Den wahren Zustand der Radverkehrssituation an einer der radialen Straßen erfahren, gemeinsam mit vielen Radfahrer*innenn eine “kritische Masse” auf die Straße bringen und anschließend entspannt den Abend bei einer mobilen Grillage ausklingen lassen. Das ist das heutige Programm der Radwende Bochum. Dazu lädt das Bündnis aus inzwischen 14 umwelt- und verkehrspolitischen Gruppen plus Einzelpersonen ab 17 Uhr ein. Treffpunkt für die gemeinsame Tour mit gemütlichem Ausklang ist die Glocke am Rathaus. Von hier startet später um 19 Uhr auch die monatliche Critical Mass, bei der im Juli 105 Radler*innen dabei waren. “Dass vielen Menschen in Bochum der Umstieg vom Auto aufs Rad noch schwer fällt, liegt vor allem an der bescheidenen Rad- und ÖPNV-Infrastruktur”, erklärt Ralf Bindel von attac für das Bündnis Radwende. “Bei der Bürgerkonferenz Mobilität im Mai war das Votum der Teilnehmer*innen deutlich, dass sich 87 Prozent einen Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Rad, Bus und Bahn vorstellen könnten, wenn die Bedingungen besser wären.” 62 Prozent gaben an, mit dem Pkw unterwegs zu sein und nur 38 Prozent nutzen die Alternativen.
Weiter erklärt das Radwende-Bündnis: »Die Klimaschutzziele von Paris und damit auch von Bochum lassen sich nur erreichen, wenn es endlich zu einer Emissionswende im Verkehr kommt, sind sich die Radwender*innen einig – zumal auch in Bochum die Emissionen im Verkehrssektor die einzigen sind, die steigen, statt zu fallen. “Städte haben dazu die besten Möglichkeiten: Hier lässt sich die vorhandene Infrastruktur kostengünstig zulasten des Autoverkehrs kürzen und zugunsten des Umweltverbunds aus Rad, Bus, Bahn und ‘zu Fuß’ erweitern”, erklärt Ralf Bindel. “Das kann die Umwandlung von mehrspurigen Zufahrts- und Ausfallstraßen in dedizierte Rad- und einspurige Autospuren sein, die deutliche Trennung von Radspuren bei Tempo 30 für Autofahrer, die Erhöhung von Parkgebühren und die Vergünstigung des ÖPNV mit besserer Taktung.” Deutlich müsse auch die Trennung von Rad- und Fußwegen sein, denn wenn mehr Verkehr auf das Rad verlagert werden soll, dürfe die schwächste Gruppe, die Fußgänger*innen nicht leiden, so die Ansicht der Radwende-Aktivist*innen. Alle Maßnahmen müssen zudem unter dem Aspekt des Klimanotstands in Bochum geprüft werden. “Ein ‘weiter wie bisher’ kann es nicht geben. Die Planungen für die Radialen müssen den motorisierten Individualverkehr reduzieren.”
Wie schlecht die Situation für Radfahrer*innen gerade auf den transportintensiven so genannten Radialen wie der Königsallee, der Alleestraße, der Castroper Straße, der Wittener, Hertener und der Dorstener Straße sind, wollen die Radwende-Gestalter*innen am Freitag mit einer Mängeltour auf einer dieser Hauptstraßen dokumentieren. “Das Thema Radialstraßen ist seit 1988, seit dem Pilotprojekt Radwege- und Beschilderungsplan Bochum, also seit über 30 Jahren auf der Tagesordnung. Umgebaut wurden nur Herner und – auf niedrigstem Niveau – die Dorstener Straße und auch nur, weil die Stadt dazu gezwungen war – wegen der Straßen- und U-Bahnlinien 302 und U35. Selbst die Radfahrstreifen auf der Unistraße sind ein Abfallprodukt der U35 und gegen den Widerstand von Polizei und Verwaltung durchgesetzt worden”, fasst Ralf Bindel die Erkenntnisse der Radwende zusammen. “Unsere Forderung ist deshalb: Tempo 30 oder Radwege, hier und jetzt!”
Nach Mängeltour und Critical Mass am Freitag wollen die Radwender*innen bei entspannten Sommersounds grillen und chillen. Dazu ist Selbstorganisation angesagt: “Bringt kleine Grills mit, Grillgut, Getränke und Musik!”«
Quellen:
Vorläufiges Ergebnis Bürgerkonferenz Mobilität: https://www.bochum.de/C125708500379A31/CurrentBaseLink/W2BCKBT3896BOCMDE
CO2-Entwicklung Verkehr im Klimaschutzkonzept 2030 der Stadt Bochum:
https://www.bochum.de/C125708500379A31/vwContentByKey/W2A6CFEG886BOCMDE
Tempo 30 und Klimawirkungen:
http://de.30kmh.eu/tempo-30-einzelthemen/klimawirkung/