Offener Brief an den Direktor der JVA Bochum
Montag 23.10.06, 08:00 Uhr

Jose Fernandez Delgado


Henning Köster
Justizvollzugsanstalt Bochum
Krümmede 3
D-44791 Bochum
Germany
Telefon: 00 49 234 / 95 58 – 0
Fax: 00 49 2 34 / 50 33 16
E-Mail: poststelle@jva-bochum.nrw.de

An den Direktor der JVA Bochum, Henning Köster,

Jose Fernandez Delgado ist fast seit einem Jahr in ihrer Anstalt eingesperrt. Von Anfang an wurde er mit der Willkür ihrer Verwaltung konfrontiert: Schikanen der Schließer, Verteilung der Post nach deren guten Willen, Bücher, die zwar geschickt aber nie bei ihm angekommen sind unregelmäßige Teilnahme an den Aktivitäten.

Seitdem er Strafhäftling ist, seit dem 28.September 2006, ist dieser neue Status von zusätzlichen kränkenden Maßnahmen begleitet. Auf einmal wird Jose unter anderem verweigert, über das Geld zu verfügen, das ihm regelmäßig geschickt wird. Er kann infolgedessen nicht mehr die Einkäufe machen, die er für notwendig hält, da das Essen im Knast schlecht und ungesund ist. Er soll jetzt arbeiten, um sich zu ernähren und ist damit, wie viele andere Gefangenen auch, zur Zwangsarbeit verurteilt. Er soll nicht nur Anträge stellen, um über sein eigenes Geld zu verfügen, sondern auch schriftliche Bitten an die Verwaltung richten, um Anrufe machen zu können, Bücher zu bekommen usw.. Diese Bitten können angenommen wie abgelehnt werden, je nach dem guten Willen der Schließer und dem gehorsamen Verhalten des Gefangenen. Willkürlich beurteilen die Wärter die Qualität des Inhalts seiner Post, die sie lesen, zensieren und mitunter erst gar nicht weitergeben. Es ist ganz klar, dass diese demütigenden Maßnahmen sowie die so unnütze wie peinliche Bürokratie ein Teil der Waffen sind, die der Knast benutzt, um die Gefangenen ihrer Willkür zu unterwerfen. Die Pflicht, die Knastkleidung zu tragen, gehört ebenfalls zu diesem Entpersonalisierungsbestreben, das in der Vernichtung des Gefangenen als Individuum gipfeln soll.

Jose Fernandez Delgado hat aber seinerseits entschieden diese ständigen Erpressungen und Unsicherheiten, im Namen seiner Würde abzulehnen und hat infolgedessen eine Protestaktion begonnen. Wir wissen/ich weiß (?), dass er seit dem ersten Oktober das Essen des Knasts nicht mehr annimmt, und so seine Gesundheit und sein Leben in Gefahr bringt. Wir wissen/ich weiß (?), dass er Drohungen von ihrer Verwaltung bekommen hat, dass ihm die Knastuniform mittels „unmittelbarer Gewaltanwendung“ aufgezwungen werden soll. Wir wissen auch, dass er bereit ist, seine Aktion bis zu den äußersten Konsequenzen zu führen. Deswegen fordern wir die sofortige Erfüllung seiner Forderungen:

freier Zugang zum Geld, das er geschickt bekommt.

freier Zugang zu seinen eigenen Kleidern.

freier Zugang zu seiner Post und den Büchern, die ihm geschickt werden.

freier Zugang zu den Freizeitaktivitäten.

freier Zugang zu einem Studium.
Die Situation ist unerträglich und wir werden sie nicht ertragen!