Donnerstag 06.08.20, 08:56 Uhr

Stilllegung einer Giftmüllverbrennungsanlage?


In Herne kämpft die sehr rege Bürgerinitiative (BI) „Dicke Luft“ gegen den häufig gesetzwidrigen Betrieb einer Giftmüllverbrennungsanlage an der Stadtgrenze zu Bochum. Jetzt gibt es Pläne zur Stilllegung der Anlage. Die BI schreibt in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der BUND Kreisgruppe Herne: »Die Freude der Mitglieder von BUND und BI war natürlich groß, als der SUEZ Geschäftsführer die Stillegungspläne des Unternehmens der Öffentlichkeit mitteilte. Allerdings wurde die Freude sehr schnell wieder getrübt, da es viele widersprüchliche Aussagen von Herrn Bonkhofer zu hören und zu lesen gab: Vom Komplettverkauf bis zur Weiterführung der mechanischen Aufbereitung wurden uns ganz unterschiedliche Szenarien präsentiert. Daher ist klar, die Klage des BUND NRW gegen die letzte Genehmigung der Bezirksregierung wird so lange aufrecht gehalten bis eine endgültige Klärung im Sinne einer Komplettstilllegung entschieden ist. Sollte für die thermische Aufbereitung ein neuer Betreiber gefunden werden, wird sich dieser mit der Klage auseinandersetzen müssen.
Dass sich der Betrieb als rein mechanische Aufbereitung mit der bestehenden Genehmigung betreiben lässt, bezweifeln wir und lassen dies bereits anwaltlich prüfen. Die Belastungen der Nachbarschaft würden mit der mechanischen Aufbereitung weiter gehen und dies ist für die BI nicht hinnehmbar.
Herr Bonkhofer hat vor allem wirtschaftliche Beweggründe für die Entscheidungen der SUEZ-Gesellschafter angeführt. Nach unseren Informationen hat aber die anhaltend schlechte Außendarstellung der Anlage die Entscheidung in Frankreich maßgeblich beeinflusst: Die letzte Genehmigung wird beklagt, die BI „Dicke Luft“, der BUND und die Nachbarschaft haben immer wieder Misstände offengelegt, die Staatsanwaltschaft Bochum hat zur Zeit Strafanzeigen der Bezirksregierung und von Privatpersonen gegen den Herner Betrieb vorliegen. Wir prüfen zur Zeit, wie wir neue Informationen, die wir aus dem SUEZ-Umfeld erhalten haben, in die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen einbringen können. Uns wurde von einer deutlich erhöhten Krebshäufigkeit in der Belegschaft der Bodenreinigungsanlage berichtet: Wenn von 35 Mitarbeitern, die gleichzeitig im Betrieb gearbeitet haben, sieben an Krebs erkranken, dann ist das kaum noch durch eine zufällige Häufung zu erklären. Aus diesem Grund beharren wir weiter auf unserer Forderung nach Bodenuntersuchungen im Umfeld der Anlage. Der Betrieb dieser Anlage, von der seit mehr als 20 Jahren Belastungen ausgehen, ist komplett zu beenden und das Gelände der vorhandenen Gewerbesituation angepasst zu nutzen.«