Donnerstag 03.12.09, 12:00 Uhr

Heiße Luft von der Uni-Leitung?


Die Aktiven des Bildungsstreikes schreiben: »Mit der Legitimation der Vollversammlung der Studierendenschaft der Ruhr-Universität Bochum wurde am 19.11.2009 ein Forderungskatalog von mehr als 3000 anwesenden Studierenden verabschiedet, in dem u.a. die Änderung des jetzigen BA/MA-Systems und die Abschaffung der Studiengebühren gefordert wird. Laut Darstellung der Hochschulleitung werden nun Gespräche mit den Fakultäten gesucht, um über mögliche Verbesserungen der Studienbedingungen zu diskutieren. Dazu sollen ‚Arbeitsgruppen‘ eingerichtet werden, die im Einzelfall über die Umsetzungsprobleme von BA/MA-Studiengängen oder die Verwendung von Studiengebühren diskutieren sollen. Auf die Forderungen der studentischen Vollversammlung wird dabei jedoch nicht eingegangen. Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen sind lediglich Vorschläge und nicht verbindlich. Darüber hinaus stellen diese Arbeitsgruppen eine Parallelstruktur zu den Fachschaftsräten dar, deren Größe und Arbeitsfähigkeit gerade erst beschränkt wurden und deren Verbesserungsvorschläge zumeist schon jetzt in den universitären Verwaltungsgremien (z.B. Senat, Fakultätsräte, Institutsräte etc.) abgelehnt werden.
Die geplanten AGs vefügen über noch weniger – genau genommen keine – konkrete Mitbestimmungsmöglichkeiten, um die Ergebnisse, die sie erarbeiten, auch tatsächlich umzusetzen.
Als wäre dies noch nicht genug, soll die Organisation der Arbeitsgruppen aus Studiengebühren finanziert werden – schließlich handele es sich um eine Maßnahme zur „Verbesserung der Lehre“. Zu erwarten ist, dass die Ergebnisse der Arbeitsgruppen entweder in den professoral dominierten Gremien abgelehnt oder ihre Umsetzung von einer Finanzierung aus Gebührenmitteln abhängig gemacht werden. Sinnvoller wäre hingegen eine generelle Stärkung der studentischen Mitbestimmung und eine viertelparitätische Besetzung der Universitätsgremien.
Die Studierendenvollversammlung hat zudem am 19.10.2009 eine ganze Reihe weiterer Forderungen verabschiedet, die von der Universitätsleitung bisher ignoriert werden. Die Forderungen nach Abschaffung der Studiengebühren und Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen, sowie nach einer Ausrichtung der Lehre auf die Interessen der Studierenden statt auf eine möglichst gute wirtschaftliche Verwertbarkeit, haben im Rektoratskonzept keinen Platz. Die Protestierenden erwarten von der Hochschulleitung, dass sie diese Foderungen nicht nur an der Ruhr-Universität umsetzen, sondern auch gegenüber der Landesregierung glaubhaft vertreten.
In der jetzigen Form sind die „Gesprächsangebote“ des Rektorats daher nichts weiter als Lippenbekenntnisse. Auf einen Großteil der Forderungen wird schlichtweg nicht eingegangen. Tatsächliche Verbesserungen in Richtung der Forderungen des europaweiten Bildungsstreiks – selbstbestimmtes Leben und Lernen – sind so nicht zu verwirklichen.Währenddessen weiten sich die internationalen Bildungsproteste aus:
Europaweit sind mittlerweile über 80 Universitäten sowie einige Schulen besetzt. In Bochum fand am Dienstag eine Spontandemonstration mit etwa 150 Menschen statt, die u.a. über den gutbesuchten Weihnachtsmarkt in der Innenstadt führte. Währendessen geht der Alternativbetrieb im ‚Protestzentrum‘ Audimax weiter: Es wurde ein umfangreiches kulturelles und politisches Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt, und für das Wochenende ist ein alternativer Bildungsgipfel geplant. Außerdem wird am Freitag ab 22 Uhr ein selbstorganisiertes Konzert mit den Bands „Captain Cosmos“ und „No Badderation“ im Audimax der Ruhr-Uni stattfinden.«