bochum links – Zeitung der DKP für Bochum, Nr. 29

Inhalt Nr. 29
Opel
Metrorapid
Afghanistan
Küpperskaree
Sonderbeilage

Um´s Erdöl geht es!
Präsident Bush hat in seiner Rede vor dem Kongress die Welt vor die Alternative gestellt: Wer nicht für die USA und ihren Krieg gegen den Terrorismus ist, der steht an der Seite der Terroristen.

Dies ist eine monströse Erpressung, der wir uns nicht beugen. Wir sind gegen den Terror, und gerade weil wir gegen den Terror sind, sind wir auch gegen den Krieg der USA. Weil er den Terror nicht beseitigt, sondern weil der Krieg den Terror multipliziert. Die militärischen Überfalle der USA und der Nato werden überall auf der Welt Tote, Zerstörung, Flüchtlinge und neuen Hass hinterlassen. Der Krieg wird den Terror nicht zerstören, er wird vielmehr Zehntausende neue Rekruten für die Armeen des Terrors schaffen.

Bei dem Interesse der USA und der Nato an den islamischen Ländern geht es nicht um die Verbreitung der universalen Menschenrechte, der Demokratie, der „zivilisierten Welt”. In Wahrheit geht es um nichts anderes als um Erdöl und Erdgas, dessen größte Vorkommen unter der Erde der islamischen Länder liegen. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, Bahrain sind reaktionäre feudale Regimes, aber die Freunde Amerikas. Der Unterschied zwischen dem Regime der Taliban in Afghanistan und dem der Herrscher in Saudi-Arabien liegt nicht in der demokratischen Qualität, sondern bloß darin, ob sie den USA den Zugang zu Erdöl und Erdgas erleichtern oder erschweren.

Die Ursache des sozialen und politischen Elends in vielen islamischen Ländern ist die Komplizenschaft der reichen Länder mit den einheimischen Eliten, die skrupellos die Bodenschätze und Arbeitskräfte ausnützen und den Profit unter sich verteilen. Und wenn die Völker versuchen, diese Ausbeutung abzuschütteln, dann sehen sie sich der geballten Macht dieser Herrschaft gegenüber.
Gegen Kuba, das nach jahrelangen Kämpfen den Diktator Batista überwinden konnte, organisierten die USA eine Invasion und, als die erfolglos blieb, einen Boykott, der das kubanische Volk an den Rand des Hungertods brachte. Als die Chilenen in freien Wahlen eine linke Regierung ins Amt brachten, die den ausländischen Konzernen an die Gewinne ging, organisierte und finanzierte die CIA einen Putsch, der Tausenden Demokraten das Leben kostete.

So befleckt von Blut und Schande sind diejenigen, die heute zu einem globalen Krieg gegen den Terror aufrufen. Sie wollen die ganze Welt zu einem Polizeistaat machen, weil sie fürchten, dass sie anders ihr globales System der Ausbeutung nicht mehr aufrecht erhalten können. Während die 200 größten, transnationalen Konzerne bereits über ein Drittel des gesamten Weltprodukts auf sich vereinigen, lebt schon jeder vierte Erdenbürger an oder unter der Armutsgrenze. Alle drei Stunden verhungern mehr Menschen, als in New York den Attentaten zum Opfer fielen. Auf Dauer wird der größere Teil der Menschheit nicht still halten, wenn Konzerne und Staaten der reichen Welt ihn weiter in Armut und Repression halten wollen.

Nicht ein Ausbau von Militär und Geheimdienste, um die Unterdrückung perfekter zu organisieren, darf die Antwort sein.
Wir wollen eine Welt, in der die Völker ihren Reichtum und ihre Arbeitskraft für die eigenen Bedürfnisse nutzen können. Wir wollen, dass das Kapital nicht zu 95 Prozent für weltweite Spekulationen, sondern ausschließlich zu produktiven Zwecken eingesetzt wird. Wir wollen, dass Länder nicht als nationale Kampfgemeinschaften im internationalen Wettbewerb behandelt werden, wo alles dem Standortdenken der transnationalen Konzerne untergeordnet wird.

Gesellschaften sind keine Standorte von riesigen Profitmaschinen; Gesellschaften sind Lebensräume für Menschen. Statt einer Politik für den Maximalprofit, brauchen wir Toleranz und Solidarität. Unter uns, und unter den Völkern.

 Conrad Schuhler

[Inhalt Nr. 29] [Opel] [Metrorapid] [Afghanistan] [Küpperskaree] [Sonderbeilage]