Donnerstag 28.04.22, 09:57 Uhr

Karl Plagge – Ein Gerechter unter den Völkern


Vom 2. -8. Mai ist in der KoFabrik, Stühmeyerstraße 38, eine Ausstellung zu sehen über „Karl Plagge – Ein Gerechter unter den Völkern“. In der Einladung heißt es: »Der Holocaust in Litauen begann unmittelbar mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22.6.1941. Bereits Ende 1941 lebten in dem Gebiet von Vilnius – dem „Jerusalem des Ostens“ und geistigen Zentrum des Osteuropäischen Judentums – von ursprünglich 215.000 nur noch etwa 43.000 jüdische Menschen. In keinem anderen europäischen Land fand der Holocaust so schnell und umfassend statt wie in Litauen.

Eines dieser Arbeitslager in Vilnius – der „Heereskraftfahrpark“ ( HKP ) wurde von dem deutschen Wehrmachtsmajor Karl Plagge geleitet.

Mit vielen Tricks und erfundenen Sachzwängen gelang es ihm, „seinen“ – letztlich um die 1500 – jüdischen Arbeiter:innen und deren Familien einen gewissen Schutz vor willkürlichen Erschießungen, ein Grundmaß an Lebensmitteln sowie einen gewissen Zugang zu medizinischer Betreuung zu bieten. Unter Plagges Aufsicht gab es unter den Zwangsarbeitern des HKP von 1941 – 44 keine gewaltsamen Todesfälle.

Kurz bevor die SS wegen der anrückenden Roten Armee im Sommer 1944 das Lager mit der Absicht der endgültigen Ermordung der Zwangsarbeiter:innen übernahm gelang es Plagge – in Gegenwart der SS – eine verschlüsselte Warnung auszusprechen, indem er öffentlich mitteilte, dass die SS, eine „wie ihr wisst Organisation zum Schutz von Flüchtlingen“ das Lager am nächsten Tag übernehmen würde.

Die Häftlinge verstanden die Warnung und so konnten sich zunächst die meisten von ihnen verstecken. Allerdings überlebten nur etwa 250 von ihnen das Kriegsende.

Nach dem Krieg wurde Plagge wegen seiner Tätigkeit als Lagerleiter vor Gericht gestellt, allerdings traten Überlebende des HKP als Zeugen vor Gericht, die sein mutiges und uneigennütziges Handeln bezeugten.

Karl Plagge starb 1957 in Darmstadt und wurde auf Initiative von Nachfahren „seiner“ Überlebenden 2005 durch Israel als „Gerechter der Völker“ geehrt.

Sein Beispiel zeigt noch heute, dass auch ein einzelner Mensch effektiven Widerstand gegen die scheinbar unaufhaltbare Mordmaschinerie leisten konnte.

Eine Kooperation der Falken Bergisch-Land, Essen und Wuppertal und der Bochumer Gedenkinitiative GedächtnisStützen.«