Sonntag 02.11.08, 14:30 Uhr

Ausstellung: Zwangsarbeiter in Dahlhausen


Am Samstag, dem 8. November, wird um 16.00 Uhr im Bahnhof Dahlhausen eine Ausstellung über Zwangsarbeiter in Dahlhausen eröffnet. Die Songgruppe „Zündschnüre“ gestaltet dabei einen kleinen musikalischen Einstieg. In der Ankündigung heißt es: „Die Kundgebung der NPD am 25.10.08 in Bochum hat gezeigt, dass es immer noch einige Unbelehrbare gibt, die keine Lehren aus den nationalsozialistischen Verbrechen gezogen haben, welche auch in Bochum stattgefunden haben. Im Zusammenhang mit den Gedenktagen im November war dies Anlass für einige Dahlhauser Bürger um Jürgen Schade und Thomas Lingnau-Konincks, an ein Ereignis im April 1945 zu erinnern. An der ehemaligen Flussbadeanstalt Dahlhausen wurden am 14. April 1945, also bereits vier Tage nach der Befreiung der Stadt Bochum durch alliierte Truppen, drei sowjetische Zwangsarbeiter aus dem Lager am Horkenstein ermordet. Illja Pustylnik ebenfalls bis April 1945 als Zwangsarbeiter auf der Zeche Dahlhauser Tiefbau eingesetzt, erinnert sich als Zeitzeuge an das Verbrechen.
Vier Kameraden von Pustylnik genossen einen arbeitsfreien sonnigen Nachmittag in der damaligen Badeanstalt an der Ruhr, als mehrere Hitlerjungen auftauchten und sie aus Pistolen beschossen. Die drei jungen Zwangsarbeiter Kriwouschko, Siwowolos und Prokoschka waren sofort tot. Der vierte konnte sich durch einen Sprung in die Ruhr retten und auf die Ruhrinsel fliehen. Diese Morde blieben bis heute ungesühnt.
Ein weiterer ukrainischer Zwangsarbeiter, Valerian Lopatto war ebenfalls einer von 32 000 Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges unter Zwang und unwürdigen Bedingungen in Bochum leben und arbeiten mussten.
Er konnte 60 Jahre später im Rahmen des Projekts „Humanitäre Hilfe für Zwangsarbeiter“ auf Einladung der Stadt Bochum die Stätten seines Leidens in unserer Stadt besuchen.
Valerian Lopatto hat seine Erinnerungen an die Strapazen als Zwangsarbeiter, an Diskriminierung und Verzweiflung in eindrucksvollen Zeichnungen festgehalten, die er dem Stadtarchiv Bochum zur Verfügung gestellt hat. Seine Zeichnungen spiegeln seine persönlichen Erfahrungen wieder und sind als beispielhafte Versinnbildlichung eines Schicksals zu verstehen, das viele Millionen Menschen durch die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten erleiden mussten.
Leider sind die Schicksale der Zwangsarbeiter in der Öffentlichkeit meist ebenso unbekannt wie die Orte in unserer Nachbarschaft, an denen Zwangsarbeit stattfand.
Aus diesem Grunde haben Lingnau-Konincks und Schade mit der Hilfe des Stadtarchivs und unterstützt vom Internationalen Kulturverein (ehemals Regenbogen) sowie von PRO Dahlhausen e.V. eine Ausstellung zum Thema im Dahlhauser Bahnhofsgebäude organisiert. Gezeigt werden die Zeichnungen von Valerian Lopatto sowie eine Darstellung der Ereignisse vom April 1945 mit dem Ziel, eine Gedenktafel vor Ort zu errichten, um an die ermordeten Zwangsarbeiter zu erinnern und ihnen damit wieder ein Gesicht und eine Stimme zu geben.“