Freitag 13.10.06, 13:07 Uhr
Soziale Liste fordert ungeschminkte Bestandsaufnahme:

„Gertrudiscenter Segen oder Fluch für Wattenscheid?“


Die Soziale Liste schreibt: »Durch die Ereignisse in den letzten Wochen sieht sich die Soziale Liste in ihrer Kritik an dem überdimensionierten Gertrudis-Center unter dem Diktat von Kaufland bestätigt. „Ein offensichtlich überforderter Investor, der durch die verspätete Fertigstellung des Centers und den Druck der Kaufland-Gruppe mit dem Rücken an der Wand steht, ist offensichtlich nicht in der Lage, das Gertrudiscenter einvernehmlich zu betreiben. Die Reaktionen auf die Einpendelung auf eine realistische Öffnungszeit für viele kleinere Geschäfte mit Drohungen (Kündigung) und Beleidigungen („kapitale Idioten“) sind ein Armutszeugnis und schädigen den Ruf Wattenscheids“, so Ratsmitglied Günter Gleising von der Sozialen Liste.
Die Soziale Liste befürchtet auch nach der Fertigstellung des Kaufland-Centers in Wanne –Eickel eine weitere Schwächung des Wattenscheider Standortes.
Insgesamt ist durch das Gertrudiscenter der Bereich um den Alten Markt aufgewertet und eine höhere Frequentierung der Fußgängerzone ereicht worden; dem stehen aber ausgesprochen große problematische Entwicklungen in anderen Bereichen gegenüber. So sind im Gertrudiscenter zusätzliche Verkaufsflächen in einer Größenordnung entstanden, die zu Schließung oder Nicht-Wiederbelebung von Flächen und zum Abbau von Arbeitsplätzen in anderen Bereichen führen. Das ist deutlich zu sehen in Randbereichen der Fußgängerzone, im Bereich vor dem alten Wattenscheider Rathaus und der Hochstraße. Problematisch ist die Entwicklung bei Real in Wattenscheid mit deutlichen Umsatz- und Arbeitsplatzverlusten durch das Gertrudiscenter und die beabsichtigte Schließung von Woolworth.
Die Aufgabe und Bebauung des Gertrudisplatzes hat auch dazu geführt, dass Wattenscheid keinen Veranstaltungs- und Kirmesplatz mehr hat, was als schmerzlicher Verlust beklagt wird. „Gerade wegen dieser Frage habe ich in den letzten Tagen zahlreiche Anrufe von Bürgern bekommen, die die fehlende Attraktivität der neue Innenstadtkirmes monierten“, äußert sich Günter Gleising.
Vor dem Hintergrund der massiven öffentlichen Förderung des Gertrudiscenters durch die Stadt Bochum sind diese Fehlentwicklungen nicht hinnehmbar.
Die Soziale Liste widerspricht auch der Ansicht mancher Wattenscheider Politiker, die mit der Fertigstellung des Gertrudiscenters Wattenscheid als „blühende Landschaft“ gesehen haben. Notwendig ist jetzt eine ungeschminkte Bestandsaufnahme, um die bestehenden Probleme, Interessen und Konflikte aufzuarbeiten. Hierbei sollten auch die Gewerkschaften und Konsumenten einbezogen werden.“«