Freitag 02.03.07, 13:24 Uhr
Begründung der "Rente mit 67" mit Demographie ist eine Lüge

DGB: Rentenkürzungen bis 14,4 Prozent drohen


Nach der aktuellen Statistik der örtlichen Arbeitsagentur suchten im Februar 6.030 Menschen über 55 in Bochum erfolglos Arbeit. 150 mehr als im Dezember 2006. Arbeitsplätze für Ältere gibt es in der Region kaum. „Schon heute halten zwei Drittel nicht bis 65 durch. Sie sind gesundheitlich fertig. Und das heißt: Abschläge! Umso mehr, wenn es die Rente erst mit 67 gibt. Wer mit 63 geht, muss mit einer lebenslangen Rentenkürzung von 14,4 Prozent leben, “ weist der DGB Vorsitzende Michael Hermund auf die Konsequenzen des in der nächsten Wochen im Bundestag zur Verabschiedung vorliegenden Gesetzentwurfes hin.
„Die Begründung, die Rente mit 67 sei notwendig wegen der Demographie, ist eine Lüge“, behauptet Hermund, „Durch die Steigerungen der Produktivität wird der Effekt der demographischen Entwicklung mehr als ausgeglichen.“ Professor Rürup geht von einer Produktivitätssteigerung von 1,8 Prozent pro Jahr aus. Würde der erarbeitete Reichtum, auf alle, vom Baby bis zum Rentner gleichmäßig verteilt, würde er 2030 für jeden 38.000 Euro betragen. Etwa 35 Prozent mehr als 2006. „Trotz Demographie! Wo ist da eigentlich das Problem?“ fragt sich der DGB Vorsitzende.
Die Verteilung sei der Haken! Der wirtschaftliche Erfolg der Steigerung der Produktivität schlage sich immer zunächst in den Unternehmen durch verbesserte Gewinne nieder. Erst durch höhere Löhne und Gehälter flössen die Produktivitätsgewinne der breiten Bevölkerung zu.
„Politiker, die von Überalterung und Demographie reden, haben sich längst auf eine beständige Umverteilung von unten nach oben eingestellt. Ein Verteilungskonflikt wird zum scheinbaren Sachzwang, er wird zu einem demographischen Problem erklärt“ weist Hermund auf die aktuelle Debatte hin, „wer die Verteilungsfrage kaschieren möchte, redet möglichst viel von Demographie.“
Der Verzicht auf die Rente mit 67 würde 2030 gerade einmal zu einem um 0,5 Prozentpunkte höheren Beitrag führen.
Darum meint der DGB Mann: „Wir brauchen also keine Rente mit 67„ und appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten Schäfer, Bollmann, Fischbach und Lammert, im Interesse der Bochum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dem Gesetz nicht zuzustimmen.