Dienstag 09.03.10, 14:00 Uhr
Bochum ist pleite und kann für kein Projekt mehr garantieren

Droht Kemnade International das Aus?


Die Linksfraktion im Rat schreibt: »Im Rahmen der Kulturhauptstadt sollte auch in diesem Jahr das renommierte Festival Kemnade International stattfinden. Doch die Stadt hat bekanntermaßen einen Haushaltsengpass, wollte das Projekt aus Spargründen nicht selbst durchführen und hoffte darauf, dass sich ein anderer Träger finden würde. Zunächst sah es so aus, als ob der Bahnhof Langendreer diese Aufgabe übernehmen würde, doch nun hat er abgewunken und seine Entscheidung in einem Brief an die Ratsfraktionen erläutert.
Das Team vom Bahnhof Langendreer hätte Kemnade International nur mit städtischen Geldern, wenn auch mit deutlich geringeren Mitteln als bisher, durchführen können. Der Kulturausschuss beschloss Ende letzten Jahres, dem Bahnhof Langendreer dafür 70.000,- € zur Verfügung zu stellen. Die Stadt stellt das Geld nun aber nur unter einem Rückforderungsvorbehalt zur Verfügung. Der Grund hierfür liege darin, dass es noch keinen genehmigten Haushalt gibt. Laut Verwaltung könnte die Rückforderung z.B. greifen, wenn sich die Haushaltssituation der Stadt Bochum weiterhin verschlechtern sollte. „Mit einem solchen Risiko ist es selbstverständlich, dass der Bahnhof Langendreer die Organisation von Kemnade International nicht übernehmen kann“, so Anna-Lena Orlowski, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der LINKEN und Mitglied des Kulturausschusses. „Wenn der Bahnhof Langendreer das Geld für Bands und Technik ausgegeben hat und die Stadt es zurückfordert, dann wäre der Bahnhof pleite.“
Damit droht ein weiteres Kulturhauptstadtprojekt zu scheitern. Doch nicht nur das bereitet der LINKEN im Rat Sorge, die Linksfraktion befürchtet vielmehr, dass Kemnade International insgesamt gefährdet ist. Die Haushaltssituation wird im nächsten Jahr nicht grundlegend besser sein. „Wenn es noch nicht einmal gelingen sollte, Kemnade International im Kulturhauptstadtjahr zu realisieren, sehe ich für die Zukunft schwarz“, erklärt Aygül Nokta aus dem Ausschuss für Migration und Integration. „Dabei ist über alle Parteigrenzen hinweg die Bedeutung des Festivals sowohl kulturell als auch integrationspolitisch unumstritten. Kemnade International stellt den kulturellen Reichtum der Region mit seinen multi-ethnischen Kulturgemeinschaften, ihrer Musik, dem Theater, der Literatur und bildenden Kunst in den Mittelpunkt. Von Beginn an war die Partizipation örtlicher und regionaler Künstlerinnen und Künstler mit Migrationshintergrund und der regionalen MigrantInnenverbände ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. Das darf nicht kaputt gehen, das darf nicht an 70.000 € scheitern.“
Wenn der Verwaltung aufgrund der derzeitigen Haushaltslage die Hände gebunden sind, sollte nach Meinung der Linksfraktion für dieses Projekt eine Einzelfallgenehmigung aus Arnsberg geholt werden. Eine schnelle Lösung ist dringend erforderlich, denn andernfalls wird die Zeit, um Kemnade International noch für diesen Sommer auf die Beine zu stellen, einfach zu knapp.«