Heiko Koch berichtet: »Das Reverse-Graffito, das der Künstler Klaus Dauven im Oktober 2022 für den im Jahr 1997 ermordeten Frührentner Josef Gera im Bochumer Westpark anbrachte, erhielt am 20. Juni 2023 seine offizielle Beschriftung durch die Stadt Bochum. Bislang musste das Porträt von Josef Gera, das mit einem Kärcher-Gerät aus dem verwitterten Schmutz und Moos der Mauer herausgearbeitet wurde, ohne eine Erklärung auskommen. Dass das Porträt nicht selbsterklärend ist, war den InitiatorInnen des Kunstwerks klar und so war die Plakette seit geraumer Zeit in seiner Planungs- und Umsetzungsphase.
Nun zeigt die gut sichtbare blaue Plakette zum Fuß des Bildnis den Hintergrund der künstlerischen Intervention im öffentlichen Raum auf.Auf der städtischen Plakette steht: “Josef Gera – Josef Gera wurde am 7. März 1938 in Mochau geboren und wuchs zusammen mit fünf Geschwistern in einer katholischen Familie auf. Er lebte und arbeitete in Bochum, wurde früh verrentet und wohnte zuletzt in Bochum-Riemke. Am 14. Oktober wurde der 59jährige Opfer eines Angriffs von Rechtsradikalen. Aus homophoben Motiven wurde er so schwer zusammengeschlagen, dass er am 16. Oktober 1997 in einem Krankenhaus verstarb.
Anfang Oktober 2022 erstellte der Künstler Klaus Dauven zum 25. Jahrestag von Geras Ermordung an dieser Wand ein Reverse-Graffito. Dabei bearbeitete er mit einem Hochdruckreiniger die Wand so, dass sie Gesichtskonturen von Josef Gera zu erkennen sind.
Die Stadt Bochum spricht sich mit diesem Mahnmal gegen jegliche rassistische, sexistische und menschenfeindliche Gewalt aus. Jegliche Form der Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen haben in einer Demokratie nichts verloren.“
Die verantwortliche Leiterin Catherine Gregori und die für die praktische Umsetzung verantwortliche Hanna Schatz, beide von der Stabsstelle Integration, waren bei der Anbringung ebenso vor Ort, wie das SPD Ratsmitglied Maria Hagemeister, die stellvertretende Bürgermeisterin des Bezirks Mitte von der Partei „Die Grünen“ Anna Di Bari, die Vorsitzende des Kulturausschuss und grüne Ratsfrau Barbara Jessel und der Initiator der Gedenk- und Erinnerungsaktion für Josef Gera, Heiko Koch.
Barbara Jessel und Heiko Koch hofften, dass die Motive des Angriffs auf Josef Gera von der Justiz noch einmal neu bewertet werden. Nicht in Hinsicht der Strafbemessung der Tat, sondern in Hinsicht der Bewertung der Motive der Täter. Diese menschenfeindliche Tat war keine Exzesstat unter Alkoholeinfluss, sondern ein massiver und tödlicher Angriff aus homophoben Motiven. Ein solch juristisches Résumé sei man den Verwandten und der Demokratie schuldig.«
Dokumentarfilm zu Josef Gera: Reverse Graffito für einen Toten in Bochum
Die WAZ vom 29. Juni 2023 berichtet:
Erinnerung an Josef Gera
Man muss genau hinschauen, um an der Wand im Westpark die Umrisse des Gesichts von Josef Gera zu erkennen. Als der Künstler Klaus Dauven sie im Oktober erzeugt hat, indem er die Mauer mittels Hochdruckreiniger von Schmutz und Moos befreit hat, war es 25 Jahre her, dass Josef Gera, damals 59, von homophoben Rechtsradikalen ermordet wurde. Ein Schild erinnert jetzt daran. Dafür eingesetzt hat sich Heiko Koch (l.), hier mit den Ratsfrauen Barbara Jessel (Grüne) und Maria Hagemeister (SPD) sowie Vize-Bezirksbürgermeisterin für Bochum-Mitte, Anna Di Bari (v.l.).
(Quelle: https://emag.waz.de/titles/wazbochum/10577/publications/1419/pages/16/articles/1847084/16/4)