
Die Linke in Bochum hatte am Sonntag zu einer Kundgebung aufgerufen, bei der gegen die rassistische Äußerung von Friedrich Merz zum Stadtbild protestiert wurde. Fast 300 Teilnehmer:innen erlebten mehrere empörte und kämpferische Redebeiträge. Nagea Belekhrif formulierte die Stimmung vieler Anwesenden: »Ich stehe heute hier mit einem Gefühl, das so widerwärtig ist, dass mir die Worte fehlen. Oder besser gesagt: Mir fehlte ein Wort. Denn für das, was ich empfinde, wenn ich an Herrn Merz und seine jüngste Äußerung denke, gibt es noch keine Bezeichnung.
Es ist eine Mischung aus Ekel, Scham und blankem Entsetzen. Ekel über den zynischen Rassismus, der aus dem Mund eines Mannes kommt, der mein Land führen will. Scham, dass so jemand an der Spitze einer Volkspartei stehen darf. Und Entsetzen über die Kälte, mit der er 25 Millionen Menschen – uns – zu Fremden im eigenen Land erklärt.« (Das Redeskript)
Batıkağan Pulat, erstes direkt gewähltes Ratsmitglied der Linken in Bochum ergänzte: »Was Merz sagt, ist kein Ausrutscher. Er möchte ein Kanzler sein, der auch mal Stammtischparolen raushaut. Ich frage mich, an welchen Stammtischen er sitzt. Man könnte es auch Strategie nennen: Wir kennen das längst von den Republikanern, das große Vorbild der CDU: „Flood the world with bullshit“. Jede Woche eine neue Ablenkung. Söder lacht über Vegetarier, das Gendern, über alle, die nicht ins enge Weltbild passen.
Doch was ist wirklich gemeint mit dem „Stadtbild“?
Unser Stadtbild ist ein anderes – und wir feiern es!
Unser Stadtbild? Das sind wir. Das ist diese Straße hier, dieser Bahnhof, die Uni, das Theater, aber auch Al Pascha, Heiße Fateira, Veggiehaus, Cute Community Radio, der Rathaus-Markt, die Trinkhalle an der Ecke, das Feierabendbier, die Shisha Läden in der Brüderstraße.« (Das Redeskript)
Christopher Khongklad erinnerte am Ende der Kundgebung daran, wie Rassismus geschürt wird:
»Menschenfeindliche, rechte Narrative zu stärken, funktioniert nicht nur, indem man ihnen ganz direkt zustimmt. Nein, tatsächlich gewinnen sie bereits, wenn wir uns dazu entschließen, in Stille zu verweilen. Noch problematischer wird es jedoch, wenn man auf ihr Framing eingeht. Das Thema „innere Sicherheit“ in direkte Verbindung mit Migration zu setzen, schafft Menschen unwürdige Assoziationen mit unzähligen Menschen, die in dieses Land auf der Suche nach Schutz und Sicherheit kamen.« (Das Redeskript)
Update:
Auch Julia hat ihr Redescript zur Verfügung gestellt, in dem sie betont: „Ich gehöre zu keiner Organisation, sondern bin einfach eine der Töchter, die wütend sind und ihre Stimme nutzen möchten. Ich bin einfach irgendeine Frau, die im Kampf gegen Ungleichheit und Diskriminierung ihr Bestes gibt. Damit bin ich Teil der Gesellschaft, in der wir leben. Als solcher möchte ich mich hier gegen den Rassismus aussprechen. Die Rechten werden mehr und lauter. Also müssen wir mehr und lauter werden. (Das Redescript.)