Freitag 20.11.09, 17:06 Uhr

Kurzarbeit im Bahnhof Langendreer


Der Bahnhof Langendreer hat beschlossen, die prekäre Finanzlage, die durch die Haushaltskürzungen in Bochum hervorgerufen wurde, mit dem Mittel der Kurzarbeit zu bewältigen. In einer Pressemitteilung heißt es: »Das Angebot der Stadt, das Problem mit einem „Vorschuss“ auf die Förderung in das nächste Jahr zu verschieben, kommt für uns nicht in Frage. Denn: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Aus Verantwortung für die Arbeitsplätze und für den Bestand des Bahnhofs als eins der wichtigsten Kulturzentren im Ruhrgebiet, aus Sorge um die Fortführung eines qualitativ hoch stehenden Veranstaltungs- und Kinoprogramms auch in den nächsten Jahren, können wir ein solches betriebswirtschaftliches Risiko ohne verbindliche Zusage der Stadt Bochum, auf weitere Kürzungen in 2010 zu verzichten, nicht eingehen.
Um die Auswirkungen der 10%igen Haushaltssperre in 2009 zu begrenzen, hat die Stadt Bochum beschlossen: Freie Kulturträger, die dadurch in ihrer Existenz bedroht sind, können einen Vorschuss auf die zu erwartende institutionelle Förderung des Jahres 2010 erhalten.
Diese Regelung bedeutet für die Betroffenen eine kurzfristige Entspannung der Situation, da es in der Regel unmöglich ist, in nur zwei Monaten 10, 20 oder gar 30 Tausend € einzusparen. Die gute Absicht erkennen wir durchaus an, aber der Beschluss greift viel zu kurz.
Denn längerfristig bleibt das Problem nicht nur bestehen, sondern wird noch verschärft: Schon jetzt unzureichend geförderte freie Kultureinrichtungen werden durch die Beschlüsse zur Haushaltskonsolidierung spätestens ab 2013 an den Rand des Existenzminimums (und auch darüber hinaus) getrieben.
Der Bahnhof sieht keine Möglichkeit, 34.000 € in 2010 aufzufangen. Bereits jetzt sind bei uns durch die wirtschaftliche Krise Besucher- und Umsatzrückgänge spürbar, die sich im nächsten, im Kulturhauptstadtjahr, auch durch ein nochmals wachsendes Angebot, weiter verschärfen werden.
Gleichzeitig ist in unseren Augen überhaupt nicht abzusehen, dass das im Dezember zu beschließende Haushaltsicherungskonzept bereits das Ende aller Kürzungen in Bochum bedeutet. Die Beschlüsse der Berliner Koalition werden absehbar weitere Löcher in die kommunalen Finanzen reißen.
Kurzarbeit im Bahnhof, das bedeutet für unsere Besucher: Weniger Veranstaltungen, weniger Kinoprogramm, weniger Service, eingeschränkte Erreichbarkeit, reduzierte Planung für die nächsten Monate! Für die MitarbeiterInnen: 35% weniger Arbeit, aber auch deutliche Gehaltseinbußen trotz Kurzarbeitergeld.
Abschließend bleibt darauf hinzuweisen, dass alle bisher bekannt gewordenen Absichten und Einzelmaßnahmen zur Haushaltskonsolidierung seitens der Stadt Bochum im Kulturbereich nicht im Sinn haben, die von der Freien Szene zu recht angeprangerte „Gerechtigkeitslücke“ zu schließen. Die so genannten Leuchttürme und Leuchtturmprojekte werden von den Kürzungen ausgenommen.
Der Bahnhof Langendreer und alle anderen freien Einrichtungen sparen, strikt solidarisch, auch für einen guten Zweck: für ein uneingeschränktes Programm und Tariferhöhungen im Bochumer Schauspielhaus und bei den Symphonikern, für ein neues Konzerthaus, für den Platz des Europäischen Versprechens …«