Dienstag 21.10.25, 11:55 Uhr
‚Germanische‘ Erzählstoffe als Kampfplatz ideologischer Aneignung

Zwischen Mythos und Missbrauch


Am kommenden Dienstag findet im Frizt-Bauer-Forum ein Vortrag zur Vereinnahmung „germanischer“ Erzählstoffe als Kampfplatz ideologischer Aneignung statt: »Der Vortrag von Nadine Popst und Angila Vetter, der im Rahmen des Graduiertenkollegs “Wissen – Glauben – Behaupten. Wahrheitsproduktion und Wahrheitsdurchsetzung in der Vormoderne” der Ruhr-Universität Bochum stattfindet, untersucht die ideologische Vereinnahmung ‚germanischer‘ Erzählstoffe seit dem 19. Jahrhundert bis in neurechte Kontexte. Er analysiert, wie mittelalterliche Texte unter Tilgung ihrer Ambivalenz in geschlossene, identitäre Sinnsysteme überführt werden. Neben bekannten Beispielen wie dem Nibelungenlied stehen auch weniger prominente Texte im Zentrum, deren politische Instrumentalisierung oft verdeckt, aber nicht minder wirksam erfolgt.

Nadine Popst arbeitet seit 2020 als wissenschaftliche Koordinatorin und Teamleiterin bei „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort Deutsch“ (Projektleiter: Jens Haustein, Freimut Löser, Martin Schubert), gefördert durch die Akademienunion an der Universität Augsburg. Sie hat Germanistische Mediävistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und promovierte 2014 mit der Dissertation „De Ira Herois: Zorn in Sprache und Literatur des 9. bis 13. Jahrhunderts, unter Berücksichtigung des philosophisch-theologischen Diskurses”. Nadine Popst verbindet philologische Arbeit mit den Möglichkeiten der modernen Datenverarbeitung. Neben der Sprache und Literatur des frühen Mittelalters, dem Verhältnis von religiösem Schrifttum und Epik sowie praktische Philosophie in Geschichte und zeitgenössischer Politik gehören neue Entwicklungen in den Digital Humanities zu ihren Forschungsschwerpunkten.

Angila Vetter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Editionsphilologie, Digital Humanities sowie Materialität und Medialität literarischer Texte des Hoch- und Spätmittelalters. Sie hat Germanistik und Kunstgeschichte studiert und promovierte mit einer Arbeit über Retextualisierungsstrategien in mittelalterlichen Sammelhandschriften. Derzeit koordiniert sie das DFG-Langzeitprojekt „Willehalm im Kontext – Digitale Edition des Willehalm und seiner Ergänzungsdichtungen“.

Eine Veranstaltung des Graduiertenkollegs “Wissen – Glauben – Behaupten”  in Kooperation mit dem Fritz Bauer Forum «

Wo: Fritz Bauer Forum, Feldmark 107, 44803 Bochum

Wann: Dienstag, 28. Oktober, 18 Uhr

Eintritt frei, in deutscher Sprache