Montag 16.01.23, 12:12 Uhr

Ausstellung über tödliche Polizeieinsätze


Bochumer Antifaschist:innen der Gruppe non a parole zeigen vom 19. bis zum 29. Januar in enger Zusammenarbeit mit der Kampagne Tode bei Polizeieinsätzen aufklären (topa) im Atelier Automatique, Rottstraße 14) eine Schaufensterausstellung unter dem Motto “Polizei tötet.“ und schreiben dazu: »Durch verschiedene Plakate werden die Besucher*innen über 30 Todesfälle informiert, die deutschlandweit im Jahr 2022 im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen passierten. Die Initiative topa und non a parole veröffentlichten diese Zahl in einem Beitrag, der alle Todesfälle und die bisher bekannte Informationslage auflistet.

Da es keine öffentliche Liste vonseiten der Polizei zu Todesfällen im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen gibt, sind diese Rechercheergebnisse ein Versuch, um die Informationslücke zu schließen und werden auch vor Ort in der Rottstraße lesbar sein. Daneben werden auch Plakate und Rechercheergebnisse der Initiative Solidaritätskreis Mouhamed, die sich für die Aufklärung der Tötung des 16-jährigen Mouhamed Lamine Dramé durch die Polizei Dortmund einsetzt, ausgestellt.

„Der Impuls für diese Ausstellung kam durch den Eindruck, dass im letzten Jahr gerade in NRW viele Todesfälle bekannt wurden, die mit Polizeieinsätzen zusammenhingen. Und tatsächlich verstarben zehn der 30 Menschen allein in NRW. Phrasenhafte Formulierungen wie ´das Opfer befand sich in einer psychischen Ausnahmesituation´, die nach vielen tödlichen Einsätzen von den polizeilichen Pressestellen vorgebracht werden, lassen viele Fragen offen. Jegliche Mitschuld von beteiligten Polizist*innen wird schnell von sich gewiesen und alle Einsätze vor der Öffentlichkeit gerechtfertigt. Die schockierende Zahl von 30 Toten im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen ist für uns ein klares Zeichen eines strukturellen Problems in der Polizeiarbeit,“ so die Pressesprecherin von topa: „In unserer Recherche sind wir dabei vermehrt auf bekannte Diskriminierungsmuster wie Rassismus oder Benachteiligung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sowie wohnungslosen Menschen gestoßen. Die staatlichen Akteure müssen ihre Verantwortung anerkennen und Taten stoppen. Todesfälle bei Polizeieinsätzen müssen, in einer demokratischen und kritischen Gesellschaft, endlich unabhängig und konsequent aufgeklärt werden!“

Die meisten dieser 30 tödlichen Polizeieinsätze sind weder aufgeklärt noch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und die Mehrheit der Vorgänge bleiben ohne Konsequenzen für die Beamt:innen. Um dem entgegenzutreten, bietet die Schaufensterausstellung ab dem 19.01 die Möglichkeit, sich über diese Todesfälle zu informieren und um gleichzeitig für tödliche Polizeigewalt zu sensibilisieren.

Die Initiativen fordern dazu auf, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, wenn der Wunsch besteht, weitere Hinweise zu verstorbenen Personen, Gedenkarbeit oder Todesfällen öffentlich zu teilen.