Freitag 08.06.18, 15:05 Uhr
Eine extraordinäre Unterkunft

Brutalistic airbnb



Im Rahmen der künstlerischen Bespielung des Campusgeländes der Ruhr-Universität vom 11. – 19. Juni durch den Masterstudiengang Public Art der Bauhaus Universität Weimar, wird es die Möglichkeit geben, den Campus auf experimentelle und brutale Art und Weise neu zu erleben. In der Ankündigung des Projektes heißt es: »Während dieser Zeit wird es möglich sein, sich über die Plattform airbnb in das Gelände „einzumieten“ bzw. eine Nacht dort zu verbringen.
Dabei schläft man eben nicht wie gewohnt in einem Zimmer, sondern jeder Gast wählt selbst wo er*sie sich auf dem großen Gelände niederlässt. Um die Nacht nicht frieren zu müssen und thematisch inspiriert zu werden, wählt man ein Survival-Kit auf unserer airbnb-Seite aus, dass einem ermöglicht, mit entsprechendem Equipment eine Nacht auf dem Campus zu verbringen.
Dabei wurde jedes Kit von anderen privaten oder politischen Akteuren zusammengestellt. Es trägt stets einen „Ismus“-Titel, besteht aus 7 Objekten/Tools und thematisiert unterschiedliche Motive und Kritiken des Campus, der Plattform airbnb und dem Umgang von Leerständen.
(hier der Link zum Inserat „Brutalistic airbnb“)
Für die Übernachtung zu Verfügung stehenden SURVIVAL-KITS (Bilder zu den Kits siehe Inserat auf airbnb): Das Romantizismus_Kit, von David Friedrich, verspricht eine von Exotismus und Instagramism geprägte Erfahrung. Es ermöglicht extravagante Erlebnisse im brutalistischem Ambiente und arrangiert somit eine perfekte Selbstinszenierung und Konstruktion des Selbst.
Das Aneignungsismus_ & Besetzerismus_Kit, des Kollektivs Raumstation, treten als Partnerkit auf und geben eine Einführung in Aktions- und Interventionsmöglichkeiten gegenüber Leerstand und eindimensionaler Wohnraumpolitik. Dafür gibt es Tools und inhaltliche Tipps.
Zwei weitere Kits, das Artismus_Kit von Künstler Vincent Brière und Narzismus-Kit von Künstlerin Sofie Foster, beziehen sich auf die hedonistische Lebensweise, Festivalisierung und Depolitisierung einer Generation und der Vereinnahmung der Künstlerkritik der 68er, durch den Neoliberalismus.
Das Aktivismus_Kit, von Jakob Wirth, ermöglicht flexible und temporäre Interventionen. Dabei helfen Mobilisierungs- und Kommunikationstools und ermutigen die Nutzer*innen zu Aktionen rund um Gentrifizierung und Brutalismus.
Ab sofort buchbar:
Ab sofort ist es möglich unter airbnb eine Übernachtung auf dem Ruhr-Uni Campus zu buchen – Stichwort: „brutalistic airbnb – eine extraordinäre Unterkunft“.

Thematische Ergänzung:
Airbnb ist in Großstädten weltweit zum Sinnbild für Ökonomisierung von Privaträumen und Verdrängung/Gentrifizierung geworden (dabei stellt Bochum jedoch eine Ausnahme dar). Obwohl Stadtsoziologen wie bspw. André Holm nicht im Klaren sind, ob dies eine Folge von, oder Treiber für, Gentrifizierung, also Aufwertung und Verdrängung, darstellt.
Klar ist jedoch, dass wenn gesamte Privatwohnungen kommerzialisiert und für Tourismus geöffnet werden (á la airbnb), Wohnraum für Stadtbewohner*innen wegfällt und demnach die Mieten steigen.
Ein anfangs auf dem Sharingprinzip basierender Grundgedanke, wird von der Sharing Economy vereinnahm und in den Markt eingeführt. Profite und nicht mehr das Teilen und effiziente Nutzen von Wohnraum steht im Mittelpunkt.«