Samstag 04.11.06, 20:00 Uhr
Dienstag, 7. 11., 18.00 Uhr Prof. Dr. Freerk Huisken in der Freien Uni

Mit verschärfter Konkurrenz dem Denken Beine machen


Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Ware Bildung“
In der Einladung der Freien Uni Bochum heißt es: »Die politischen Verwalter des Kapitalstandorts haben sich den Befund zu eigen gemacht, dass – ausgerechnet – die Wissenschaft, eines der Mittel der kapitalistischen Konkurrenz, ein entscheidender Grund für Erfolg und Misserfolg des nationalen Standorts sei, lasten dem Bildungssektor Krise und Wachstumsschwäche des Kapitals an und versprechen sich von seiner Korrektur größere deutsche Erfolge auf dem Weltmarkt. Ihr Befund: Der ganze Sektor leistet einfach zu wenig für das Geld, was er kostet. Reform heißt also: Für das Geld, das der Staat ausgibt, und in den Einrichtungen, die er längst geschaffen hat, mehr Leistung erzwingen.
BildungspolitikerInnen betrachten folglich das Sparen, das sie den Universitäten aufzwingen, und die Studiengebühren, die sie den Studenten abknöpfen, nicht als bedauerliche Folgen leerer Staatskassen, sondern als wünschenswerte Hebel für „längst fällige Reformen“. Geldnot soll die Institution und die Studenten zu der Sorte Vernunft zwingen, die der Staat von seinen Bildungseinrichtungen sehen will. Rückblickend erscheint den PolitikerInnen das kostenlose Studium und der Beamtenstatus der Lehrenden wie eine Einladung zur Faulheit. „Zu wenig Konkurrenz“, „zu wenig Zwang zur Leistung“, „zu lange Studienzeiten“, „zu wenig ökonomische Effektivität“! Was führt also Leistungen zuverlässiger herbei als konsequenter Zwang durch mehr Konkurrenz?
Freerk Huisken, Pädagogik-Wissenschaftler und Autor, Emeritus an der Universität Bremen, wo er seit den 1970ern Jahren das Fach Politische Ökonomie des Bildungssektors unterrichtet hat. Bücher u. a.: Anstiftung zum Unfrieden. Ein destruktives Lesebuch mit konstruktivem Anhang (1984), Die Wissenschaft von der Erziehung. Einführung in die Grundlügen der Pädagogik (1991), Alles bewältigt, nichts begriffen! Nationalsozialismus im Unterricht (2006).«