Sonntag 05.09.21, 13:45 Uhr

Bauvorhaben „Dietrich-Benking-Straße“: Politik muss Farbe bekennen!


Für das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung erklärt Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt zu dem in der Bezirksvertretung Nord am 07.09.2021 auf der Tagesordnung stehenden Bauvorhaben „Dietrich-Benking-Straße“ in Bochum-Hiltrop: »In der Bezirksvertretung Nord steht nach der Sommerpause am 07.09.2021 mit dem Bebauungsplan Nr.1005 erstmals eines von den Vorhaben auf der Tagesordnung, die das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung mit seiner Plakat-Aktion „Versiegelung stoppen, Bochum nachhaltig planen“ nochmals auf den Prüfstand stellen will.

Vor der Sommerpause haben sich die Mitglieder der Bezirksvertretung Nord – wie auch die des Planungsausschusses – nicht festlegen wollen und die Entscheidung verschoben. Jetzt müssen ihre Mitglieder Farbe bekennen! Die Grünen im Bezirk Nord hatten sich bereits eindeutig positioniert:

Sie würden am liebsten komplett auf den Bebauungsplan verzichten. Schutz von Freiflächen und Klima hätte Vorrang. Im Grünzug „Hiltroper Feld“ sei eine Bebauung aus ökologischen und klimatechnischen Gründen nicht denkbar. Der zur Bebauung vorgesehene Bereich stelle eine wichtige Frischluftschneise dar und habe eine wichtige Funktion für das Mikroklima. Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes seien aber in der bisherigen Planung nicht berücksichtigt worden.

Das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung hat neben der Fläche im Hiltroper Feld aber noch weitere 31 Grün- Und Freiflächen in Bochum gefunden, auf die gerade dies zutrifft. Das eindruckvollste Beispiel ist sicherlich das Grabeland „Am Ruhrort“, das als natürliches Auffangbecken bei dem Hochwasser- und Starkregenereignis im Juli 2021 das weitere Eindringen der Wassermassen nach Dahlhausen verhindert hat.

Um überall in Bochum sichtbar zu machen, wo Versiegelung von Grün- und Freiflächen droht, hat das Netzwerk seine bochumweite Plakat-Aktion gestartet.

Schließlich zählt Bochum bereits heute bundesweit zu den 10 Großstädten mit dem höchsten Anteil an versiegelten Flächen. Im Ruhrgebiet landet Bochum sogar auf Platz vier der Schlechtesten-Liste https://www.bo-alternativ.de/2021/08/18/deutschlandatlas-zeigt-viel-versiegelt-wenig-wald/. Bochum täte also gut daran, sich jede weitere Versiegelung genau zu überlegen!

Dies meint auch Prof. Dr. Rudolf Juchelka vom Geographischen Institut an der Universität Essen/Duisburg. Er hat in einem Interview zu der vorgesehenen Bebauung „Am Ruhrort“ mit Blick auf die Stadt Bochum gefragt, warum in Zeiten des Klimawandels die vielen ehemaligen Industriestandorte, mit denen das Ruhrgebiet werbe, nicht zur Wohnbebauung genutzt werden könnten.

Die SPD im Bochumer Norden sieht dies offenbar anders. Zwar lehnt auch sie „zu viel Versiegelung“ ab und will den dörflichen Charakter Hiltrops erhalten. Sie will sich aber wohl nur Einwirkungsmöglichkeiten auf die konkrete Bebauung der Fläche sichern.

Das Netzwerk hingegen verlangt, dass die Fläche im Hiltroper Feld – wie auch die weiteren in die Plakat-Aktion einbezogenen – vor der Aufstellung eines Planungskonzepts auf ihre ökologische Wertigkeit und Klimarelevanz überprüft werden.

Am Bauvorhaben „Dietrich-Benking-Straße“ in Bochum-Hiltrop wird sich erstmals zeigen, ob die Lokalpolitik erkannt hat, dass der Klimawandel auch in Bochum angekommen ist.«