Donnerstag 25.09.08, 19:00 Uhr

Opel Betriebsrat informiert über „Zukunftsvertrag 2016“


In einer Erklärung des Bochumer Opel-Betriebsrates schreibt der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel: »Nach monatelangen komplizierten Verhandlungen, die auch von der äußerst schwierigen Lage von GM geprägt waren, hat der Bochumer Opel-Betriebsrat die Verhandlungen um den „Zukunftsvertrag 2016“ erfolgreich zum Abschluss gebracht. Am Mittwoch dieser Woche hat der Bochumer Opel-Betriebsrat dem „Zukunftsvertrag 2016“ zugestimmt. In diesem Vertrag ist geregelt, dass spätestens ab 2011 mindestens zwei neue Opel-Modelle in Bochum gebaut werden. Eine Zusage besteht für den neuen Zafira und den neuen Astra-Caravan. Durch die zugesagten Investitionen soll gesichert bleiben, dass Bochum auch zukünftig das größte europäische Zafira- und Astra-Werk bleibt. Durch zusätzliche Produktion für den neuen Astra, Zafira und die bisherigen Modelle sowie für andere europäische Standorte werden Produktionsbereiche des Bochumer Werkes wie Presswerk und weitere Komponentenbereiche stärker ausgelastet und die Arbeitsplätze gesichert.
Das ist eine wichtige Entscheidung für die Belegschaft, die Stadt und die Region.
Bereits im europäischen Rahmenvertrag zu den neuen Astra-Modellen konnte der Europa-Betriebsrat erreichen, dass bis 2016 weiterhin betriebsbedingte Kündigungen verhindert werden. Diese wurde im „Zukunftsvertrag 2016“ für Bochum erneut festgeschrieben und gilt für die Beschäftigten bei Opel und des Getriebewerkes im Werk II (Powertrain).
Um die Umsetzung einzelner Punkte wird es weitere Verhandlungen geben. Das Unternehmen plant eine weitere Optimierung der Produktion und Reduzierung der Fertigungstiefe. Das bedeutet unter anderem eine Auslagerung von Tätigkeiten an Fremdfirmen. Hier konnte nun erreicht werden, dass bei Auslagerungen die Beschäftigten von Opel, sollten sie zur neuen Firma wechseln, auch zukünftig wie Opelaner abgesichert bleiben. Es gelten dann weiterhin mindestens die Tarifverträge der IG Metall, der Opel-Betriebsrat bleibt für die ausgelagerten Bereiche zuständig, Versorgungszusagen wie Opel-Rente bleiben dauerhaft erhalten sowie gilt ein Rückkehrrecht für zehn Jahre nach Opel, wenn die Auslagerung scheitert.
Als besonders wichtiger Erfolg konnte im „Zukunftsvertrag 2016“ erreicht werden, dass 50% der in diesem Jahr ausgelernten Auszubildenden unbefristet bei Opel weiterbeschäftigt werden. In den Jahren 2009 bis 2016 sollen pro Jahr mindestens 20% der Bochumer Auszubildenden unbefristet bei Opel und Powertrain übernommen werden. Alle weiteren Auszubildenden bekommen eine Beschäftigungszusage für mindestens zwölf Monate bei Opel oder Powertrain. Diese Regelung ist ein Signal für die Zukunft und sichert den Bestand der hervorragenden Bochumer Berufsausbildung, die zukünftig gemeinsam mit der Firma RAG betrieben werden soll.
Eine Anwendung neuer Zeitwirtschaftsverfahren muss im Gesamtbetriebsrat verhandelt werden. Das Gleiche gilt für eine weitere Anrechnung von eventuell noch bestehenden übertariflichen Lohnleistungen ab 2011.
Entfallen sollen ab dem nächsten Jahr die Zahlung der übertarifliche Erschwerniszulage, die im Werksdurchschnitt bei ca. 11,- Euro Netto monatlich liegt. Im Gegenzug wurden weitere ergonomische Maßnahmen vereinbart. Die bis 2010 vereinbarten 70% Weihnachtsgeld bleiben gesichert. Danach gilt mindestens die tarifliche Weihnachtsgeldzahlung von 55%. Eine Ausdehnung der tariflichen Arbeitszeit und Absenkung der Tariflöhne wurde verhindert.
Die vom Unternehmen geplante Anzahl von 15% Leiharbeitern konnte verhindert werden. Es wird bei ca. 5% Leiharbeiter bleiben. Durch zahlreiche Kontrollmöglichkeiten kann der Betriebsrat zukünftig den Einsatz von Leiharbeitern besser kontrollieren und verhindern, dass Stammbelegschaft durch Leiharbeiter verdrängt oder zusätzlich belastet werden. Vereinbart wurde, dass auf Basis zukünftiger IG Metall-Leiharbeitstarifverträge über gesonderte Regelungen für bei Opel eingesetzt Leiharbeiter verhandelt wird.
Unabhängig von unserem „Zukunftsvertrag 2016“ und der Fertigung der neuen Modelle ab 2011 wird derzeit über die aktuelle Problematik in der gesamten Automobilindustrie sowie speziell der Auslastung der Opel-Werke verhandelt. Vereinbarungen über freie Tage sowie eine mögliche weitere Anwendung von Arbeitszeitmodellen sollen in Bochum mithelfen, die aktuellen Probleme zu lösen. Hier wird der Betriebsrat darauf achten, dass die Beschäftigten kein Geld verlieren, die Arbeitsplätze und die Dreischichtigkeit erhalten bleibt. Zusätzlich gibt es zahlreiche Vorschläge, wie bereits ausgelagerte Arbeiten zukünftig wieder nach Opel zurückgeholt werden und zur Beschäftigungssicherung bis zum Anlauf der neuen Modelle beitragen. Hierzu gibt es erste Gespräche in Bochum. Entscheidend für alle Verhandlungen über die aktuelle Auslastung ist: Durch den aktuellen „Zukunftsvertrag Bochum 2010“ wird es keine Kündigungen geben!«