Dienstag 17.10.23, 17:13 Uhr
18. Oktober, 17:30 Uhr, Willy-Brandt-Platz (U „Rathaus Nord“)

Kundgebung gegen Antisemitismus und Terror 16


Eine Pressemitteilung von heute – getragen von einer ganzen Reihe von Organisationen – informiert über eine Kundgebung morgen aus Anlass des Krieges in Nahost. Es ist für die Redaktion keine Frage, dass der brutale Überfall der Hamas eine entschiedene Antwort erfordert, aber sie hält den Aufruf für ungeeignet, wirklich für einen Frieden in Nahost einzutreten und veröffentlich deshalb nebem dem Aufruf einen Kommentar der Redaktion dazu. Der Aufruf lautet: »Seit dem Morgen des 7. Oktober 2023 wird Israel von verschiedenen islamistischen Organisationen, allen voran der Hamas, angegriffen. An keinem Tag nach der Shoa wurden mehr Jüdinnen und Juden ermordet als an diesem Samstag. Weitere Tausende wurden verletzt, Hunderte Kinder, ältere Menschen und ganze Familien verschleppt, Frauen vergewaltigt und Ermordete öffentlich von der Hamas zur Schau gestellt. Das Ausmaß der Gewalt hinterlässt uns sprachlos. Unsere Gedanken sind mit den Familien, den Betroffenen und mit allen Menschen Israels sowie zivilen Opfern in Gaza, die von der Hamas wissentlich einkalkuliert und als menschliche Schutzschilde missbraucht werden.

Als Zivilgesellschaft aus Bochum und umliegenden Städten, als Bürgerinnen und Bürger, solidarisieren wir uns in tiefer Trauer mit den Menschen in Israel, die angegriffen wurden, Angehörige und Freund*innen verloren haben oder weiterhin um deren Wohlergehen fürchten müssen, sowie mit allen Betroffenen von Antisemitismus – auch hierzulande.

Die Angriffe der Hamas und ihrer Unterstützer sind eine Gefahr – auch für in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden. Wir erleben weltweit die unverhohlene Freude über den Terror, eine antisemitische Täter-Opfer-Umkehr und die Verharmlosung islamistischer Gewalt. Jüdinnen und Juden in Deutschland werden stellvertretend für Israel angefeindet oder attackiert und auf Demonstrationen werden unverhohlen Vernichtungsfantasien gegen Israel skandiert. Bilder wie in Neukölln oder Duisburg sind wohl leider auch in der nächsten Zeit zu erwarten, denn der israelbezogene Antisemitismus ist in vielen Milieus weit verbreitet.

Wir rufen auf, ein Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus und Israelhass zu setzen. Wir gedenken der Menschen, die Opfer dieses schrecklichen Terrors wurden. Wir stehen solidarisch an der Seite Israels.

Als Unterzeichner stehen wir gemeinsam für Demokratie und gegen jeden Angriff auf demokratische Werte und Lebensweisen.

Aktionsbündnis gegen Antisemitismus RUB
Bagrut e.V.
Bonem e.V. – Bochumer Netzwerk Migrant*innenorganisationen
Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Bochum und Wattenscheid
Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Herne
CDU Bochum
CDU Herne
Christuskirche Bochum
Demokratischer Salon Bochum
DGB Ruhr-Mark
Die Linke Bochum
Evangelischer Kirchenkreis Bochum
Evangelischer Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid
Essen stellt sich quer
FDP Bochum
FDP Herne
Gemeinde der Eziden Bochum e.V.
GESH Bochum
GEW Bochum
Grüne und alternative Student*innen Bochum (GRAS)
Grüne Jugend Bochum
Grüne Jugend Herne
Hamraa Essen
IG Metall Mittleres Ruhrgebiet
JAtiD Dortmund
Jüdische Studierenden Union Deutschland
JSV NRW
Junges Forum Ruhr
Junge Union Bochum
Jusos Bochum
Jusos Herne
Junge Liberale Bochum
Junge Liberale Herne
Jüdische Hochschulgruppe Bonn
Katholische Kirche Bochum und Wattenscheid
Kulturfabrik Bochum
Kulturell-Alternatives Zentrum Herne
Linke Liste an der RUB
Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
SPD Bochum
SPD Herne
ZIVA – Zusammen für Integration und Vielfalt«


16 Gedanken zu “Kundgebung gegen Antisemitismus und Terror

  • Redaktion bo-alternativ

    Es ist zweifellos nötig, dem brutalen Überfall und der massenhaften Geiselnahme durch die Hamas entgegenzutreten. Die Redaktion von bo-alternativ ist aber betroffen darüber, dass die Solidarität der Bochumer Zivilgesellschaft ausschließlich den israelischen Opfern der Gewalttaten gilt und Leiden und vielfaches Sterben der Palästinenser*innen in Gaza ihr keiner Erwähnung wert sind. Wir denken, es muss einen Weg geben, alle Opfer im Nahen Osten gleichermaßen zu betrauern und nicht einem Leben einen höheren Wert zuzumessen als einem anderen. Denn – so schreibt die Philosophin Judith Butler im „Freitag“: „Die Frage, wessen Leben es wert sind, betrauert zu werden, ist ein wesentlicher Bestandteil der Frage, wessen Leben es wert sind, geachtet zu werden.“
    Wir denken, jede Erklärung sollte doch mindestens darauf hinweisen, dass die totale Abriegelung von Gaza, der Beschluss der israelischen Regierung, den Menschen, die dort leben, Lebensmittel, Wasser und Strom zu verweigern, ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht ist (UN-Hochkommissar für Menschenrechte). „Wer Zivilisten vorsätzlich angreift“, so Omer Bartov, der israelische, in den USA lehrende Historiker und Holocaustforscher in der Frankfurter Rundschau, „unverhältnismäßige Gewalt gegen sie anwendet und ihre Sicherheit eklatant missachtet, muss sich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwerfen lassen. Die Tatsache, dass die Hamas und andere militante islamische Organisationen im Gazastreifen eindeutig gegen die Regeln der Kriegsführung verstoßen, gibt den israelischen Verteidigungsstreitkräften keinen Freibrief für die massive Tötung von Zivilisten, sei es direkt oder durch den Entzug von Nahrung und Wasser.“
    Wir wissen, dass allen, die sich so äußern, vorgeworfen wird, die Gräuel der Hamas zu relativieren. Und natürlich gibt es diejenigen, die die Geschichte der israelischen Gewalt in der Region nutzen, um die Hamas zu rechtfertigen. Wir verurteilen das von der Hamas verübte Massaker ohne Einschränkung, aber wir sind nicht der Meinung, dass Kenntnis der Geschichte der Gewalt im Nahen Osten und eine kritische und informierte Einschätzung der Lage, unsere Urteilsfähigkeit untergräbt und die Verurteilung der Hamas relativiert. Im Gegenteil: Wenn man die Geschichte nicht kennt – wie soll man aus ihr lernen und zu einer Zukunft beitragen, in der es diese Art von Gewalt nicht mehr gibt?
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/judith-butler-ueber-den-terror-der-hamas-und-die-geschichte-der-gewalt
    https://www.fr.de/kultur/genozidforscher-zu-hamas-attacke-netanjahu-hat-den-wind-gesaet-92581137.html

  • Thomas Bedorf

    Warum ist es so schwierig, die Ankündigung einer Kundgebung gegen den antisemitischen Terror gegen die Bevölkerung Israels zu veröffentlichen, ohne es zu kommentieren?
    Die Vielfalt der diesen Aufruf unterstützenden Organisationen dürfte doch darauf hindeuten, dass diese im Sinne der Sache die ein oder anderen Unterschiede untereinander haben werden – und trotzdem sich gegen antisemitischen Terror stellen.
    Wieso muss sich ein News-Portal sozialer Bewegungen davon distanzieren, wenn das sonst (meiner Beobachtung nach) nie passiert?

    • Jemand

      Weil der Großteil der sonstigen Meldungen auf dieser Seite nicht besonders kontrovers ist. Solidarität mit Israel ist angesichts des Hamas-Terrors wichtig und richtig, aber angesichts einer völkerrechtswidrigen Blockade und einem zu befürchtenden Gegenangriff mit unzähligen zivilen Opfern sollte ein Demoaufruf nicht derart einseitig bleiben. Daher finde ich die hier gewählte Form der Veröffentlichung mit Einordnung genau richtig.

    • Norbert Hermann

      Kommentare sind erwünscht

      und zulässig im beschrieben Rahmen. So kann natürlich auch die Redaktion einen von ihr veröffentlichten (und in diesem Fall wohl nicht mitgetragenen) Aufruf kommentieren, wie alles andere und alle anderen auch. Ich halte den Kommentar auch für eine (notwendige) Bereicherung. Ich bin nur überrascht, dass in der Redaktion alle dieser Meinung sind.

  • Noch jemand

    Ethnisierung des Sozialen

    Als religionskritischer, anti-autoritärer Linker bin ich schockiert von der historischen Ignoranz wie in der deutschen Linken seit langen soziale Konflikte ethnisiert werden. Auch und vor allem in Bezug zu Israel. So zu tuen, als handele es sich bei den Konflikten die der Staat Israel vor Ort oder auch in seiner internationalen Einmischung pro diverser Diktaturen in der Welt um eine Frage des Glaubens und oder/ethnischen Zugehörigkeit handelt, negiert die konkreten Ambitionen die Nationen und Staaten, Verwaltungs- und Militärapparate, kapitalistische Wirtschafts-, autoritäre Gesellschaftsstrukturen und sektiererische Religionsgemeinschaften haben. Mit so einem Tunnelblick lässt sich leicht Alles auf die Frage des Antisemitismus reduzieren. Auch die Kritik an der Politik des Staates Israel. Die Folge sind geteilte Menschenrechte und eine anti-humane, anti-emanzipatorische Logik, wem (demokratische) Rechte zustehen oder nicht.
    In diesem Sinne ist der Kommentar von bo-alternativ ein progressiverer Schritt hinsichtlich einer friedlicheren und gerechteren Zukunft für alle, als der Aufruf von CDU, FDP, Grüne, SPD, Linke und den Anhängern eines monotheistischen Glaubens.

  • Martin

    Wenn Menschen, die die unmenschlichen Verbrechen der Hamas sehen, dagegen auf die Straße gehen, dann ist dies eine zutiefst verständliche und äußerst respektable menschliche Reaktion. Wenn ganz viele politische Organisationen einen Aufruf unterzeichnen, der wichtige historische und aktuelle Tatsachen außer acht lässt, dann muss das kritisiert werden. Das hat die Redaktion von bo-alternativ gemacht.
    Die Redaktion hat sicherlich wahrgenommen, dass Organisationen, die sich seit längerem mit dem Konflikt beschäftigen, nicht zu den Unterzeichner:innen des Aufrufs gehören. Das Friedensplenum und die DFG/VK z. B. vertreten sehr deutlich die Position, dass
    – die Eskalationspolitik von Hamas und den rechtsradikalen Kräften in der israelischen Regierung verurteilt wird,
    – die Friedensbewegung und linke Kräfte in Israel unterstützt werden,
    – bedauert wird, wie schwach zivilgesellschaftliche Kräfte in Palästina sind.
    Auf seiner Webseite verweist das Friedensplenum u.a. auf Positionen von
    – IPPNW (Internationale Ärzt:innen zur Verhütung des Atomkriegs): https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/spirale-von-gewalt-und-gegengewalt-d.html
    – War Resisters International: https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/014867.html
    Auch Amnesty International hat den Aufruf nicht unterzeichnet.
    Amnesty listet auf:
    – die Kriegsverbrechen der Hamas: https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/israel-palaestinensische-bewaffnete-gruppen-hamas-kriegsverbechen
    – die Maßnahmen der israelischen Regierung, die einem Kriegsverbrechen gleich kommen:
    https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/israel-muss-illegale-blockade-des-gazastreifens-aufheben.
    Der Flüchtlingsrat, die Seebrücke oder Terre des Hommes stehen auch nicht unter dem Aufruf. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Vielleicht sind sie einfach nicht gefragt worden. All diese Organisationen wissen, dass das Wichtigste die Solidarität mit allen Menschen, also den Opfer der Kriegsverbrechen ist. Einseitige Verurteilungen fördern die Eskalation und verschlechtern damit die Überlebensbedingungen.

  • Christine

    Es geht um ermordete, verletzte und trauernde Menschen. Um Empathie und deutliche Zurückweisung von antisemitischen Terror.

    Bin sehr erschrocken, dass es vielen so schwer fällt, sich zurück zu nehmen, Anteil zu nehmen und die Ankündigung der Kundgebung nicht für politische Statements zu gebrauchen.

  • Einer von Früher

    Bitterer Kommentar, Redaktion bo-alternativ.

    Mit BDS-Unterstützerin Butler zu kommen, der von Seiten der Kritischen Theorie als auch der jüdischen und bürgerlichen Zivilgesellschaft vorgeworfen wird, Antisemitin zu sein, ist nicht gerade der eleganteste Move um die Quintessenz „Auch Israel nutzt böse Gewalt“ an den Mann zu bringen. Und das aus einem Lager, in dem sonst jede inhaltliche Unsensibilität zum performativen Gewaltakt hochgejubelt wird. Zusätzlich konntet ihr mal wieder eindrucksvoll bewiesen, wie bürgerlich-moralistisch die heutige Bewegungslinke doch ist – und wie wenig sie aber noch mit einer analytischen Kritik der Verhältnisse jenseits von „Das ist gut, das ist doof, in diesem Fall ist beides doof“ gemein hat.

    Den Poststrukturalismus und seine Kombattanten als taugliche Schablone dafür zu sehen, sich zum Antisemitismus der Moderne zu äußern, wirft ein erstaunliches Bild auf wen auch immer, der/die diesen Kommentar verfasst und abgesegnet hat.

  • Jens

    Aufruf:
    „Wir rufen auf, ein Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus und Israelhass zu setzen. Wir gedenken der Menschen, die Opfer dieses schrecklichen Terrors wurden. Wir stehen solidarisch an der Seite Israels.“

    Bo-Alternativ:
    „ja,,aber…“
    Nein!! Kein Aber! Absolut nicht!
    Habt ihr mitbekommen, dass Brandsätze auf das jüdische Gemeindezentrum in Berlin geworfen wurden?
    Es geht jetzt darum, sich jedem Antisemitismus uneingeschränkt entgegen zu stellen. Dem Vernichtungswunsch sämtlichen jüdischen Lebens von Hamas und Co. auch nicht den Ansatz von Legitimation zu bieten, durch irgendeine Relativierung, möge sie noch so vorsichtig formuliert sein. Volle Solidarität mit Israel und allen jüdischen Menschen weltweit. Nie wieder ist jetzt!

  • Jemand

    Mich erstaunt eher, dass immer wieder Solidarität mit Kritiklosigkeit verwechselt wird. Im privaten Bereich sagt man doch auch, dass die wahren Freunde die sind, die zu einem halten, aber einem zugleich klarmachen wenn man falsch liegt. Nur dass man das auf politischer Ebene in aller Regel nicht unter vier Augen tun kann. Es ist keine Relativierung von Terror darauf hinzuweisen, dass der Konflikt nicht militärisch gelöst werden kann. Und Trauer, Empathie, Zurückweisung des vernichtungswunsches, Verurteilung des Terrors usw ist möglich auch (und gerade) wenn man zugleich das Leid auf beiden seiten mitdenkt.

  • Aichard

    Ich mag die auch im linken Milieu verbreitete Anonymisiererei nicht. Gerichtet an alle „Jemands“ und „Einers“. Was ich zu sagen habe, sage ich unter meinem Klarnamen.
    Ich bin Mitglied der bo-alternativ-Redaktion. Ich habe den Kommentar nicht verfasst, aber gutgeheißen. Mich irritieren Kommentare hier auf dieser Seite, die unterstellen, dass eine Verurteilung JEGLICHER Gewalt im Nahen Osten die Verurteilung der Gewalt von einer bestimmten Seite relativiert. Das entspringt einer Denkweise, die ich nicht nachvollziehen kann.

    • Jens

      Kannst du das wirklich nicht nachvollziehen? Als Deutscher (vermutlich linker) Mensch?
      Es wurde auch häufig versucht die Gewalt der Nazi und der Alliierten gleichzusetzen (Stichwort: „Bomben-Holocaust“), aber das kam eigentlich eher von Rechten.
      Man kann doch auch in Israel nicht die Gewalt durch die Hamas, die das offen erklärte Ziel hat, sämtliches jüdisches Leben zu vernichten, mit der Gewalt, die aus Selbstverteidigung resultiert, mit dem Ziel die Hamas auszuschalten, gleichsetzen. Natürlich relativiert man dadurch die komplett unterschiedlichen Motive.
      Es geht aktuell aber überhaupt nicht darum, den Nahost Konflikt zu bewerten oder die israelische Politik zu kritisieren. Die Massaker vom 07.10., die ausschließlich das Ziel hatten möglichst viele jüdische Menschen (viele davon auch Kinder und Babys) zu vernichten, und auch die Geiselnahmen von weiteren hunderten Menschen (ebenfalls viele Kinder und Babys), haben mehr als deutlich gemacht, dass jüdisches lLeben derzeit so in Gefahr ist, wie es seit der Shoah nicht mehr war. Die mittlerweile zahlreichen Pogrome weltweit als Folge der schnell verbreiteten Falschmeldungen der Hamas bzgl. der Explosion am Krankenhaus in Gaza, zeigen wie tief der Antisemitismus bei vielen Menschen sitzt. Gab es irgendeinen medialen Aufschrei, als Raketen der Hamas am 08.10.23 ein israelisches Krankenhaus getroffen haben (sogar eine Entbindungsstatiom)? Wurde es überhaupt berichtet?
      Es ist daher gerade unfassbar wichtig sich klar gegen jeden Antisemitismus zu positionieren und das ohne „aber“, weil gerade Menschen weltweit in Gefahr sind, aus dem schlichtem Grund, dass sie Juden sind. Dass man das 2023 überhaupt so wieder schreiben muss, ist unfassbar bitter. Dass viele Linke diese aktuell extrem gefährliche Lage nicht erkennen wollen und stattdessen weiter ihr „ja, aber Israel“ betreiben, macht mich traurig und wütend zugleich.

      • Stephan

        Ich glaube, man kann Gewalt auf beiden Seiten verurteilen, ohne sie gleichzusetzen. Selbstverständlich sind die Motive höchst unterschiedlich, ebenso die Art der Gewalt. Das hat hier in der Kommentarspalte aber auch niemand bezweifelt.
        Ich glaube auch, dass angemessene Kritik an unverhältnismäßiger Gewalt Israels und Empathie für das Leiden der palästinensischen Zivilisten letztlich positive Auswirkungen auf Israel hat. Dass zur Zeit Antisemitismus und Pogrome derart um sich greifen, wird doch nur weiter angefacht, wenn Kritik und der Blick auf beide Seiten mit dem Argument weggewischt wird, dass es jetzt gerade nur um die – unbestreitbar sehr ernste – Bedrohung jüdischen Lebens gehen darf.
        Es geht nicht um „Ja, aber Israel“, sondern darum diesen Konflikt endlich dauerhaft zu befrieden. Das geht nicht ohne Analyse, Kontext und Auseinandersetzung mit israelischer Politik.

      • Aichard

        Gewalt auf verschiedenen Seiten zu kritisieren, bedeutet nicht, sie gleichzusetzen, und der Vergleich mit der Bewertung von Nazigewalt durch Rechte ist hier völlig deplatziert und diffamierend. Ich mache einen riesigen Unterschied zwischen der Gewalt, mit der jemand einen anderen unterdrückt und ausbeutet, und der Gewalt, mit der sich dieser Andere gegen Unterdrückung und Ausbeutung wehrt. Und obwohl ich für letztere durchaus Verständnis habe, finde ich sie trotzdem falsch. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt, auch wenn sie selbst schon Gegengewalt war. Irgendwann hat die Gewaltspirale eine so lange Historie und beide Kontrahenten haben sich zu unterschiedlichen Zeiten gegenseitig so schreckliche Dinge angetan, das jeder eine Rechtfertigung findet für die Gewalt, die er grade ausüben will. Wenn man wie Jens historische Punkte sieht, an denen man alles, was bisher geschah, vergessen muss und nur noch und ohne jedes „Aber“ solidarisch mit einer Seite sein muss, bestätigt man diese Haltung und wird einer Lösung des Konfliktes niemals näher kommen.

        • Jens

          Danke! Durch die Formulierung bzgl. einer „Unterdrückung“ ist mir Ihre Haltung nun klar. Eine weitere Diskussion ist hier dann tatsächlich deplatziert.

    • Christine

      „Terror hat keinen Kontext“ stand gestern bei der Kundgebung auf einem Schild. Und es wurde betont, dass sich die Kundgebung nicht gegen Palästinenser*innen und nicht gegen Gaza richtet, sondern alle zivilen Opfer zu betrauern sind.
      Während von der Gegendemo ununterbrochen „Free Palestine“ gerufen wurde, auch während des Kaddisch. Gemeint war offensichtlich nicht „Free Palestine from Hamas“.

      Diese Gegendemo sprach nicht für Palästinenser*innen. Die können gerade mehrheitlich nicht sprechen, weil sie antisemitisch vereinnahmt werden, und sie dann noch von Teilen der deutschen Politik und Teilen den Medien kollektiv und rassistisch dafür verantwortlich gemacht werden. Auch das ist hochgefährlich.

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