Montag 09.10.06, 20:26 Uhr

Gedenken an Karl Springer


Klaus Kunold bei der Gedenkrede an Karl SpringerAm heutigen 9. Oktober erinnerte die VVN – BdA mit einer Gedenkveranstaltung an den am 9. Oktober 1936 verhafteten und im Polizeipräsidium Bochum zu Tode gefolterten ehemaligen Stadtrat und kommunistischen Widerstandskämpfers Karl Springer. Mehr als 30 Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Mit besonderer Freude konnte Klaus Kunold auch die Enkel des ermordeten Karl Springer begrüßen, die den Aufruf in der Presse gelesen hatten.
Klaus Kunold (Foto) erinnerte in seiner Ansprache an das Leben Karl Springers, aber auch anderer Antifaschisten, die im Polizeipräsidium ermordet worden sind. Das Vermächtnis des Karl Springer, so Klaus Kunold, sei das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und gegen jegliche Diskriminierung.

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Günter Gleising hat einen kurzen Lebenslauf des Widerstandskäpfers geschrieben und erinnert an die Geschichte des heutigen Springerplatzes:
Karl Springer, geboren am 30. März 1895 in Rauschken/Ostpreußen, kam um 1912 ins Ruhrgebiet, um eine Erwerbstätigkeit zu suchen. Er arbeitete zunächst auf einer Zeche in Weitmar, trat der Bergarbeiter-Gewerkschaft bei und wurde Mitglied der Konsumgenossenschaft ‘Wohlfahrt’. Mitte der 20er Jahre wurde Karl Springer dann Redakteur der kommunistischen Tageszeitung ‘Ruhr-Echo’, zunächst als Lokalredakteur in Bochum, später war er in Essen verantwortlich für den gesamten Bereich der Lokalausgaben. Karl Springer wohnte auf der Markstraße 406 in Weitmar-Mark. Am 13. Juni 1926 – Weitmar war zu Bochum eingemeindet worden – erreichte die KPD in Bochum bei den Kommunalwahlen über 10.000 (14,4 %) Wählerstimmen. Karl Springer zog in den Bochumer Stadtrat ein und wurde bei der Wahl 1929 bestätigt. Auseinandersetzungen um die Gewerkschaftspolitik führten 1929 zu seinem Ausschluss durch den Hauptvorstand des Alten Verbandes unter Fritz Husemann. Springer hatte sich auf einer Belegschaftsversammlung für die Aufstellung oppositioneller Kandidaten eingesetzt und eine konsequente Politik gegen Lohnabbau gefordert.
Mit dem Anwachsen der faschistischen Gefahr setzte sich Springer trotz dieser Erfahrungen für den gemeinsamen Kampf von Sozialdemokraten und Kommunisten gegen Hitler ein und sprach auf zahlreichen Kundgebungen.
Im März 1933 wurden in Bochum über hundert aktive KPD- und SPD-Mitglieder von SA-Trupps in SA-Kasernen und Folterkeller verschleppt. Karl Springer wurde blutig geschlagen, durch die Straßen geschleppt und am Ende schwerverletzt an einem belebten Platz hilflos liegengelassen, um bei der Bochumer Bevölkerung den Widerstandswillen zu lähmen. Von Juni bis Dezember 1933 sperrte man Springer ins KZ Esterwegen. Nach seiner Freilassung setzte Springer seine Widerstandsarbeit gegen Hitler vorsichtig fort und wurde Leiter der illegalen der KPD in Bochum. Die Herstellung antifaschistischer Flugblätter, Betreuung von Familien inhaftierter Genossen, an Mauerwände gepinselte Losungen gegen Hitler waren einige der KPD-Aktivitäten zu der Zeit. Im Herbst 1936 gelang es der Gestapo nach langen Ermittlungen, zahlreiche Widerstandsgruppen im mittleren Ruhrgebiet zu zerschlagen. Insgesamt erfolgten über 150 Verhaftungen in Bochum, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Essen, unter ihnen auch Karl Springer. Während man den meisten einen Prozess vor dem Oberlandesgericht in Hamm machte und dort hohe Gefängnisstrafen verhängte, misshandelten Nazis Springer im Bochumer Polizeigefängnis dermaßen, dass er am 18. Oktober 1936 starb.
1947 beschloss der Rat der Stadt Bochum die Umbenennung von zahlreichen Plätzen und Straßen. Dabei wurden auch Widerstandskämpfer der verschiedenen politischen Richtungen berücksichtigt, um sie zu ehren.
Der im westlichen Innenstadtbereich, unweit des früheren Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation, gelegene Platz führte 1871-1947 den Namen Moltkemarkt und war ein Zentrum der Bochumer Arbeiterbewegung. Hier gab es einen Markt, Gaststätten und Vergnügungslokale. Er diente oft als Versammlungsort für Mai-Demonstrationen und Protest-Kundgebungen. 1920 versammelten sich hier 30.000 Menschen gegen den reaktionären Kapp-Putsch und 1932 eben so viele, die gegen die verfassungswidrige (v. Papen-Putsch) Amtsenthebung der SPD-geführten Regierung in Preußen protestierten. Der Nazi-Fackelzug aus Anlass der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 traf am Moltkemarkt auf den energischen Widerstand der Bochumer Arbeiter und musste auf einen anderen Platz umgeleitet werden. Am 27.6.1947 wurde der Platz vom Bochumer Rat umbenannt und heißt fortan Springerplatz. Auf Anregung der DKP brachte die Stadt Bochum Mitte der 80er Jahre erklärende Zusatzschilder an.Günter Gleising hat einen kurzen Lebenslauf des Widerstandskäpfers geschrieben und erinnert an die Geschichte des heutigen Springerplatzes:
Karl Springer, geboren am 30. März 1895 in Rauschken/Ostpreußen, kam um 1912 ins Ruhrgebiet, um eine Erwerbstätigkeit zu suchen. Er arbeitete zunächst auf einer Zeche in Weitmar, trat der Bergarbeiter-Gewerkschaft bei und wurde Mitglied der Konsumgenossenschaft ‘Wohlfahrt’. Mitte der 20er Jahre wurde Karl Springer dann Redakteur der kommunistischen Tageszeitung ‘Ruhr-Echo’, zunächst als Lokalredakteur in Bochum, später war er in Essen verantwortlich für den gesamten Bereich der Lokalausgaben. Karl Springer wohnte auf der Markstraße 406 in Weitmar-Mark.Am 13. Juni 1926 – Weitmar war zu Bochum eingemeindet worden – erreichte die KPD in Bochum bei den Kommunalwahlen über 10.000 (14,4 %) Wählerstimmen. Karl Springer zog in den Bochumer Stadtrat ein und wurde bei der Wahl 1929 bestätigt. Auseinandersetzungen um die Gewerkschaftspolitik führten 1929 zu seinem Ausschluss durch den Hauptvorstand des Alten Verbandes unter Fritz Husemann. Springer hatte sich auf einer Belegschaftsversammlung für die Aufstellung oppositioneller Kandidaten eingesetzt und eine konsequente Politik gegen Lohnabbau gefordert.
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Mit dem Anwachsen der faschistischen Gefahr setzte sich Springer trotz dieser Erfahrungen für den gemeinsamen Kampf von Sozialdemokraten und Kommunisten gegen Hitler ein und sprach auf zahlreichen Kundgebungen.
Im März 1933 wurden in Bochum über hundert aktive KPD- und SPD-Mitglieder von SA-Trupps in SA-Kasernen und Folterkeller verschleppt. Karl Springer wurde blutig geschlagen, durch die Straßen geschleppt und am Ende schwerverletzt an einem belebten Platz hilflos liegengelassen, um bei der Bochumer Bevölkerung den Widerstandswillen zu lähmen. Von Juni bis Dezember 1933 sperrte man Springer ins KZ Esterwegen. Nach seiner Freilassung setzte Springer seine Widerstandsarbeit gegen Hitler vorsichtig fort und wurde Leiter der illegalen der KPD in Bochum. Die Herstellung antifaschistischer Flugblätter, Betreuung von Familien inhaftierter Genossen, an Mauerwände gepinselte Losungen gegen Hitler waren einige der KPD-Aktivitäten zu der Zeit. Im Herbst 1936 gelang es der Gestapo nach langen Ermittlungen, zahlreiche Widerstandsgruppen im mittleren Ruhrgebiet zu zerschlagen. Insgesamt erfolgten über 150 Verhaftungen in Bochum, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Essen, unter ihnen auch Karl Springer. Während man den meisten einen Prozess vor dem Oberlandesgericht in Hamm machte und dort hohe Gefängnisstrafen verhängte, misshandelten Nazis Springer im Bochumer Polizeigefängnis dermaßen, dass er am 18. Oktober 1936 starb.
1947 beschloss der Rat der Stadt Bochum die Umbenennung von zahlreichen Plätzen und Straßen. Dabei wurden auch Widerstandskämpfer der verschiedenen politischen Richtungen berücksichtigt, um sie zu ehren.
Der im westlichen Innenstadtbereich, unweit des früheren Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation, gelegene Platz führte 1871-1947 den Namen Moltkemarkt und war ein Zentrum der Bochumer Arbeiterbewegung. Hier gab es einen Markt, Gaststätten und Vergnügungslokale. Er diente oft als Versammlungsort für Mai-Demonstrationen und Protest-Kundgebungen. 1920 versammelten sich hier 30.000 Menschen gegen den reaktionären Kapp-Putsch und 1932 eben so viele, die gegen die verfassungswidrige (v. Papen-Putsch) Amtsenthebung der SPD-geführten Regierung in Preußen protestierten. Der Nazi-Fackelzug aus Anlass der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 traf am Moltkemarkt auf den energischen Widerstand der Bochumer Arbeiter und musste auf einen anderen Platz umgeleitet werden. Am 27.6.1947 wurde der Platz vom Bochumer Rat umbenannt und heißt fortan Springerplatz. Auf Anregung der DKP brachte die Stadt Bochum Mitte der 80er Jahre erklärende Zusatzschilder an.