Mittwoch 23.01.08, 13:00 Uhr

Aura & auctoritas


Am Montag, dem 28. Januar spricht Prof. Dr. Gérard Raulet (Sorbonne)um 18.00 Uhr in der Ruhr-Uni, Raum HGA 20 zum Thema „Aura & auctoritas. Walter Benjamins ästhetisch-politische Strategien“. Diese Veranstaltung eröffnet die Vortragsreihe Ästhetik und Autorität des Gesellschaftswissenschaftlichen Institutes Bochum. In der Einladung heißt es: „Da der Begriff ‚Autorität’ nicht nur ein politischer, sozialer und religiöser, sondern ursprünglich auch ein rhetorischer ist, bildete er schon immer einen Knoten, in dem sich gesellschaftliche und ästhetische Probleme bündeln. In seiner facettenreichen Wirkungsgeschichte wurde er sowohl in Bezug auf das soziale Ansehen und den politischen Ausdruck der ‚potestas’ verwendet als auch im Sinne eines rhetorischen Überzeugungsmittels, der architektonischen Würde eines Gebäudes und der Bezeichnung eines Korpus kanonischer Vorbilder. Über Jahrhunderte hinweg hat er sich trotz des Übergangs von der Rhetorik zur Ästhetik, trotz der Befreiung der Kunst von der Religion und trotz der Selbstbehauptung des autonomen Kunstwerks bis zu dem Punkt erhalten können, an dem Walter Benjamin das Ende der auratischen Kunst bzw. den Beginn der Verbreitung neuer Reproduktionstechniken ansetzt. Benjamins Ästhetik ist durch eine doppelte, zugleich defensive und offensive Haltung gekennzeichnet: In dem Maße wie in der Literatur der Schöpfer bzw. Autor Produzent wird, wird der Kritiker „Stratege im Literaturkampf“. Während Letzterer die restaurativen Versuche zu durchschauen und sich den autoritativen Nachzugsgefechten zu widersetzen hat, muss Ersterer ein Gegenkonzept behaupten. Schließlich stellt sich die Frage, ob Benjamins Spätprojekt des Passagenwerks die Alternative zur auktorialen Autorität darstellen sollte und wenn ja, ob dies gelungen ist.
Gérard Raulet wird mit seinem Beitrag die neue Vortragsreihe Ästhetik und Autorität des GIB eröffnen und dabei einerseits den politischen und ästhetischen Transformationen des aura-auctoritas-Komplexes kritisch nachgehen und andererseits die Strategien hinterfragen, mit denen Benjamin auf den Zerfall der Aura antwortet.
Prof. Dr. Gérard Raulet bekleidet an der Sorbonne in Paris den Lehrstuhl für deutsche Ideengeschichte und ist Direktor des Forschungszentrums Philosophie politique contemporaine am Centre national de la recherche scientifique sowie der Groupe de recherche sur la culture de Weimar am Maison des Sciences de l’Homme. Auf Deutsch publizierte er über Benjamin zuletzt das Buch Positive Barbarei. Kulturphilosophie und Politik bei Walter Benjamin und gab jüngst die Sammlung von Schriften Benjamins mit dem Titel Passagen. Zur französischen Literatur bei Suhrkamp heraus. Momentan arbeitet er an der neuen Kritischen Ausgabe von Benjamins Gesamtwerk mit.