Das Institut für Sozialtheorie lädt am Donnerstag, dem 14. Mai um 19.30 Uhr im HZO 100 an der Ruhr-Uni zu einem Vortrag von Christoph Lammers ein. Das Thema lautet: ‚Streitfall Evolution – Kreationismus in Deutschland.‘ In der Einladung heißt es: „Vor nunmehr 150 Jahren wurde die Evolutionstheorie von Charles Darwin begründet. Sie ist, ohne Übertreibung, eine der wichtigsten wissenschaftlichen Theorien der Moderne und wird nicht ohne Grund als eine der drei Kränkungen der Menschheit verstanden. Mittlerweile ist die Evolutionstheorie, die die Grundlage der modernen Biologie bildet, weit über die Naturwissenschaften hinaus Grundstein zum besseren Verständnis des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es wäre allerdings zu weit gegriffen, wollte man die Selbstverständlichkeit, mit der heute in der Wissenschaft über Darwins (r)evolutionäre Gedanken diskutiert wird, auf die soziale Wirklichkeit übertragen. Darwins Überlegungen waren von Anfang an der Kritik ausgesetzt, vor allem der Kritik religiös handelnder Menschen, die mit der Evolutionstheorie ihr Weltbild erschüttert sahen.
Die, die ihr Selbstverständnis nach der wortwörtlichen Deutung der jeweiligen Offenbarungsschrift auslegen – hierzu zählen vor allem christliche FundamentalistInnen, aber auch radikale Muslime und orthodoxe JüdInnen – werden als KreationistInnen bezeichnet. Sie versuchen seit geraumer Zeit einen Diskurs über die Deutungshoheit zur Entwicklung des Menschen anzustoßen. Neu an dieser Entwicklung ist, dass der für die Vereinigten Staaten als ‚selbstverständlich‘ angenommene Konflikt zwischen Wissenschaft/Schule und Religion in Europa Fuß fasst. Forderungen nach einer ‚Gleichbehandlung‘ von Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube werden ebenso laut wie der wachsende Zuspruch religiöser Deutungsmuster. Provokativ könnte man sagen, dass sich in unserer sozialen Umwelt eine Art ‚christliche Parallelgesellschaft‘ herausbildet. Der Vortrag möchte diese Entwicklung am Beispiel des Kreationismus nachzeichnen und dazu kritisch Stellung beziehen.“
Christoph Lammers ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund (Biologie und Didaktik der Biologie), Mitherausgeber des Buches „Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in Wissenschaft und Gesellschaft“ (2008)
Siehe auch: „Evolutionstheorie contra Schöpfungsmythos“, ein Interview mit Christoph Lammers am 27.06.2007 bei Telepolis.
Samstag 09.05.09, 10:00 Uhr