Samstag 02.12.06, 22:00 Uhr

Schöner leben ohne Naziläden


Auf einer Informationsveranstaltung des Polit-Cafés Azzoncao war heute Nachmittag ein Referent vom „antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin“ zu Gast. Er informierte über die Hintergründe, vor denen das Aufkommen von Nazi-Läden, wie dem kürzlich eröffneten Bekleidungsladen “Goaliat” in der Oskar Hoffmann Straße zu verstehen ist. Überraschend bei der Veranstaltung war, dass von sämtlichen linken Organisationen, die auf ihren Webseiten für die Veranstaltung geworben hatten, keine einzige auf der Veranstaltung vertreten war. Im Publikum saßen vor allem SchülerInnen, SozialarbeiterInnen, LehrerInnen und NachbarInnen aus der Oskar Hoffmann Straße, die sich informieren wollten, was gegen den Laden unternommen werden kann.
Der Referent machte zunächst deutlich, wie stark die Nazi-Szene sich in den letzten zehn Jahren gewandelt hat. Nicht mehr glatzköpfige Skins bilden die Jung-Nazi-Szene, sondern verschiedene Subkulturen, die sich weitgehend über Musikrichtungen definieren. In Läden wie Goaliat sind daher auch nur selten “Glatzen” zu sehen.
Diese Öffnung der Nazi-Szene hat es erst kommerziell attraktiv gemacht, z.B. mit Thor-Steinar- Läden ein größeres Publikum anzusprechen. Die Zielgruppe solcher Läden sind nicht nur Nazis sondern das gesamte subkulturelle Umfeld.
Die meisten Bekleidungsläden, so der Referent, haben nach einiger Zeit wieder schließen müssen, weil es erfolgreichen Widerstand gab und sich ihre Aktivität wirtschaftlich nicht rechnete. Die NPD sei pleite und könne solche Läden nicht subventionieren. Um die Läden dicht zu machen, sei aber eine ausführliche Aufklärungsarbeit mit langem Atem notwendig, damit verhindert wird, dass sich solche Läden ein “unpolitisches” Umfeld aufbauen können.
Strittig diskutiert wurde auf der Veranstaltung, in wie weit z. B. ein Verbot, Thor-Steinar-Kleidung an Schule zu tragen oder mit solchen Klamotten den Bahnhof Langendreer zu betreten, hilfreich sei. Für den Referenten war die Antwort klar: “Ihr in Bochum seid noch am Anfang mit der Diskussion. Wir in Berlin sind froh, dass Hertha BSC ganz klar verbietet, dass BesucherInnen mit Thor-Steinar-Sachen ins Olympia-Station kommen.”
Die anwesenden NachbarInnen des Nazi-Ladens Goaliat bedankten sich bei der Gruppe Azzoncao, dass sie so schnell und kompetent über die Hintergründe der Marke Thor Steinar und über den Betreiber des Ladens informiert habe. Das habe es sehr erleichtert, die Nachbarschaft gegen den Laden zu mobilisieren und den Widerstand zu organisieren.