Dienstag 09.12.08, 16:24 Uhr
Zimbo Zimmermann führt vor, was in einer Firma ohne Betriebsrat möglich ist

Bochumer Logistik Unternehmen kündigt 250 Beschäftigten


Die Firma Logistik 3000 mit Sitz in Bochum und mehreren Niederlassungen in Deutschland hat seinen ca. 250 MitarbeiterInnen gekündigt. Als Grund wird die Liquidation des Unternehmens angegeben. Logistik 3000 war bisher das Speditionsunternehmen des Bochumer Fleisch- und Wurstwarenkonzerns Zimbo. Der Logistikbereich war vor einigen Jahren bei Zimbo ausgegliedert und als Tochter weitergeführt worden. Als die Familie Zimmermann vor einigen Monaten ihre Firma Zimbo an den Schweizer Konzern Bell verkaufte, behielt sie die Spedition in ihrer Holding. Offensichtlich soll jetzt versucht werden, das Logistikunternehmen ohne MitarbeiterInnen zu verkaufen. Es gibt eine Reihe von Speditionen, die Überkapazitäten haben. Für sie ist es hoch attraktiv, Zimbo und andere Firmen als Kunden von Logistik 3000 zu bekommen, ohne die Beschäftigten übernehmen zu müssen. Helmut Süllwold, Fachsekretär für den Handel im ver.di-Bezirk Bochum-Herne dazu: „Es ist unglaublich, wie das Unternehmen Zimbo mit der Existenzgrundlage der Beschäftigten von Logistik 3000 umgeht. Den Menschen wird erzählt, der Betrieb würde liquidiert. Tatsächlich aber gibt es deutliche Hinweise darauf, dass dies gar nicht der Fall ist. Vielmehr wird nach den bei ver.di vorliegenden Informationen der bisher selbst betriebene Logistikbereich ( Fa. Frische Logistik 3000 GmbH ) ausgelagert und von einer großen auf den Lebensmitteltransport spezialisierten Spedition Mitte 2009 übernommen.“ Nach Einschätzung von Süllwold handelt es sich also nicht um eine Betriebsschließung sondern um einen Betriebsübergang, was allerdings nur in einem Kündigungsschutzverfahren geklärt werden könne.“ Auf einer Betriebsversammlung einer der Niederlassungen, bei denen die Kündigungen mitgeteilt wurden, berichteten die Beschäftigten, dass sie von den Stellen, die sie beliefern, erfahren haben, dass die Firma „Kraftverkehr Nagel“ ihnen ab Februar die Ware bringt. Die Firma Nagel wollte hierzu nicht Stellung nehmen und nur auf schriftliche Fragen antworten.
Nach Angaben von Helmut Süllwold gibt es bei Logistik 3000 aus Angst vor Repressalien keinen Betriebsrat. Der Arbeitgeber könne also weitestgehend tuen und lassen was er will. Den Beschäftigten, die die Kündigung bereits erhalten haben, könne nur dringend empfohlen werden, eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht einzureichen. Helmut Süllwold dazu wörtlich: „ Wir wissen nicht, wann die jeweiligen Kündigungen zugegangen sind. Eine Klage dagegen ist nur innerhalb einer Frist von drei Wochen nach Zugang der schriftlichen Kündigung möglich.“
Der Gewerkschaftssekretär weiter:“ In diesem Zusammenhang ist wieder einmal ganz deutlich, dass es existentielle Folgen haben kann, wenn die Menschen aus Angst vor betrieblichem Druck nicht Gewerkschaftsmitglied werden oder kein Betriebsrat gewählt wird. Überleitungsregelungen, Sozialpläne oder ein Interessenausgleich sind nur möglich, wenn ein Betriebsrat existiert.“