Vor neun Jahren, am 26. April 2016, brannte es in einer privat genutzten Garage unter dem Hallenbad Höntrop. Der Brand konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Doch trotz Schadensregulierung durch die Versicherung öffnete das Hallenschwimmbad nie mehr und Wattenscheid, das für seine Bürger:innen früher zwei Hallenbäder bereit hielt, steht seitdem ganz ohne da. Aber warum? Dazu ein Kommentar der Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.:
Nein, der Brand vom April 2016 ist nicht an allem Schuld. Die Brandschäden hätten sich mit Mitteln der Versicherung binnen weniger Monate beheben lassen können. Die Gründe für die Wattenscheider Schwimbadmisere liegen tiefer und sind vielfältiger.
Frühe und grundlegende Fehler
Jede gut funktionierende Wohnungseigentümergemeinschaft weiß, dass sie kontinuierlich Geld für Instandsetzungen zurücklegen muss. Und will sie Wert und Funktion ihrer Immobilie erhalten, setzt sie dieses auch dafür ein.
Instandhaltung und Instandsetzung werden bei der öffentlichen Hand nicht selten vernachlässigt. Solange etwas irgendwie funktioniert, fällt es ihr schwer, in den Bestand zu investieren. Sanierungsmaßnahmen sind oft anspruchsvoll, ihre Planung verschlingt Zeit und setzt viel Sachverstand voraus, ihre Durchführung ist mit Unwägbarkeiten verbunden und das Ergebnis verstrahlt keinen Glanz, wie es etwa bei der Herstellung eines nagelneuen Objekts der Fall ist. Erster Spatenstich, Flatterbänder durchtrennen und mit Sekt vor der Kamera anstoßen, all das kennt der noch so erfolgreiche Instandhalter nicht, vielleicht auch deshalb handelt es sich dabei um eine eher seltene Spezies.
Und so wurden auch in Bochum die Schwimmbäder vernachlässigt, das eine mehr, das andere weniger. Höntrop darf dabei vielleicht als das am meisten vernachlässigte Schwimmbad gelten. Und so verwundert es nicht, dass man sich schließlich dieses Bades entledigen und es an einen privaten Betreiber abgegeben wollte.
Doch der Sachverständige rät zu Optimierungen
Politik und Verwaltung beschäftigten sich anschließend ganze fünf Jahre lang mit einem sogenannten Interessenbekundungsverfahren (IBV), das 2014 damit endete, dass ein extern zugezogener Sachverständiger die Erfolgschancen eines IBV verneinte, und stattdessen dazu riet, das Schwimmbad in eigener Regie weiter zu betreiben, dabei aber den Bäderbetrieb zu optimieren und damit die Umsatzerlöse zu steigern:
- Verringerung der Personalaufwendungen durch strukturelle Maßnahmen und optimierter Personaleinsatzplanung
- Verringerung der Betriebskosten durch optimierten Einkauf von Betriebsmitteln, durch technische und bauliche Maßnahmen bzw. Verbesserungen
- Optimierung der gesamten Betriebstechnik
- Umsetzung und Einführung medialer Marketinginstrumente
Doch Bochum beherzigte die eingekauften Ratschläge nicht. Skuriler Weise wurde zwar ein Zugangskassenautomat angeschafft, der wurde aber nicht genutzt, sondern die Kasse war weiterhin durchgehend besetzt und an dem für die Besucher oft erkennbar zu hohen Personalschlüssel im Höntroper Bad änderte sich nichts.
Do-it-yourself Marketing der Schwimmbadfreund:innen
Auch in Sachen Bädermarketing tat sich rein gar nichts. In dieser Misere sah der im Dezember 2014 gegründete Förderverein einen Ansatzpunkt für eigene Förderaktivitäten. Mit viel Überredungskunst und einem notwendigen Schuss Penetranz gelingt es dem Verein schließlich dem Sport- und Bäderamt das erste FREISCHWIMMEN in unserer Stadt abzutrotzen. Groteskes Detail: nicht die Stadt übernahm den Eintritt, sondern der Verein musste die Tickets für jeden Einzelnen der am 11. März 2016 erschienenen Besucher:innen aus der Vereinskasse begleichen.
https://schwimmeninhoentrop.de/2016/03/18/andrang-im-hoentroper-hallenbad
An diese frühen, grundlegenden Fehler schlossen sich bis heute viele weitere an. Der Verein der Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop wird die Gründe für die Wattenscheider Schwimmbadmisere in loser Folge weiter thematisieren und vor allem danach fragen, wann und wie es endlich mit dem für Wattenscheid seit vielen Jahren versprochenen neuen Hallenschwimmbad weitergeht.«
Karte 2025