Die Freie Uni schreibt: »Im Streit um die Zukunft der Freien Universität Bochum (FUB) greift die Ruhr-Uni zu populistischen Phrasen. In einer Antwort des RUB-Pressesprechers Josef König auf einen offenen Brief wird die Freie Uni als „Abenteuerspielplatz“ bezeichnet, für den kein Geld der „Steuerzahler“ ausgegeben werden solle. Dazu erklärt Katharina Teiting von der Freien Uni Bochum: „Als Freie Uni stehen wir für den Ausbau eines freien und gerechten Bildungssystems vom Kindergarten bis zur Hochschule. Deswegen können wir nicht hinnehmen, dass die Ruhr-Uni Abenteuerspielplätzen populistisch die Förderungswürdigkeit abspricht, um die Freie Uni zu diffamieren.“
Abenteuerspielplätze sind ein wichtiger Bestandteil der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die seit den 60er Jahren auch mit Unterstützung von Aktiven aus der Studierendenbewegung aufgebaut worden sind. Mit den kostenlos zugänglichen Einrichtungen wird die Funktionalisierung öffentlicher Räume hinterfragt und die soziokulturellen Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche werden verbessert. Ein zentrales Ziel der Plätze ist es, unkommerzielle Freiräume zu schaffen, in denen Eigeninitiative, Selbstorganisation, soziales Lernen und Solidarität eingeübt werden können. „Es ist kein Zufall, dass derzeit immer mehr Abenteuerspielplätze schließen müssen, weil die öffentlichen Fördergelder gestrichen werden, während an der Hochschule Studiengebühren eingeführt werden“, so Katharina Teiting weiter.
Bildungs- und Sozialabbau finde überall statt und müsse daher überall bekämpft werden, sagen die FUB-Aktiven. Deshalb unterstützt die Freie Uni zusammen mit den Trägern von Abenteuerspielplätzen auch das Aktionsbündnis „Jugend braucht Vertrauen“, das sich mit einer Volksinitiative gegen die massive Kürzung von Geldern in der Kinder- und Jugendarbeit gewehrt hat. Inzwischen begreift sich das Bündnis eigenen Angaben zufolge als “außerparlamentarische Opposition” – genauso wie die studentische Protestbewegung gegen Bildungsabbau.
Finanzargument vorgeschoben
„Mit populistischen Erklärungen kann die Leitung der Ruhr-Uni nicht überspielen, worum es im gegenwärtigen Konflikt geht“, sagt Moritz Schulte von der Freien Uni Bochum. „Dass das Querforum als einziges Gebäude auf dem gesamten Campus in diesem Winter nicht beheizt werden soll, ist eine politische Entscheidung gegen den alternativen und selbstorganisierten Veranstaltungsort FUB.“ Das Finanzargument halten die aktiven Studierenden für vorgeschoben. Auf Expertenhinweise, dass das Gebäude im Winter eigentlich zumindest grundbeheizt werden müsse, um Schäden an der Bausubstanz zu verhindern, reagierte die Univerwaltung mit einem Hinweis, der das angebliche Engagement für „den Steuerzahler“ fragwürdig erscheinen lässt: Für etwaige Reparaturen müsse das Land NRW aufkommen, nicht die Uni. Deshalb sei das Argument von nachrangiger Bedeutung.
In einem offenen Brief haben inzwischen über 50 Organisationen und Einzelpersonen das RUB-Rektorat aufgefordert, „alles Nötige zu veranlassen, um den Fortbestand der FUB zu gewährleisten“ und „diese außergewöhnliche Stätte der Begegnung und des freien Austausches von Wissen und Ideen auf dem Campus der Ruhr-Uni Bochum zu erhalten“. „Wir bleiben weiter mit der Uni-Leitung im Gespräch und hoffen trotz der Erklärung des Uni-Sprechers auf eine unbürokratische Lösung“, gibt sich Moritz Schulte angesichts dieser öffentlichen Unterstützung zuversichtlich. „Die Freie Uni ist es wert, dass sich alle ein bißchen am Riemen reißen.“«