Samstag 10.11.07, 12:30 Uhr
Protestaktion des Bochumer Friedensplenums

Die „Kritischen Geister“, die Elmar Goerden ruft, sagen „NEIN“


Titelbild des Programmbuches»`s ist leider Krieg« - und sie begehren, nicht schuld daran zu sein?

Mit der Verteilung eines alternativen Programmbuches wird das Bochumer Friedensplenum am Sonntag, dem 11. November den Protest gegen die umstrittene Lesung von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Jürgen Flimm (SPD) im Bochumer Schauspielhaus einleiten. Unter dem Titel »`s ist leider Krieg – und sie begehren , nicht schuld daran zu sein ?« legt das Friedensplenum entschiedenen Einspruch dagegen ein, einem prominenten Politiker die Theaterbühne „für ein Trugspiel von Schuld und Gewissen zu öffnen“, der an der Durchsetzung militärischer Großprojekte wie des Milliarden verschlingenden Eurofighters in Deutschland und Europa erheblichen Anteil hat. Was Lammert 1995 als Koordinator der Regierung Kohl für die Luft- und Raumfahrt angeschoben habe, werde heute in der europäischen Rüstungsagentur fortgesetzt. Dort sei unlängst 2008 zum Jahr der europäischen Rüstung proklamiert worden und mit der nächsten Generation von Aufklärungssatelliten als Spitzenprojekt, für Lammert, so das Friedensplenum, schon stets eine „Herzensangelegenheit“. Das Textbuch dokumentiert den Briefwechsel zwischen dem Bochumer Theaterchef Elmar Goerden und dem früheren Intendanten Frank-Patrick Steckel, der in einem Offenen Brief gefragt hatte, was es anders sein könne als Heuchelei, wenn Angehörige der kriegstreibenden Bundestagsparteien Texte gegen den Krieg lesen.
Der Neigung deutscher Wissenschaftler und Künstler, in ihren Denk- und Verhaltensmustern Kriege zu akzeptieren und salonfähig zu machen, geht Otto Köhlers Analyse “Deutsche Intellektuelle 1914/1999” mit historisch vergleichender Perspektive nach.
Horst-Eberhard Richter beschreibt in einem kürzlich veröffentlichen Interview die mentale und sprachliche Umdeutung des “Sterbens und Tötens” zum “Schützen und Helfen” in Kriegen: »Plötzlich wird das Morden zur sozialen Tat«.

Im literarischen Teil des Textbuchs finden sich Gedichte, die Lammert und Flimm sicher nicht ohne Absicht „vergessen“ haben. Robert Gernhardts Sonett vom Versuch, einem irakischen Kind den Krieg zu erklären, könnte etwa das Trugspiel irritieren: „Mein liebes Kind, wir wollen dich befreien./ Das heißt: Wir müssen dich zuvor beschießen…“
Das 52 Seiten starke Textbuch endet mit Brecht:
„Wenn die Oberen vom Frieden reden / Weiß das gemein Volk / Daß es Krieg gibt. //
Wenn die Oberen den Krieg verfluchen / Sind die Gestellungsbefehle schon geschrieben.“