Montag 02.06.08, 18:00 Uhr
AStA der Ruhr-Uni befürchtet Kürzungen in der Lehre und Ausweitung von Tierversuchen

Exellenzinitiative durch die Hintertür?


Der AStA der Ruhr-Uni schreibt: »Am 02.06.2008 haben der Rektor der Ruhr-Universität Weiler, Innovationsminister Pinkwart und der Vorsitzende der Mercatorstiftung Rüdiger Frohn einen Vertrag geschlossen, der vorsieht, zwei neue Forschungscluster einzurichten: „Sensory life Sciences – From Protein to Neurocognition“, die sich mit der Erforschung der Funktionsweisen des Gehirns beschäftigt, sowie „Small Scale Interface Dominated Materials“, ein Forschungsschwerpunkt, der sich mit kleinskaligen technischen Systemen beschäftigt. Zusätzlich werden zwei Forschungsgruppen eingerichtet, die Nachwuchsforscher fördern sollen. Die Einrichtung dieser Cluster wird in den kommenden sechs Jahren mit 40 Millionen Euro gefördert und soll einen Teil des zuvor gescheiterten Konzepts der Ruhr-Universität zur Exellenzinitative verwirklichen.
Zehn der insgesamt vierzig Millionen Euro wird voraussichtlich die private „Mercatorstiftung“ beisteuern, zwanzig Millionen will das Innovationsministerium zuschießen, einen Betrag von 3,5 bis sieben Millionen will die Universität selbst investieren. Der restliche Betrag soll durch bisher noch nicht bekannte private Förderer gewonnen werden. Der AStA der RUB steht dem Finanzierungskonzept kritisch gegenüber. „Es ist unklar, ob und wie das Geld wirklich zusammenkommt“, sagt Benjamin Bettinger, Referent für Hochschulpolitik des AStA. „Auf unsere Nachfrage, ob die zusätzlichen Gelder im Landtag schon bewilligt sind, und wie das Rektorat die zusätzlichen Gelder aufbringen will, bekamen wir nur ausweichende Antworten“.
Es steht also zu befürchten, dass die eingeplanten Gelder sowohl auf Landesebene als auch in der Universität an anderer Stelle fehlen werden, voraussichtlich bei den Geldern, die für die Grundausstattung der Universität mit Lehrpersonal und -material vorgesehen ist. „Faktisch steht hier also eine Umschichtung der Gelder von der Lehre zur Forschung an – zum Leidwesen der Studierenden, die die entstehenden Lücken im Lehrangebot dann wieder aus eigener Tasche, also den Studiengebühren bezahlen müssen“, kritisiert Bettinger weiter. „Dem durchschnittlichen Studierenden kommen die investierten Gelder jedenfalls nicht zugute. Im Gegenteil: die Einrichtung dieser Forschungscluster geht mit einer Verschlechterung der Betreuungssituation einher.“
Professoren, die im Rahmen einer der in Zukunft geförderten Cluster forschen, werden im Gegenzug von einem Teil ihrer Lehrverpflichtungen freigestellt. Die Professoren werden dadurch aus der Pflicht genommen, die neu entwickelten Erkenntnisse auch direkt an die Studierenden weiterzugeben.
Ein weiterer Kritikpunkt an der Einrichtung der neuen Forschungscluster kommt von Seiten der Tierschützer. Die Erforschung der Funktionsweise des Gehirns wird nicht ohne die Einrichtung neuer Versuchsreihen an den Gehirnen von Tieren auskommen. Schon heute werden in Tierversuchen an der RUB über 1000 Tiere pro Jahr „verbraucht“, darunter Mäuse, Ratten, Katzen und sogar Rhesusaffen. Letztere werden schon heute für Versuche in der Hirnforschung eingesetzt. „Üblicherweise werden die Versuchstiere zur Kooperation motiviert, indem ihnen jegliche Flüssigkeitszufuhr verweigert wird und die Versuchstiere nur für erfolgreich erledigte Aufgaben einige wenige Tropfen zu trinken bekommen.“ erklärt Benjamin Sadowski, Referent für Ökologie, Frieden und Verkehr. „Dieses Beispiel lässt darauf schliessen, auf welche lebensverachtenden Experimente wir uns in Zukunft auf dem Gebiet der „Neurosciences“ einrichten müssen.“«