballturnier

Von Mussolini zu Beckenbauer


Am Montag, den 14.6. lädt das AStA-Referat für Kritische Wissenschaften an der Ruhr-Uni um  19.00 Uhr im KulturCafé zu einer Veranstaltung ein mit dem Titel: Von Mussolini zu Beckenbauer – Einführung in eine politische Geschichte des Fußballs. Referent ist Bernd Reinink. In der Einladung heißt es: „Dass Fußball mehr ist als nur die schönste Nebensache der Welt, ist längst zu einem Gemeinplatz geworden. Als universeller Zuschauersport spielt er bei der Konstruktion kollektiver Identität und nationaler Mythen eine Rolle, die wohl nur von großen Kriegen übertroffen wird. Insbesondere der Nationalmannschaftsfußball, der alle vier Jahre in dem vom (rein sportlichen Standpunkt maßlos überschätzten) Spektakel Fußball-WM seinen Höhepunkt hat, bietet eine ideale Spielweise für alle Formen des chauvinistischen Wahns, wie auch faschistische Diktatoren und lateinamerikanische Generäle wussten.
Nicht zufällig fanden die eigentlichen Feiern zur Wiedervereinigung 1990 im Zuge deutscher Fußball-Siege gegen Holland, England und Argentinien statt (und nicht etwa am offiziellen Festtag 3. Oktober); der berüchtigte Ausspruch des „Kaisers“ nach dem Finale in Rom, der deutsche Fußball sei nun „auf Jahre hinaus unschlagbar“, dürfte dabei ebenso authentischer Ausdruck der nationalen Gefühlslage gewesen sein, wie das „Deutschland, Deutschland über alles“, das die „Helden von Bern“ nur neun Jahre nach der Endsiegniederlage im Weltkrieg noch auf dem Rasen des Wankdorf-Stadions zum besten gaben. 2006 feierte der selbsternannte Erinnerungs- und Gedenkweltmeister dann die eigene Wiedergutwerdung, und sich selbst als bester, tollster, freundlichster Gastgeber aller Zeiten – solange, bis dann doch Flaschen und Steine in Pizzerien flogen. In dem als Einführung konzipierten Vortrag sollen die Gründe benannt werden, weshalb der Fußball innerhalb weniger Jahrzehnte zur weltweit wichtigsten und populärsten Sportart avancieren konnte. Als Fallbeispiele dienen Großbritannien, Deutschland und Italien. Außerdem sollen anhand der ersten Fußball-Weltmeisterschaftsturniere nachgewiesen werden, dass die offiziell bezweckte Völkerverständigung schon früh in propagandistisches Schauspiel und patriotischen Taumel mündete.“