Das Bochumer Bündnis Solidarität und Erinnerung lädt am Freitag, den 27. Oktober um 19 Uhr in der Volkshochschule im BVZ zu einer Gesprächsrunde unter dem Titel „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“ ein: »50 Jahre nach dem Militärputsch in Chile nehmen an dem Gespräch chilenische politische Aktivist:innen teil, die Gewalt, Widerstand und Exil erfahren haben und Menschen, die in der BRD in der Chilesolidarität aktiv waren. Wir sind davon überzeugt, dass wir auch heute noch sehr wichtige Lehren aus der chilenischen Erfahrung (Regierung Allende, Militärputsch aber auch aus der Revolte 2019 und dem Verfassungsprozess) ziehen können.
Der Militärputsch in Chile am 11.9.1973 gegen die gewählte sozialistische Regierung der Unidad Popular unter Salvador Allende hat weltweit großes Entsetzen, Empörung und Trauer ausgelöst. Nicht nur in der politischen Linken sondern bis weit in bürgerlich-liberale Kreise hinein, in Kirchen und Gewerkschaften. Hatte sich doch gezeigt und erneut bestätigt, wie brüchig bürgerlich-parlamentarische Demokratie sein kann, wenn Macht und Reichtum der national und international herrschenden Schichten ernsthaft in Frage gestellt werden.
In kürzester Zeit entstand eine riesige Solidaritätsbewegung über politische und Landesgrenzen hinweg. Für die damalige BRD bedeutete das: Unterstützung gefährdeter und überlebender ChilenInnen bei der Einreise, (Be)Schaffung von Arbeitsplätzen, Stipendien und sonstigen Unterhaltsmöglichkeiten und Unterstützung in den Asylverfahren, angesichts einer noch reaktionär bis faschistisch geprägten Ausländer- und sonstigen Bürokratie. Für den Widerstand in Chile wurden große Summen Geld gesammelt und gespendet im Rahmen von Veranstaltungen, Konzerten, Festivals (z.B. Kemnade International in Bochum) und sonstigen Aktivitäten. Aber auch die politische Diskussion über die Erfahrungen und Lehren aus dem gescheiterten ‚chilenischen Weg zum Sozialismus‘ nahmen breiten Raum in der Solidaritätsbewegung ein und strahlten bis weit in die kommenden Jahre und internationale Ereignisse aus. Genannt seien hier nur die Nelkenrevolution gegen die Diktatur im NATO- Land Portugal (April 1974), der Tod des faschistischen Diktators Franco samt anstehender politischer Transformation im NATO-Land Spanien (1975) und die politischen Auseinandersetzungen im NATO-Land Italien, wo eine starke Kommunistische Partei und eine sehr kämpferische Arbeiterklasse die herrschende Klasse dieses Landes und seiner westlichen Verbündeten ernsthaft herausforderte.«