Sehr geehrte Damen und Herren,
heute, Mittwoch 4.11.2009, hat der dritte Teil der diesjährigen Verkehrsschau stattgefunden. Auch der dritte Tag wurde – ohne weitere Diskussion – per Rad in Angriff genommen, obwohl die Temperaturen deutlich gesunken waren und auch noch Regen drohte.
Schon am Anfang zeigten sich deutlich die Grenzen des Machbaren: Die Kreuzung Große Beckstraße – Nordring – Castroper Straße kann man nicht per Verkehrsschau fahrradfreundlich gestalten. Für eine direkte Radverkehrsverbindung zwischen Gr. Beckstraße und Castroper Straße gibt es nur ganz wenig Spielraum und ohne Umbauten ist gar nichts zu machen. Immerhin wurde der ernsthafte Versuch verabredet, die Grenzen des Möglichen in einer neuen Planung neu auszuloten.
Bergauf soll die Castroper Straße überall da, wo es einfach umzusetzen ist, Radfahrstreifen bekommen. Schwierig bleiben die Verhältnisse für Radfahrer trotzdem. Es gibt Stellen, an denen man nicht mehr sicher Rad fahren kann, wenn die halbe Fahrbahn zum Parken benutzt wird. Hier ist de politische Wille gefragt, der Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer Vorrang zu geben vor dem Anspruch weniger auf bequemes kostenloses Parken auf der Fahrbahn.
Im Bereich Stadion und Kreuzung Karl-Lange-Straße entfällt die Benutzungspflicht für die nicht verkehrssicheren Radwege.
Spannend und teilweise richtig kontrovers wurde es auf der Strecke Gersteinring – Krümmede – Harpener Straße – Lohring – Steinring – Waldring. Wenigstens in Gegenrichtung entfällt die Benutzungspflicht auf den höchst problematischen Radwegen in diesem Bereich. In Fahrtrichtung rechts soll die Benutzungspflicht bleiben, aber wenigstens soll der Radweg endlich so hergestellt werden, dass man in auch tatsächlich benutzen kann. Das hat die Stadt Bochum zwar schon seit Jahren behauptet, ohne dass irgend etwas passiert wäre, aber vielleicht gewinnt sie jetzt ein wenig Glaubwürdigkeit zurück. Die Verhältnisse im Bereich Blumenfriedhof werden nach meiner Einschätzung trotzdem absolut unbefriedigend, sogar verkehrsgefährdend bleiben, aber mehr war nicht drin. Schließlich sind die Wege erst vor kurzer Zeit mit hohem Aufwand neu gebaut worden.
Im Bereich Lohring und Steinring werden auch die letzten Reste Radwegbenutzungspflicht abgeschafft. Wer einen nicht benutzungspflichtigen Radweg benutzt, muss damit rechnen, am Ende sein Fahrrad gegebenenfalls über eine Kreuzung schieben zu müssen. Ich bin damit nicht zufrieden.
Auf dem Zwei-Richtungs-Radweg entlang Steinring/Waldring zwischen Oskar-Hoffmann-Straße und Querenburger Straße entfällt die Benutzungspflicht in Gegenrichtung. Der Radweganfang wird verbessert, wenn irgend möglich, wird die Litfaßsäule im Kreuzungsbereich entfernt, um einen sicheren Radweganfang zu schaffen. In Gegenrichtung endet etwa am Kreisverkehr auch das Benutzungsrecht.
Die Kreuzung Querenburger Straße / Steinring muss komplett überplant werden, um Verkehrssicherheit zu erreichen.
Zwischen Querenburger Straße und Königsallee soll der Radweg auch in Gegenrichtung benutzungspflichtig bleiben, aber der Weg auf der Brücke über die Universitätsstraße wird durch deutliche Markierungen zur Fahrbahn gesichert.
Auf der Wasserstraße entfällt ab Königsallee bis zum Oviedo-Ring weitgehend die Pflicht zur Radwegbenutzung. Dann wird es richtig schwierig. Im Kreuzungsbereich mit dem Oviedo-Ring gibt es keine zufriedenstellende Lösung. Weder auf der Fahrbahn, noch auf dem Radweg ist der Radfahrer sicher zu führen. Das ganze ist eine planerische Katastrophe. Man hat einfach so getan, als würden alle Radfahrer zu Fuß gehen. Auf der Brücke über das Wiesental fehlen schlicht mindestens drei Meter Breite um die Mindeststandards zu erfüllen. Es ist keine Lösung in Sicht. Die gröbsten Mängel sollen so weit wie möglich repariert werden.
Im weiteren Verlauf bis zur Hattinger Straße hat die Wasserstraße größtenteils Uralt-Radwege aus den sechziger Jahren in entsprechendem baulichen Zustand. Außerdem parken die Autofahrer wie die Wilden. Hier sollen, wo immer die Fahrbahn breit genug ist, möglichst bald Radfahrstreifen markiert werden, ansonsten bleiben die alten Radwege mit ein paar Reparaturen. Fahrradfreundlich werden könnte die Wasserstraße nur durch einen kompletten Umbau mit planerischem Vorrang für Fußgänger und Radfahrer.
Nach der Wasserstraße wurden noch Am Kuhlenkamp, Karl-Friedrich-Straße und Kemnader Straße besichtigt. Auf der Kemnader Straße entfällt die Benutzungspflicht für Radwege in Gegenrichtung, teilweise auch in Fahrrichtung rechts. Ein Benutzungsrecht bleibt in Teilen erhalten.
Zu guter Letzt wurden auf Markstraße zwischen Königsallee und Universitätsstraße einige Verbesserungen der Sicherheit verabredet ohne die Radwege insgesamt zu verändern.
Genau wie an den beiden ersten Tagen hat die Verkehrschau im Wesentlichen gezeigt, wie sehr die Stadt Bochum in den letzten Jahrzehnten ihre selbstverständlichen – und gesetzlichen! – Pflichten gegenüber den radfahrenden Bürgern dieser Stadt vernachlässigt hat. Mit den im Rahmen der Verkehrsschau verabredeten Maßnahmen werden die schlimmsten Widersprüche zur Straßenverkehrsordnung abgestellt, mehr nicht. Die eigentliche Aufgabe ist damit erst in den Blick genommen: Bochum muss fahrradfreundlich werden. Mit einem bloßen Aufnahmeantrag an die AGFS ist es nicht getan. Es fehlt ein Radverkehrskonzept. Die Politik ist in der Pflicht.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Kuliga
2. Vorsitzender ADFC Bochum e.V.