
An ein paar wunderbar sommerlichen Stunden präsentierte am gestrigen Abend das Fritz Bauer Forum seine fertiggestellte Bibliothek und gab mit einen großen kulturellen Programm ein Versprechen, was an diesem Ort in Zukunft zu erwarten ist. In ihrer Begrüßung sagte Irmtrud Wojak, die Leiterin des Forums u.a.: »Fritz Bauer kehrte zurück, um dem Recht und der Pflicht zum Widerstand zu neuer Geltung zu verhelfen. Das klingt so unwahrscheinlich, wie es wagemutig war. Widerstand galt auch nach 1945 in Deutschland als Landesverrat. Remigranten, die wie Bauer von Anfang an gegen den nationalsozialistischen Ungeist gekämpft hatten, wurden als Verräter verunglimpft.
Und wie sieht es mit dem Ansehen von Widerstand oder Ungehorsam heute aus?
Wohlgemerkt, ich meine nicht den Widerstand in den Tagen des großen Unrechts, die Geschwister Hans und Sophie Scholl oder den Widerstand des 20. Juli 1944, zu dessen Rehabilitierung Bauer entscheidend beigetragen hat. Es geht um den kleinen Widerstand gegen das Unrecht im Alltag, der in der Demokratie tagtäglich erprobt und ausgeübt werden muss. Fritz Bauer hat auch das immer wieder betont: Der Widerstand in den Tagen des großen Unrechts setzt den kleinen Widerstand gegen das Unrecht im Alltag voraus.
In der Bibliothek des Fritz Bauer Forums werden wir diese Sichtweise weiterverfolgen, auf hierfür prädestiniertem Gelände. Die denkmalgeschützte ehemalige „Trauerhalle Havkenscheid“ des Bochumer Stadtbaumeisters Ferdinand Keilmann (1907-1979), dieses eindrucksvolle Gebäude im architektonischen Stil des Brutalismus, wurde zur Fritz Bauer Bibliothek umgebaut. Schon rein baulich ist es ein Gegenmodell zur nazistischen Architektur am Haupteingang des Bochumer Hauptfriedhofs. Auf 5.000 qm entsteht jetzt hier, rund um unsere Bibliothek, ein Zentrum für Menschenrechte, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Gräbern von über 2000 Zwangsarbeitern und zum Mahnmal für die Bochumer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus seine Arbeit aufnimmt.«