Montag 09.07.07, 15:00 Uhr
Bahnhof Langendreer klärt Junge Union auf:

33.200 € für Investitionen vergessen


Gerd Spieckermann vom Bahnhof Langendreer bedankt sich in einer Pressemitteilung bei der Jungen Union für die Werbung, die die JU für den Bahnhof Langendreer und das G8-Solifest am kommenden Freitag macht: »Hurra, es gibt sie doch noch! Und sie haben sogar einen ausgesprochen smarten Vordenker: Die Junge Union Bochum taucht mitsamt ihres Kreis­vorsitzenden Christopher Becker wie Phönix aus der Asche im Bochumer Sommerloch auf und setzt, wie nicht anders zu erwarten, innovative und zukunftsweisende Themen: Linksextreme, autonome Gewalttäter, Krawallmacher, Demokratiefeinde im Bahnhof Langendreer! Bei solch einem Publikum wird dann natürlich auch die Überprüfung der Finanzierung des Bahnhofs gefordert! (Kann ein Bart eigentlich länger sein?)
Ausgangspunkt für diesen in Bochum völlig neuen Politikansatz ist ein „Solidaritätsfest gegen die Repression beim G8-Gipfel“ in Heiligendamm, das vom G8-Plenum Bochum (u.a. Attac, ESG, Mieterverein, ver.di, VVN u.v.a.) am 13. Juli im Bahnhof Langendreer veranstaltet wird. Ziel der Ver­anstaltung ist es, über die „Ergebnisse“ des Gipfels und deren Bewertung, über Aktionsformen der Gipfelgegner und das Vorgehen der Polizei und der Bundeswehr und über die anstehenden Gerichtsverfahren gegen DemonstrantInnen zu berichten und zu diskutieren.
Die Junge Union wirft nun pauschal den Gipfelgegnern in Heiligendamm, den Veranstaltern des Festes, dem Bahnhof Langendreer und den Veranstal­tungsteilnehmerInnen vor, „den Rechtsstaat mit Füßen zu treten“, weil sie informieren, diskutieren und feiern wollen.
Bisher waren wir davon ausgegangen, dass der Rechtsstaat eher in Heiligendamm unter die Räder gekommen ist, denn wir haben uns in den letzten Wochen gefragt: Tornadoflüge der Bundeswehr, um Demonstranten zu fotografieren – war da nicht was mit dem Grundgesetz? „Käfighaltung“ von festgesetzten Gipfelgegnern – war da nicht was mit Menschenrechten? Gewaltprovokateure mit Dienstausweis der Polizei – war da nicht was mit Gesetzesgrundlagen für Polizeiarbeit?
Liebe Junge Union, lieber Christopher Becker, wir wissen nicht, wie es mit Demokratieverständnis und Debattenkultur bei euch aussieht – befürchten allerdings nach Lektüre der Pressemitteilung das Schlimmste – wir auf jeden Fall wünschen der Veranstaltung am 13. Juli 2007 viele BesucherIn­nen, erhellende Informationen und kontroverse Diskussionen und nicht zuletzt, wie es sich für ein Fest gehört, viel Spaß.
Beim Thema Finanzierung liegt uns eine Richtigstellung und ein wenig Nachhilfe für die JU am Herzen, denn nicht nur mit 310.100 € fördert die Stadt Bochum den Betrieb des soziokulturellen Zentrums Bahnhof Lan­gendreer, sondern es kommen noch weitere 33.200 € für Investitionen hinzu.
Und wer Rechenschaft über die Verwendung der Mittel einfordert, sollte vielleicht mal die Mühe auf sich nehmen, eine Sitzung des Kulturausschus­ses zu besuchen oder gar unseren Jahresbericht zu lesen (kann kostenlos bei uns abgeholt oder angefordert werden). Auch ein Blick in unser Buch „In Fahrtrichtung links. Eine Odyssee durch Revue und Revolte“ vermittelt tiefere Einblicke (erhältlich in jeder Buchhandlung).«

Die Presseerklärung der JU.
Der Artikel in den Ruhr Nachrichten.