Donnerstag 17.09.09, 12:00 Uhr
Meja Mwangi stellt sein neuestes Buch vor:

„Big Chiefs“


Der kenianische Schriftsteller Meja Mwangi liest am Montag, den 21. 9. um 19.30 Uhr gemeinsam mit Thomas Brückner im Bahnhof Langendreer aus seinem neuen Buch „Big Chiefs“. Meja Mwangi ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Kenias. Er hat als Schriftsteller immer wieder die großen Fragen seiner Heimat aufgegriffen. Dabei ist er der Geschichtenerzähler geblieben, der er schon als Junge werden wollte, und doch hat er in seinen Büchern das traditionelle Afrika hinter sich gelassen. Bereits mit seinen ersten Romanen aus den 1970er Jahren profilierte er sich als literarischer Chronist der Nachkolonialzeit in den Slums von Nairobi. Inzwischen hat Mwangi ein umfangreiches Romanwerk vorgelegt, für das er mit mehreren Preisen international geehrt wurde. Über wichtige soziale Themen – Bürgerkrieg, Korruption, Aids, Hunger und Hilfe – schreibt er eindringlich, engagiert, aber auch amüsant und humorvoll.
So wie in seinem neuesten Roman hat man Mwangi jedoch noch nie gehört. „Big Chiefs“ spürt einem mächtigen politischen Führer nach – einem, der für das Elend im Land mitverantwortlich ist.
Ein blinder Alter singt und erzählt seinem Publikum Geschichten aus der Vergangenheit. Doch was er berichtet, hat nichts mit guten Werten der Tradition zu tun. Düster ist sein Bild der Big Chiefs, denen auch er zugedient hat. Vor den Toren einer afrikanischen Großstadt, in einer Grube, die für den Müll ausgehoben wurde, lebt er unter den Ausgestoßenen der Gesellschaft und erinnert sich, wie alles begann. An die Verschwörung, das Schleifen der Macheten, das Morden. Sein Zuhörer ist der Junge, der die Hütte mit ihm teilt und ihn anklagt, weil er nichts verhindert hat. Die Figuren haben keine Namen, auch nicht die Orte.
Mwangi hat, wie bereits früher, mit der literarischen Form experimentiert. „Big Chiefs“
wird als politische Parabel erzählt, als Gleichnis auf Regierungsgewalt, wie sie in allzu vielen Ländern Afrikas verstanden wurde – und wird. Unverkennbar hat sich der Autor an den Ereignissen in Ruanda 1994 orientiert – sein Buch ist entstanden im Rahmen eines literarischen Projektes, bei dem sich afrikanische Künstlerinnen und Künstler mit dem Völkermord auseinander setzten. Aber auch andere Horrorszenarien haben Pate gestanden, wie etwa Zimbabwe im Jahr 2005, als Robert Mugabe despotisch die illegal errichteten Hüttensiedlungen missliebiger Stadtbewohner zerstören ließ.

„Big Chiefs“ ist auch eine Politik-Parabel von Vätern und Söhnen. Von den Fehlern und der Verzweiflung der alten Männer und dem idealistischen Aufbegehren der Jungen. Mwangi schafft, auch sprachlich eindrucksvoll, absurde Szenen von der Arroganz und der Dummheit der Mächtigen und der ohnmächtigen Wut der Unterdrückten.
Nach Bochum kommt Meja Mwangi mit Thomas Brückner, der in den Abend einführt und das Gespräch mit dem Publikum übersetzt.
Thomas Brückner lebt als Übersetzer, Herausgeber, Kulturvermittler und Vorleser/Rezitator in Leipzig. Er übersetzte zahlreiche englischsprachige afrikanische AutorInnen, neben Meja Mwangi u.a. Ngugi wa Thiong‘o, Yvonne Vera, Abdulrazak Gurnah, Chenjerai Hove und Chris Abani. Gemeinsam mit Gudrun Honke, Bochum, gab er unter anderem die Anthologie „Habari gani Afrika“ heraus.