Montag 24.02.25, 12:09 Uhr
Wahlergebnisse im Vergleich

Herausragender Erfolg der Bochumer Linken 6


Gewinnerin bei der Bundestagswahl in Bochum ist die Linke. Sie bekam 19.652 Stimmen, das sind 12,1 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Bei der EU-Wahl vor acht Monaten waren es gerade einmal 5.836 Stimmen (3,5 Prozent). Die um 17 Prozent höhere Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl kann bei dieser riesigen Differenz vernachlässigt werden. Die Bochumer Linke erreicht damit einen Stimmenanteil, der im wahrsten Sinne herausragend ist. Er liegt deutlich über den Ergebnissen auf Bundesebene (8,8 %) und Landesebene (8,3 %). Auch in allen sieben Nachbarstädten von Bochum kommen die Linken auf weniger als 12 Prozent. Besonders erschreckend ist dabei der Blick nach Gelsenkirchen. Hier ist die AfD mit 24,7 % stärkste Partei geworden. In Bochum haben 32.519 Menschen (15,2 %) die AfD gewählt. Das heißt, jede:r siebte Wähler:in in Bochum ist noch rechtslastiger als Friedrich Merz.


Aber selbst bei diesen gruseligen Zahlen gibt es einen Hoffnungsschimmer. Das AfD Ergebnis spiegelt das Gegenteil der Zahlen für die Linkspartei: Die AfD bekam in Bochum weniger Stimmen als auf Landes- und Bundesebene. Auch hier schneidet Bochum im Vergleich zu allen Nachbarstädten besser ab. Damit soll das Ergebnis in Bochum nicht schön geredet werden, aber es zeigt auf, dass es sich lohnt, lokal aktiv zu sein.
Das unglaublich motivierte Wahlkampfteam der Linken hat mehrere Tausend Haustürgespräche geführt und einen herausragenden Erfolg erzielt. Die Strategie der antifaschistischen Kräfte in Bochum, gemeinsam der AfD den Raum zu nehmen, wird sicherlich eine Ursache dafür sein, dass die AfD in Bochum wenigsten etwas schlechter abgeschnitten hat, als die übrige Partei.
Im September 2025 sind Kommunalwahlen in NRW. Die Linkspartei wird sicherlich erneut einen motivierten Wahlkampf führen.
Die außerparlamentarische Linke wird sich hoffentlich noch stärker vernetzen und für ein gesellschaftliches Klima kämpfen, in dem Rassismus und Faschismus und damit die AfD geächtet werden.


6 Gedanken zu “Herausragender Erfolg der Bochumer Linken

  • Alsenkiez

    Da muss ich doch direkt mal etwas „auf die Kacke hauen“ ;-)

    Hier kommt meine Wahlanalyse für den „Alsenkiez“:

    Die Alsenstraße gehört mit dem Teil, der an die Universitätsstraße grenzt, zum Stimmbezirk 1404. Der Teil der Alsenstraße, der näher an der Wittener Straße liegt, gehört zum Stimmbezirk 1402.
    Der Stimmbezirk 1404 umfasst dabei von der Mauritiusstraße bis zur Brunsteinstrasse kein Wohngebiet jenseits der Universitätsstraße, während der Stimmbezirk 1402 auch Wohngebiete jenseits der Wittener Straße bis zum Lohring umfasst, also auch Gebiete, die weiter von der Alsenstraße und ihren Aktivitäten entfernt sind. (Quelle: 1)

    Stimmbezirk 1404 (Zweitstimmen)

    Hier hat die LINKE mit 30,77 % ein Sensationsergebnis vor den GRÜNEN mit 22,95 % und der SPD mit 17,34 % erzielt. Die CDU folgt auf Platz 4 mit 11,84 %. Die AfD spielt zwar mit 6,23 % keine Rolle, aber 51 Wähler*innen hier bei uns im Viertel sind 51 zu viel.

    Mit unter 5 % folgen dann BSW, FDP, Volt und einige weitere Grüppchen unter 1 %.

    Bei den Erststimmen lag übrigens Serdar Yüksel (SPD) vor Max Lucks (GRÜNE) und Cansın Köktürk (LINKE), die immerhin auch noch über 20 % der Erststimmen bekam.
    (Quelle: 2)

    Stimmbezirk 1402 (Zweitstimmen)

    Hier verlief die Wahl etwas ausgeglichener. Aber auch hier wurde die LINKE mit 22,91 % stärkste Kraft vor der SPD
    mit 21,06 %, den GRÜNEN mit 20,26 % und der CDU mit 19,21 %. Die AfD kam mit 7,15 % (54 Wähler*innen) über 5 %
    und dann gab es noch FDP (3,18 %) und BSW (3,05%).

    Bei den Erststimmen schaffte es Fee Roth (CDU) auf Platz 3 hinter Serdar Yüksel (SPD) und Max Lucks (GRÜNE). Cansın Köktürk (LINKE) kam mit 17,98 % auf Platz 4.
    (Quelle: 3)

    Fazit:

    Unser „Alsenkiez“ bleibt stabil links. Der Erdrutschsieg der LINKEN im Wahlbezirk 1404 hat mich persönlich in dieser Deutlichkeit überrascht. Und das, obwohl hier keine LINKE-Prominenz wohnt und die LINKE keinen expliziten Wahlkampf im und für den Kiez gemacht hat. Möglicherweise hat die Vertreibung der Fascho-Kneipe „Linie 5“ noch einmal einen Schub gegeben. Aber auch hier ist die LINKE als Partei nicht besonders in Erscheinung getreten.
    Vielleicht war es aber auch so, dass alle am LINKEn-Büro in der Universitätsstraße gesehen haben, dass diese Partei lebt und viel Zulauf von jungen Leuten hat.
    Fakt ist jedenfalls, dass unser Gemeinschaftsgefühl, das Alsenwohnzimmer, der Alsengarten, das Straßenfest usw. eine Bank gegen Rechts sind. Aber wir müssen uns auch bewusst sein, dass wir hier in einer kleinen Bubble leben.

    Wermutstropfen:

    Es gibt in Bochum Bezirke wie Bochum-Nord, Bochum-Ost und Wattenscheid, da kratzt die AfD an der 20 % Marke. (Quelle 4) Vom nördlichen Ruhrgebiet mal ganz zu schweigen.
    Der Rechtsruck zieht auch an Bochum nicht vorbei.

    Ach ja, schon im September 2025 gibt es in NRW die nächsten Kommunalwahlen. Die zieht andere, lokale Themen mit sich.

    Quellen:
    1: https://geoportal.bochum.de/mapapps/resources/apps/211/index.html?lang=de
    2: https://wahlen.regioit.de/3/bt2025/05911000/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=102&stimmentyp=1&id=ebene_6_id_23582
    3: https://wahlen.regioit.de/3/bt2025/05911000/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=102&stimmentyp=1&id=ebene_6_id_23580
    4: https://wahlen.regioit.de/3/bt2025/05911000/praesentation/uebersicht.html?wahl_id=102&stimmentyp=1&id=ebene_8

  • Zuppel

    Die Linke hat im Rahmen ihrer Haustür-Kampagne durchaus auch im Alsenkiez Präsenz gezeigt. Die jungen Aktiven haben im Rahmen ihrer Organizing-Kampagne an mehr als 9.000 Bochumer Haustüren geklopft. Und eines der Gebiete, wo das organisiert stattgefunden hat, war auch die Area von Alsenstraße und Umgebung.

    • Alsenkiez

      Hab ja auch nicht behauptet, das sie keinen Wahlkampf gemacht hat. Hab sogar an der Haustur ein nettes Gesprach geführt. Habe nur gesagt, dass sie den Alsenkiez nicht explizit bespielt haben.

  • Ralf Feldmann

    Ihr Spitzenergebnis bei den Zweitstimmen hat die Linke wohl in Bochum-Mitte im Stimmbezirk 1205 (Seniorenzentrum Dorstener Straße) erzielt: Linke 34,70, SPD 18,42, Grüne 18,42, CDU 8,42, AfD 5,76.

    Auch in Querenburg rund um die Uni und vor allem in der Hustadt ist die Linke stark. Im Stimmbezirk 5303 Unicenter gibt es folgendes Zweitstimmenergebnis: SPD 29,59, Linke 27,89, BSW 10,88, AfD 9,52, Grüne 8,84, CDU 6,80.
    Stimmbezirk 5305 Hustadt : Linke 33,06, SPD 26,13, Grüne 11,29, CDU 8,87, AfD 7,58.
    Stimmbezirk 5206 Laerholz, Papenburg, Heintzmannstraße : Grüne 27,25, Linke 25,00, SPD 18,44, CDU 10,25, AfD 6,15.
    Stimmbezirk 5205 Laerheide, östlich der Unistr., Steinkuhl-West: Linke28,68, SPD 19,74, Grüne 16,05, CDU 12,89, AfD 10,53.

    Die Freude darüber ist dadurch mehr als getrübt, dass in Bochum jede*r Siebte AfD gewählt hat, eine faschistoide, autoritär nationalradikale Partei, in Teilen und ihrer Führung von Nazis geprägt und gerichtlich bestätigt gesichert rechtsextrem. In Bochum drohte ihr Kandidat Meyer-Soltau, nun in den Bundestag gewählt und „alter Herr“ einer schlagendenden Studentenverbindung, seinem Mitbewerber Max Lucks von den Grünen Ohrfeigen an, faschistische Wahlhelfer aus dem Oberbergischen holten AfD-Wahlplakate aus einem Lieferwagen mit einem Werbeaufkleber für den NSU, und ein aggressiver Wahlhelfer für Meyer-Soltau drohte am Wahlstand der AfD, mir sämtliche Zähne auszuschlagen, wenn ich nicht abhaue. So sind sie, aber so etwas stört AfD-Wähler*innen auch in Bochum überhaupt nicht. Dass sie deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt sind, kann uns nicht beruhigen. Es bleibt viel zu tun gegen Rechts, vor allem gegen die AfD, aber auch gegen die, die vor lauter Löchern keine Brandmauer mehr haben und mit AfD-Politik gewinnen wollen.

  • Ernst-Wilhelm Belter

    Leserbrief zur Wahl

    Der Ausgang der gestrigen Wahlen verheißt nichts Gutes, ich würde sogar sagen, dass der Ausgang eine einzige Katastrophe ist. Nicht nur der Erfolg der AfD, die ihre Stimmenanzahl verdoppeln konnte, sondern auch der massive Zustrom zur CDU/CSU mit ihrem Kandidaten und voraussichtlich nächstem Kanzler Friedrich Merz machen mir Angst. Einen Kommentar zur AfD schenke ich mir, nur soviel: Wenn gerade ärmere Menschen verstärkt AfD gewählt haben, sollten diese einmal deren Programm zur Kenntnis nehmen, denn von dieser Partei, die hauptsächlich die Interessen von Großverdienern bedient, haben sie absolut nichts zu erwarten.

    Nun zu Friedrich Merz: Es lohnt sich auf seine berufliche Vergangenheit zu schauen. Von 2005 bis 2014 war er als Partner der internationalen Anwaltskanzlei Mayer, Brown. Rowe & Maw tätig, eine der größten Kanzleien der Welt. In dieser Funktion wurde er von der Soffin ( Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung) beauftragt die Abwicklung der maroden WestLB zu managen. Damit war er sehr erfolgreich, allerdings nur für sich. Für seine Dienste bekam er ein Honorar von 5000 Euro – pro Tag! Damit erzielte er, der sonst immer über zu hohe Leistungen für Bürgergeldempfänger klagt, nach 396 Tagen ein Honorar von fast 2 Millionen Euro. Die Aktiva der WestLB wurden dem Bankhaus HSBC zugeschachert, wofür Merz als Dank dafür den Vorsitz im Verwaltungsrat des HSBC erhielt. Die Ramschpapiere, die in eine Bad Bank ausgelagert wurden, haben den Steuerzahlern weitere 18 Milliarden Euro gekostet..

    Der noch größere Karriereschritt erfolgte im Jahr 2016, als er Vorsitzender im Aufsichtsrat des deutschen Ablegers des weltgrößten Vermögensverwalters Black Rock (BR) wurde, der ein Anlageportfolio von unglaublichen zehn Billionen (!!) Dollar zu verwalten hat. BR ist bei fast allen Dax – Konzernen der größte Einzelaktionär und insgesamt weltweit bis auf China in allen etwa 18000 Konzernen vertreten. Seine Lobbyisten sind ebenso weltweit tätig. Sie sind bei den Zentralbanken der USA und der EU, bei der EU – Kommission in Brüssel und bei den Regierungen in Washington, London, Paris und Berlin, ebenso in den Redaktionen aller Leitmedien der westlichen Welt vertreten. Es gibt weltweit kein anderes Unternehmen, das sich so sehr für die Interessen der Großfinanz einsetzt. Außerdem war Merz noch in den Gremien von AXA, der DBV Winterthur-Holding, der Commerzbank und vielen anderen Großkonzernen.

    Es ist geradezu grotesk, dass dieser Mensch, der nur die Interessen der Großfinanz kennt, als Bundeskanzler die Interessen der Bevölkerung wahrnehmen soll. Vielmehr ist zu erwarten, dass es einen radikalen Sozialabbau geben wird, dazu eine Politik gegen Arbeitnehmer und statt Fortschritten Rückschritte beim Klimaschutz. Auch der Naturschutz wird es schwer haben. Weiter tonnenweise Glyphosat auf den Feldern und damit noch weniger Insekten und Vögel. Die schon jetzt marode Infrastruktur wird noch mehr verkommen und an eine Besteuerung von Vermögen und hohen Erbschaften darf man gar nicht erst denken.

    Noch gravierender ist, dass er mehrfach angekündigt hat Taurus – Raketen an die Ukraine zu liefern um damit auch Ziele im russischen Hinterland anzugreifen, womit Deutschland dann unweigerlich selbst zur Kriegspartei würde. Gruselig!

    Immerhin hat es bei dieser Wahl auch zwei Lichtblicke gegeben, nämlich dass die FDP endlich aus dem Bundestag geflogen ist und die Linke einen Überraschungserfolg gefeiert hat, was aber leider die Gesamtbilanz nicht wirklich verbessert.

    Die Aussichten für 2019 machen da auch keine Hoffnung:. 2019 wird Alice Weidel Kanzlerin und die SPD freut sich knapp die 5% geschafft zu haben.

    Mein Tipp gegen die AfD: Fangt endlich mal an wirklich Politik für die Bevölkerung zu machen!!

    Ernst-W. Belter, 25.02.2025

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