Freitag 24.02.12, 07:25 Uhr
Aktion an der Ruhr-Uni: "Der Exzellenz in die Suppe spucken!"

Protest gegen die Exzellenzinitiative


Die BegutachterInnen der Exzellenzinitiative statten der Ruhr-Uni am 28./29.2 einen Besuch ab. Größenteils wird dieser im Veranstaltungunszentrum hinter der Mensa stattfinden, aber auch ein Rundgang zu verschiedenen Leuchtturmprojekten ist geplant. Eine „Generalprobe“ findet bereits heute um 10.00 Uhr ab Veranstaltungunszentrum statt. Das Protestplenum hat für den Besuch der GutachterInnen Aktionen angekündigt. Auf der Webseite des Protestplenums heißt es: »Mysteriöse Veränderungen geschehen in diesen Tagen auf dem Campus: An allen Ecken und Enden wird der fortschreitende Verfall der Uni überpinselt, kaputte Betonplatten werden erneuert und Fachschaften werden von ganz oben dazu angehalten ihre Räumlichkeiten aufzuräumen. Diese Vorgänge deuten auf eines hin: Der Angriff der fiesen Exzellenzcluster steht unmittelbar bevor…« In einer Pressemitteilung schreibt das Protestplenum: »Am Dienstag, dem 28.02.2012 werden Gutachter einen Rundgang an der RUB absolvieren, sowie Gespräche mit Mitgliedern der RUB führen um danach über eine Förderung einzelner Projekte zu entscheiden. Das Ziel jeder an diesem Wettbewerb teilnehmenden Universität ist der „Elite-Titel“ für das beste Zukunftskonzept. „Es ist doch einfach absurd, dass die Uni lieber das knappe Geld für Kosmetik wie ein im Dunkeln leuchtendes RUB-Logo anstatt für den Erhalt der Lehre und Forschung ausgibt“, empört sich Ulrike Tewes vom Protestplenum an der RUB. Dieser seit 2005 existierende Zusammenschluss von Studierenden hat z.B. im Jahr 2009 die erfolgreichen Proteste gegen die Studiengebühren an der RUB und in der Stadt Bochum organisiert. In der Tat hat sich auf dem Campus viel verändert in den letzten Wochen: gebrochene Betonplatten wurden ausgetauscht, die Blumenbeete neu bepflanzt. Aber wie sieht es unter der Oberfläche aus? „Wir fordern eine komplette Finanzierung der Universitäten durch das Land NRW und dem Bund“, so Tewes. „Es ist als höchst bedenklich zu bewerten, dass sich die Universitäten in diesem Wettbewerb gegenseitig ausbooten müssen, um die Lehre und Forschung wenigstens halbwegs finanzieren zu können“.
Haushaltsloch und Leuchtreklame
Das Protestplenum weist insbesondere auf die momentane Situation an der RUB hin. „In der letzten Senatssitzung wurde ein Haushalt vorgestellt, der eine Deckungslücke von ca. 16 Millionen Euro aufweist“, berichtet der hochschulpolitische Aktivist Andreas Schmidt. Dieses Loch sei durch eine unzureichende Finanzierung durch das Land NRW, aber auch durch zweifelhafte Entscheidungen in der Universitätsverwaltung entstanden. „Das Land bezahlt nicht die gesamten Heizungskosten – daher nimmt das Rektorat dafür Gelder aus den Töpfen für Forschung und Lehre“, zeigt Schmidt auf. „Und das Haushaltsloch müssen jetzt die Fakultäten ausbaden. Sie sollen ca. 6% ihrer Mittel einsparen“. Das Protestplenum befürchtet, dass dies für die Qualität der Lehre Konsequenzen haben wird. „Die Fakultäten werden bestimmt wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte entlassen bzw. erst einmal keine neuen einstellen“, meint Ulrike Tewes. „Da hilft auch keine Leuchtreklame am Musischen Zentrum“.
Mehr Schein als Sein?
Laut Informationen der Aktiven vom Protestplenum wurden die Dekane dazu aufgefordert, sich an den vom Rektorat vorgegeben Argumenten zu halten und alle internen Diskussionen um die Probleme an der RUB bis nach der Exzellenz-Initiative zu verschieben. Den Studierenden vom Protestplenum will es nicht einleuchten, weshalb so auf das Gewinnen bei der Exzellenz-Initiative gesetzt wird. „Bei diesem Wettbewerb kommt es ja nicht auf den normalen Hochschulbetrieb oder die Studierenden an, sondern auf einzelne prestigeträchtige Projekte“, fasst Andreas Schmidt die Kriterien zur Exzellenzinitiative zusammen. „Abgesehen davon, dass es nur ein Versuch der Landesregierung ist, von der unzureichenden Finanzierung der Universitäten durch sie abzulenken.“
Die Aktiven rufen daher dazu auf, am Tag des Rundganges zum Protestieren an die Uni zu kommen. Sie fordern: „Elite abschaffen, Bildung für alle! Der Exzellenz in die Suppe spucken!“«